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Die Löwin

Die Löwin

Titel: Die Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Borelli hörte, die Eiserne Kompanie habe sich in die Stadt zurückgezogen, jubelte er auf. »Jetzt sitzen sie wie die Ratten in der Falle! Ich hatte schon befürchtet, dieses Miststück würde versuchen, über die Berge zu fliehen. Aber jetzt kann sie mir nicht mehr entgehen!«
    »Ihr redet wohl von Eurer Verwandten?«, fragte Ugolino Malatesta spöttisch. Auch er fühlte sich wie im Fieber, endlich hatte der Feldzug gegen Molterossa begonnen. Noch wusste er nicht, wie es ihm gelingen würde, die festen Mauern der Stadt und vor allem die Burg vor dem Erscheinen seines Vetters Pandolfo zu stürmen. Aber er war bereit, alles auf eine Karte zu setzen. Dabei kam Borellis Hass ihm entgegen, denn dieser würde eher seine Männer und sich selbst ins Verderben führen, als sich seine Rache aus der Hand nehmen zu lassen. In seiner Wut würde er die Breschen schlagen, die ihm, Ugolino Malatesta, zum endgültigen Sieg verhalfen, bevor Pandolfo erschien und allen Ruhm für sich beanspruchte.
    Er holte tief Luft und erteilte seine Befehle. »Borelli, Aniballi, ihr beide werdet mit euren Leuten die Vorhut übernehmen. Dringt bis zu den Mauern vor und versucht, eines der Tore zu öffnen!«
    Borelli nickte grimmig, obwohl dieser Befehl das Todesurteil für die meisten seiner und Aniballis Söldner bedeutete. Aber auch er wusste, dass Molterossa rasch erobert werden musste. »Wir werden eine der kleineren Pforten knacken, und dann gehört die Stadt uns. Die Verluste werden die Männer allerdings so wild machen wie Höllenteufel und sie werden über die Weiber herfallen. Da dürfte keine Öse ungepunzt bleiben und so mancher hübsche Knabe wird ebenfalls daran glauben müssen.«
    Malatesta lachte darüber wie über einen guten Witz. »Prächtig, Borelli! Gewiss werdet Ihr dabei mittun.«
    »Bei den Weibern! Die Knaben überlasse ich anderen.« Es hörte sich so zornig an, als wünschte er sich die Manneskraft, um über alle weiblichen Wesen Molterossas herfallen zu können.
    Solche Gefühlsausbrüche machten einen Mann blind für jegliche Gefahr, dachte Malatesta, rieb sich innerlich die Hände und schickte Borelli los, den Angriff vorzubereiten. Inzwischen hatte die Spitze des Heeres die Stadt erreicht, und die Quartiermeister schwärmten aus, um die besten Plätze für den Aufbau der Lager zu suchen. Da Malatesta den Eingeschlossenen einen verzweifelten Ausfall zutraute, ließ er genügend Söldner vorrücken, um die Tore zu überwachen. Er selbst ritt um die Mauern herum, soweit das Gelände es zuließ, und stellte fest, dass man den Ort nur noch über den See verlassen konnte. Die Straße, die am jenseitigen Ufer verlief, wurde jedoch von Rodolfo Caetani bewacht, der jeden Flüchtling einkassieren würde. Bei dem Gedanken an das Geld, das der Conte d’Abbati dabei von wohlhabenden Bürgern erbeuten konnte, ärgerte sich Malatesta und hoffte, dass nicht zu viele Leute die Stadt verlassen würden. Seine eigene Kasse war so leer, dass er die fette Beute selbst brauchen konnte.
    Malatestas Überlegungen wurden durch Henry Hawkwood unterbrochen. Der Engländer hatte zu ihm aufgeschlossen und wies auf die Mauern von Molterossa. »Jetzt ist sie so gut wie unser!« Er sprach mit einem Akzent, der englisch klingen sollte, sich aber künstlich und ein wenig lächerlich anhörte.
    Ugolino Malatesta schnaubte. »Seit Eurer Heldentat bei Pisa seid Ihr wohl auch nicht mehr gut auf die Dame zu sprechen.«
    Hawkwood ging auf diese Spitze nicht ein. »Was wollt Ihr jetzt tun? Die Belagerung erklären?«
    »Das wäre das Vernünftigste gewesen. Doch ich konnte Borelli und Aniballi nicht zurückhalten. Sie wollen unbedingt mit ihren Leuten vorrücken und eines der Tore aufbrechen. Sobald das geschehen ist, rücken wir in die Stadt ein. Oder seht Ihr einen Grund, weshalb wir auf meinen Vetter Pandolfo warten sollen? Dieser Paradiesapfel dort drüben wartet doch nur darauf, von uns gepflückt zu werden!«
    Trotz seines Hasses auf Caterina würde Hawkwood die nötige Umsicht nicht vergessen, und daher klopfte Malatesta sich innerlich auf die Schulter. Wenn er sich für die großen Verluste rechtfertigen musste, die dieser Angriff mit sich bringen würde, konnte er jegliche Schuld den beiden Narren Borelli und Aniballi in die Schuhe schieben.
    Hawkwood interessierte sich jedoch nicht dafür, unter welchem Kommando die Stadt erobert wurde, für ihn zählte ein Pandolfo Malatesta ebenso viel oder wenig wie ein Ugolino. Wie die meisten Condottieri war er

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