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Die Löwin

Die Löwin

Titel: Die Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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selbst aus den Visconti-hörigen Landen gut versorgen konnte, brauchte sie nur auszuhungern, bis sie zu schwach waren, eine Waffe zu halten.
    »Für den Ruhm Eldenbergs, Hans Steifnacken, und für das Andenken meines Vaters und meines Bruders! Ihr Mörder steht dort drüben. Verflucht sollen wir sein, wenn Borelli uns diesmal entgeht!«
    »Bei Sankt Michael, das wird er nicht!« Steifnacken riss seine Mütze vom Kopf und schwenkte sie lachend durch die Luft, ehe er wie ein übermütiger Schuljunge die Treppe hinunterrannte.
    Noch einmal blickte Caterina über das Land und versuchte, den stechenden Schmerz im Magen zu ignorieren. Sie fühlte sich bei weitem nicht so sicher, wie sie es ihrem getreuen Unteranführer vorgespielt hatte. Wenn der Feind auch nur das Geringste von ihrem Manöver wahrnahm, würde er ihnen eine schnelle Reitereinheit entgegensenden und ihren lang auseinander gezogenen Heerwurm zerschmettern. Der Gedanke ließ sie auch dann nicht los, als sie vom Turm hinabstieg und auf den Burghof trat. Botho Trefflich mühte sich gerade damit ab, die Schnallen an seinem Harnisch zu schließen, obwohl ein Diener bereitstand.
    »Auf ein Wort, Trefflich! Ihr habt mir bis jetzt die Treue bewiesen, doch Eure Schulden bei mir sind längst beglichen und Ihr hättet bereits vor mehr als einem Jahr in Eure Heimat zurückkehren können. Ich will, dass Ihr es jetzt tut, denn ich möchte meine Seele nicht mit Eurem Tod belasten. Eines sollt Ihr jedoch für mich tun: Nehmt Bianca und ihre Töchter mit und seht zu, dass sie auf Burg Eldenberg eine neue Heimat finden.« Caterinas Stimme schwankte, doch es war in ihren Augen das Einzige, was sie für die einstige Geliebte ihres Vaters und für ihre beiden Halbschwestern noch tun konnte. Die Bilder der beiden Mädchen schoben sich in ihre Gedanken, und sie bedauerte, sie nicht so oft an ihr Herz gedrückt zu haben, wie sie es verdient hätten. Da ihr in diesem Moment Tränen in die Augen schossen, übersah sie Bothos abwehrende Handbewegung.
    »Jungfer Caterina – Capitana! Ich würde mich glücklich schätzen, könnte ich Bianca und die Kinder nach Schwaben bringen. Doch Bianca wird nicht gehen und Euch und so viele Freunde ihrem Schicksal überlassen.«
    Caterina spürte einen dicken Kloß im Hals, denn ihr wurde klar, dass Trefflich schon mit Bianca geredet haben musste, und sie glaubte auch nicht, dass es ihr gelingen würde, die Freundin zur Flucht zu überreden. Bianca war über viele Jahre mit der Eisernen Kompanie verbunden, weitaus länger als sie selbst, und ihr Gottvertrauen größer als das ihre. Daher nickte sie Botho zu, befahl ihm barsch, Steifnacken zu unterstützen, und eilte mit raschen Schritten auf den Palas zu, um sich zu rüsten. Die Truppe sollte ihre Capitana an der Spitze sehen.

7.
    S teifnacken und die ihm unterstellten Anführer vollbrachten wahre Wunder. Sowohl für die Späher des Feindes wie auch für Amadeo und die meisten Bewohner Molterossas sah es so aus, als zögen die Söldner der Eisernen Kompanie in die Stadt ein und schlügen ihr Quartier an der Seemauer auf. Es gab jedoch einen fremden Beobachter, der gut versteckt von einem der Hügel aus zusah, wie Caterina mit ihren Männern das Städtchen durch die kleine Seepforte verließ und den schmalen Weg am Ufer einschlug. Es handelte sich um Gaetano, der in die Rolle von Rodolfos Vertrautem hineingewachsen war, nachdem ihr Dienstherr, der Marchese Olivaldi, Rodolfos Stellvertreter Mariano Dorati immer mehr mit eigenständigen Missionen betraut hatte. Gaetano wartete noch ein wenig, bis der größte Teil der Eisernen Kompanie auf dem Uferpfad marschierte, und folgte ihnen ein Stück über den Höhenzug. Dann zog er sich zurück, um seinem Capitano Bericht zu erstatten.
    Als er vor Rodolfo stand, spielte ein verächtliches Lächeln um seine Lippen. »Das hätte ich von der Compagnia Ferrea nie erwartet! Sie hat immer noch einen Ruf zu verlieren. Aber es sieht tatsächlich so aus, als würde die Tedesca Molterossa seinem Schicksal überlassen. Ich glaube allerdings nicht, dass sie den Angreifern entkommen wird. Herzog Gian Galeazzo hat ein beachtliches Heer zusammengezogen, das Molterossa ohne größere Verluste in die Knie zwingen und dann die Eisernen verfolgen und niedermachen kann.«
    Rodolfo rieb sich die Stirn, hinter der es sich mit einem Mal so leer anfühlte, dass es schmerzte. »Was sagst du da? Die Eiserne Kompanie hat die Stadt verlassen und den Weg am See entlang

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