Die Löwin
Gebäude, und der Torturm, der den kleinen Innenhof abschloss, wirkte auch nicht besonders wehrhaft.
Die Anlage gehörte zu den Grenzfestungen der Malatesta von Rimini und Pesaro gegen die Montefeltro von Urbino und war einem Vetter aus der weiteren Verwandtschaft der Malatesta unterstellt. Dieser zog es jedoch vor, in Pesaro zu leben, und hatte einen Kastellan bestimmt, der mit einem knappen Dutzend Söldner an diesem einsamen Fleck Wache hielt. Der Mann war nicht besonders erfreut, Borelli, Ranuccio und deren Leute in die Burg einlassen zu müssen. Obwohl Caterinas Vetter ein Schreiben von Ugolino Malatesta vorweisen konnte, sah es einen Augenblick so aus, als wolle der Kastellan sie zurückweisen.
Ranuccio rettete die Situation, indem er erklärte, der Condottiere werde in wenigen Tagen nachkommen. »Der Signore dürfte sehr zornig werden, wenn er uns in einem Dorf unten antrifft und hören muss, dass uns die zugesagte Gastfreundschaft verwehrt wurde!«, setzte er hinzu, zufrieden damit, seinem Vetter wieder einmal dessen Grenzen aufgezeigt zu haben.
Der Kastellan knickte sichtlich ein. »Warum habt Ihr nicht gleich gesagt, dass Ihr nur die Vorhut des Capitano bildet?« Seufzend gab er Befehl, die Tore zu öffnen, und schlurfte davon, um das dienstbare Wesen, welches in der Burgküche residierte, davon zu informieren, dass Gäste zu bewirten seien.
Ranuccio sah dem Mann kopfschüttelnd nach und winkte seinen Männern, ihm zu folgen. Das halbe Dutzend Bewaffneter, das sich neugierig auf dem Burghof versammelt hatte, stellte in seinen Augen keine Gefahr dar. Hätte er den alten Wehrbau einnehmen wollen, wären sie binnen eines Augenblicks überwältigt gewesen, und der Rest der Besatzung, der zumeist aus Knechten bestand, hätte dann keinen Widerstand mehr geleistet. Er genoss diesen Gedanken, ließ sich aber nicht hinreißen, ihn in die Tat umzusetzen. Die Malatesta würden dieses Gemäuer eher Stein für Stein abtragen, als es einem Fremden zu überlassen, der es an ihre Feinde in Urbino verkaufen könnte.
Die Wachen betrachteten die Ankömmlinge mit kritischen Blicken und erahnten, dass sie es trotz des kriegerischen Aufputzes ihrer Gäste eher mit Räubern als mit ehrlichen Söldnern zu tun hatten. Allein die Tatsache, dass sie zwei gefesselte Frauen mitschleppten, die offensichtlich von Stand waren, verhieß Ärger.
Ranuccio bemerkte ihre zweifelnden Blicke, schwang sich aus dem Sattel und stellte sich breitbeinig vor ihnen auf. »Die Weiber sind unsere Privatsache! Die gehen euch nichts an.«
Die meisten Wachen und neugierig zusammengelaufenen Knechte ließen sich von Ranuccios Auftreten einschüchtern. Einer aber baute sich vor den ungebetenen Gästen auf. »Weiß Capitano Ugolino davon?«
»Natürlich weiß er es! Er hat uns mit den beiden hierher geschickt.«
Während der Mann hastig zurücktrat, als habe er eben eine Mutprobe bestehen müssen, befahl Ranuccio seinen Männern abzusteigen und wies einen der Wächter an, ihm einen sicheren Raum zu zeigen, in den er die beiden Frauen sperren konnte.
»Kein Kerker, sondern eine Kammer mit einer festen Tür und kleinen Fenstern, durch die die Signorine nicht hindurchschlüpfen können. Es muss ein Bett darin stehen, groß genug, dass ich heute Nacht sehr bequem darin schlafen kann!« Er bewegte sein Becken provozierend vor und zurück und lachte schallend, als er die verständnislosen Mienen der Burgwachen sah.
Caterina bohrte vor Verzweiflung die Fingernägel in ihre tauben Handballen. Wie es aussah, würde die Entscheidung über ihr Schicksal noch vor dem nächsten Morgengrauen fallen. Wenn es Bianca und ihr nicht gelang, ihre Peiniger zu überlisten und aus der Burg zu entkommen, würden sie viehisch missbraucht und dabei wie ein alter Handschuh von einem Mann zum anderen gereicht werden, bis von ihnen nur noch zuckende Fleischbündel übrig waren.
12.
Das Zimmer, in das man die Freundinnen brachte, roch modrig und steckte voller Gerümpel, welches die Männer des Kastellans auf Ranuccios Befehl nach draußen tragen mussten. Zum Schluss blieb nur noch ein Bettgestell übrig, in das ein Knecht zwei Strohsäcke und ein paar halbwegs saubere Decken stopfte.
Während das Zimmer hergerichtet wurde, löste Ranuccio Bianca die Fesseln, presste sie an sich und rieb seinen Unterleib an dem ihren. »Ich werde mich jetzt für die Nacht stärken, damit ich es dir so richtig besorgen kann.«
Da sie ihm wegen des Knebels nicht antworten konnte, nahm er ihn
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