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Die Löwin

Die Löwin

Titel: Die Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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müsst wieder das Kommando übernehmen. Dieser Laffe Amadeo führt uns schnurstracks in den Untergang.«
    Caterina schrak aus ihren Gedanken auf und hob den Kopf. »Ist unser Schicksal nicht so oder so besiegelt?«
    »Sterben müssen wir, das ist gewiss! Aber ich will als Krieger zur Hölle fahren und nicht als Maus! Man nennt uns die Eisernen, und wenn wir schon untergehen müssen, sollen sich die Leute noch lange an unsere letzte Schlacht erinnern. Euer Vater hätte sich gewiss nicht hinter den Mauern einer Stadt verkrochen, sondern dem Feind zu einem Tanz aufgespielt, an dem der Teufel selbst seine Freude gehabt hätte.«
    Steifnacken war den Tränen nahe und schüttelte sich wie ein Hund, der ins Wasser gefallen war, um seine Haltung zurückzugewinnen. Dann holte er tief Luft und deutete auf das eigene Lager. »Wir haben nicht mehr viel Zeit! Wenn wir nichts unternehmen, überrascht uns der Feind in völliger Unordnung. Ihr müsst etwas tun, Jungfer!«
    Caterina spähte zu der Staubwolke hinüber, die den anrückenden Feind anzeigte. Dann blieb ihr Blick einige Herzschläge lang auf seinen Leuten hängen und glitt zuletzt über die Stadt und den kleinen See zu Füßen des Burghügels. Etliche kleine Boote strebten vom hiesigen Ufer fort und versuchten so schnell wie möglich die gegenüberliegenden Hügel zu erreichen. Ihre Insassen wollten wohl den Pfad erreichen, der auf die Grenze von Molterossa zulief. Dort führte eine Straße tiefer in die Berge. Auf ihren Ausritten hatte Caterina die Gegend erkundet und sie wusste, dass es dort einen weiteren, wenn auch recht schwierig zu gehenden Weg gab, auf dem man das feindliche Heer umgehen und in dessen Rücken gelangen konnte. Sie machte sich keine Illusionen, von dort aus die vereinigten Kompanien Ugolino Malatestas und Hawkwoods zersprengen zu können, doch es wäre zumindest möglich, ihnen so viel Schaden zuzufügen, dass sie hinterher zu schwach waren, die Stadt zu erobern.
    Dann fauchte sie wütend, denn sie hatte die Schwachstelle in ihren Überlegungen entdeckt. Es war der See. Es gab einfach nicht genug Boote, um die Leute der Compagnia Ferrea und deren Pferde hinüberschaffen zu können. Die einzige Möglichkeit wäre die Straße gewesen, die im großen Bogen um ihn herumführte, doch die konnte der Feind einsehen.
    Sie warf einen bösen Blick auf das unschuldige Gewässer, das ihr den Weg für einen Erfolg versprechenden Angriff verlegte, und entdeckte dabei einen Schilfsammler, der seinem Gewerbe trotz der Bedrohung durch den Feind nachging. Mit einem Mal lachte sie auf, denn sie erinnerte sich an den sumpfigen Pfad, der direkt am Ufer entlanglief und von Fischern und Riedschnittern benutzt wurde. Er war so schmal, dass er selbst von hier oben nicht zu erkennen war, bot aber Platz für einen Mann, der sein Reittier führte. Für den Feind war er ebenso wenig einsehbar wie von den eigenen Wachen, und er lag auf der dem Heerwurm abgekehrten Seite des Sees und konnte daher von Malatesta nicht gesperrt werden.
    Von neuem Mut erfüllt schlug sie Steifnacken auf die Schulter. »Du hast Recht, Hans! Wir müssen sehr rasch handeln. Machen wir Signore Amadeo doch die Freude, unsere Kompanie in die Stadt einrücken zu sehen. Wir halten uns hier jedoch nicht auf, sondern verlassen Molterossa durch die Seepforte und marschieren um das Gewässer herum.«
    »Um zu fliehen oder zu kämpfen?«
    »Wenn wir fliehen, verfolgen uns Malatestas Leute und hauen uns zusammen. Nein, mein Guter, wir suchen die Schlacht und werden kämpfen, wie die Eisernen noch nie gekämpft haben!«
    »Jawohl! Genau das tun wir!« Steifnacken wuchs sichtlich und grinste. »Wenn Ihr mich entschuldigen wollt! Ich werde die Männer holen.« Er war schon halb auf der Treppe, als er noch einmal innehielt. »Ihr werdet mit uns reiten müssen, Jungfer. Die Kerle sind es gewohnt, der Fahne ihres Capitano zu folgen.«
    Caterina nickte, obwohl sich ein bitterer Geschmack in ihrem Mund breit machte. Sie war schon oft vor der Truppe einhergeritten und hatte sie auch vor Rividello in den Kampf geführt. Diesmal aber würde es anders sein als damals, blutiger, verzweifelter und ohne Aussicht auf Erfolg. Sie empfand plötzlich Angst und hätte am liebsten alles abgeblasen. Dann hätte sie sich hinter den Mauern von Molterossa verschanzen müssen, wie Amadeo es vorgeschlagen hatte. Das aber würde die Stadt und ihre Bewohner nicht retten, sondern ihnen allen nur ein Ende ohne Ehre eintragen. Der Feind, der sich

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