Die Löwin
finden und viele Städte und Adelsrepubliken auf seine Seite bringen, die jetzt noch bereit waren, sich unter die Herrschaft des Visconti zu stellen.
Bei dem Gedanken an den im Augenblick gefährlichsten Feind wanderte Legrellis Blick weiter zu seinem nächsten Gast, bei dem es sich ebenfalls um einen Caetani handelte, nämlich um Rodolfo, einen der beiden Neffen des Herzogs von Molterossa. Er war von seinem Vetter Amadeo aus der Gunst seines Onkels vertrieben worden und nannte sich nun nach seiner Mutter d’Abbati. Ein Bruder seiner Mutter, der Kardinal und ein enger Freund des jetzigen Stellvertreters Petri auf Erden war, hatte dem jungen Mann einen Grafentitel verschafft, mit dem dieser nun seinen Namen schmücken konnte. Aber noch fehlte Rodolfo das Vermögen und vor allem der Landbesitz, der seinen Rang zur Geltung bringen konnte. Dennoch war es ihm gelungen, eine kleine Kompanie mit fünfzig Lanzen aufzustellen, und er versuchte gerade, einen möglichst vorteilhaften Soldvertrag abzuschließen. Herzog Gian Galeazzo würde es sich gewiss einiges kosten lassen, den jungen Mann auf seine Seite zu ziehen.
»Hier ist es verdammt still geworden!« Franz von Eldenbergs Stimme ließ die Männer zusammenzucken. Muzio Attendolo ergriff seinen Becher und tat, als trinke er, Henry Hawkwood stieß einen englischen Fluch aus, nicht zuletzt, um zu zeigen, dass er der Sohn eines der bedeutendsten Condottieri war, eines Mannes, der bis vor ein paar Jahren Italiens Machtverhältnisse beeinflusst hatte. Malatesta trank einen Schluck und lobte den Wein, während Tortona die übrigen Condottieri belauerte und dabei unbewusst den Knauf seines Dolches streichelte.
Rodolfo d’Abbati aber nickte Eldenberg grinsend zu. »Da habt Ihr wohl Recht, Signore. Vorhin lief das Mundwerk unseres Gastgebers wie geschmiert, doch seit sich abzeichnet, dass die Sahne, die er uns um die Bärte streichen wollte, nicht bei allen haften bleibt, schmollt er wie ein kleiner Junge, mit dem niemand spielen will.«
Da Legrelli wusste, welchen Wert sein Herr auf diesen jungen Schnösel legte, hob er mit einem gekünstelten Lachen seinen Pokal. »Ein Mann muss auch einmal seine Gedanken sammeln können, mein Freund. Nur ein Weib schnattert den ganzen Tag wie eine Gans. Das werdet Ihr auch noch lernen müssen.«
D’Abbati lachte auf und ließ sich von einem Diener seinen Pokal füllen. »Auf Euer Wohl, Messer Battista! Dieser Tag soll uns in guter Erinnerung bleiben, ganz gleich, ob wir in Zukunft auf Eurer Seite oder gegen Euch reiten.«
»Welche gute Erinnerung? Ich habe selten so viel dummes Zeug gehört wie heute!« Franz von Eldenberg schob seinen Pokal, den ein Diener füllen wollte, ärgerlich beiseite und stand auf. »Wenn Ihr erlaubt, Messer Battista, werde ich jetzt mit meinem Sohn und meinem Neffen aufbrechen. Es ist alles gesagt worden, was gesagt werden musste, und mehr gibt es nicht zu bereden.«
»Messer Francesco, wollt Ihr es Euch nicht doch noch einmal überlegen? Mein erlauchter Verwandter, der Herzog von Mailand, bietet Euch das Amt des Capitano del Popolo in jeder Euch beliebenden Stadt, die er seinem Herzogtum im nächsten Krieg hinzufügt – und zwar als erbliches Lehen!« Legrelli glaubte zwar nicht mehr, den alten Sturkopf noch umstimmen zu können, aber er musste es wenigstens versuchen.
Die beiden jungen Männer in Monte Eldes Begleitung schienen sich von dem großzügigen Angebot des Mailänder Herzogs durchaus beeindrucken zu lassen, und Giacomo, der damit rechnen konnte, einmal als Sohn und Erbe in die Fußstapfen seines Vaters treten zu können, hielt diesen am Ärmel fest. »Vielleicht sollten wir doch in Verhandlungen mit dem Herzog von Mailand treten. Es ist doch keine Schande, mit ihm zu reden.«
Ehe der junge Eldenberg den Vorschlag ganz ausgesprochen hatte, fuhr sein Vetter Fabrizio wie von einem Skorpion gestochen herum. »Was soll dieser Unsinn, Giacomo? Dein Vater hat einen gültigen Vertrag mit Pisa unterschrieben und wird ihn einhalten. Daran gibt es nichts zu deuteln.«
»Gut so, Fabrizio!«, lobte Francesco di Monte Elde den Sohn seines jüngeren Bruders, der nach seinem Geburtsort benannt worden war, da seine Mutter weder die Ehefrau noch eine Mätresse Ludwig von Eldenbergs gewesen war, sondern eine Stallmagd, die dieser sich mangels einer standesgemäßen Gespielin in sein Bett geholt hatte. Fabrizios Eltern waren längst tot; er selbst galt als einer der Stellvertreter seines Onkels und nahm begierig
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