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Die Löwin

Die Löwin

Titel: Die Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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eingeschlagen?«
    »Genauso ist es, Capitano. Ich bin ihnen sogar ein wenig gefolgt und habe gesehen, wie sie die Straße nach Semantia erreicht haben und diese im flotten Tempo entlanggezogen sind. Wenn sie auf diese Art weitermarschieren, werden sie etliche Stunden Vorsprung vor Ugolino Malatesta und Borelli gewinnen.« Gaetano wollte noch etwas sagen, doch Rodolfo deutete ihm an zu schweigen.
    Der junge Capitano hatte etliche Jahre seines Lebens in dieser Gegend verbracht und kannte die Landschaft mindestens ebenso gut wie den Inhalt seiner Satteltasche. Er konnte nicht glauben, dass Caterinas Kompanie Fersengeld geben würde, ohne eine einzige Schlacht geschlagen zu haben. So konzentrierte er sich darauf, sich in Caterinas Lage zu versetzen und ihren Plänen nachzuspüren. Plötzlich zuckte er zusammen und schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn, denn er glaubte zu verstehen, was die Capitana vorhatte. »Gaetano, versuche dich zu erinnern, ob du Frauen bei den Eisernen gesehen hast – und Kinder! Wenn du Recht hast, müsstest du zwei kleine Mädchen gesehen haben, etwa acht und zehn Jahre alt.«
    Sein Untergebener schüttelte den Kopf. »Ich habe nichts dergleichen gesehen, Capitano, nur die Tedesca. Sie trug einen Kettenpanzer, hatte aber ihren Helm abgenommen, sonst hätte ich sie für einen ihrer Offiziere halten können.«
    »Im Rock?«, fragte Rodolfo spöttisch.
    »Ihre Beine waren nicht zu erkennen, denn sie wurden zuerst vom Schilf verdeckt, und auf der Straße ritt jener zu kurz geratene Deutsche neben ihr. Ich habe sie nur anhand ihres langen Haares erkannt, das sich gelöst hatte und im Wind aufstob.« Gaetano klang leicht beleidigt, denn er hatte viel riskiert und sah sich nun mit Spott belohnt.
    Rodolfo hob begütigend die Hände. »Schon gut, mein Lieber! Du hast deine Sache ausgezeichnet gemacht. Ich begreife, was Caterina plant. Sie ist wahnsinnig, aber mutiger als ein Dutzend Männer. Allein der Gedanke, mit meinen Soldaten schutzlos am Ufer des Sees entlangziehen zu müssen, überzieht meine Arme mit einer Gänsehaut. Besäße Malatesta nur ein wenig Verstand, hätte er die Eisernen dort mit Leichtigkeit zerschlagen können. Der Kerl läuft wirklich so kurzsichtig wie ein Ochse durch die Gegend und Borelli ist auch nicht besser. Aber um ehrlich zu sein – ich fürchte, die Tedesca hätte wohl auch mich überrascht.« Er schüttelte mit einem leicht erstaunten Ausdruck den Kopf und lachte leise vor sich hin.
    Gaetano stieg von einem Bein auf das andere, als drücke ihn die Blase, aber er wich nicht von der Stelle. »Ich verstehe nicht … Was soll die Tedesca denn vorhaben?«
    »Sie will eine Schlacht schlagen, von der man noch lange erzählen wird. Bei Gott, dieses Weib ist wirklich verrückt!« Rodolfos Augen funkelten spöttisch, aber sein Tonfall verriet eher Achtung vor der Capitana der Eisernen Kompanie. Für einen Augenblick starrte er ins Leere, als wäre ein unangenehmer Gedanke in ihm aufgestiegen, dann grinste er Gaetano an. »Nimm dir ein anderes Pferd, mein Guter, und reite zu den Herren Borelli und Malatesta. Übermittle ihnen meine besten Grüße und teile ihnen mit, dass ich die Straße, die jenseits des Sees verläuft, blockieren werde, damit niemand darauf fliehen kann.«
    »Ihr wollt die Eiserne Kompanie überholen und ihr den Weg verlegen? Also kämpft Ihr doch für Visconti!« Gaetano kratzte sich am Kopf, denn die eigene Truppe war kleiner als Caterinas und durch einen höheren Anteil an Fußsoldaten auch langsamer.
    Rodolfo versetzte ihm einen scherzhaften Rippenstoß. »Zerbrich dir über meine Absichten nicht den Kopf, sondern tu, was ich dir aufgetragen habe. Signore Ugolino wird sich gewiss freuen, Botschaft von mir zu erhalten. Teile ihm auch mit, sein Vetter Pandolfo sei nur noch einen Tagesmarsch entfernt.«
    Jetzt verstand Gaetano überhaupt nichts mehr. Er hätte zu gerne gewusst, was Rodolfo wirklich plante, aber es war sinnlos, danach zu fragen, denn das Gesicht seines Capitano verriet ihm, dass der Kirchturm des Örtchens, bei dem sie lagerten, redefreudiger sein würde. Leicht verärgert, weil er mit leerem Magen und dem unerfüllten Wunsch nach einem Becher Wein wieder aufbrechen sollte, verließ er das Zelt. Rodolfo sah ihm nach und kicherte dabei leise vor sich hin. Dann erinnerte er sich an einige Bemerkungen des Marchese, die Caterina und Amadeo gegolten hatten, und sein Gesicht verfinsterte sich. »Verflucht sollen sie sein!«

8.
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