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Die Löwin

Die Löwin

Titel: Die Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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bemüht, die Verluste unter seinen Leuten so gering wie möglich zu halten. Gut ausgebildete Söldner waren sein Kapital und konnten nicht so rasch durch gleichwertige ersetzt werden. Wenn Borelli und Aniballi mit ihren Männern die schwerste Last bei diesem Angriff schultern wollten, konnte es ihm nur recht sein. Wie wichtig ein wohlüberlegter Einsatz der eigenen Soldaten war, konnte er an den Kompanien der beiden angriffslustigen Herren ablesen. Sowohl Borellis wie auch Aniballis Männer waren schlecht ausgebildetes, beutegieriges Gesindel, das gerade einmal gut genug dafür war, das erste Treffen zu bestreiten und jene Lücken zu reißen, in die die richtigen Soldaten hineinstoßen konnten. Und es gab noch einen weiteren Grund, der Hawkwood mit einem raschen Angriff einverstanden sein ließ.
    Er zeigte auf den See. »Dieser Platz gefällt mir nicht. Ich will nicht, dass meine Leute sich mit Malariafieber herumschlagen müssen, das an feuchten Stellen blüht.«
    »Dann sollten wir zusehen, dass Molterossa rasch fällt, damit Eure Kerle feste Quartiere in der Stadt beziehen können.« Malatesta winkte ihm lachend zu und ritt weiter, um sich mit der Stadt und ihrer Umgebung vertraut zu machen.
    Hawkwood spie aus und folgte ihm ein Stück. »Ich hoffe, Ihr achtet diesmal etwas mehr auf das, was hinter Eurem Rücken geschieht, Signore Ugolino. Oder habt Ihr Euer Heldenstück vor Rividello vergessen?«
    Malatesta fuhr herum und hob die Hand, um den anderen mit einem Faustschlag aus dem Sattel zu schmettern. Dann ließ er den Arm sinken, lachte auf und erteilte Aldobrando di Muozzola den Befehl, mit fünfzig Lanzen ein Stück die Straße hoch zu lagern. »Ich glaube zwar nicht, dass irgendjemand Molterossa zu Hilfe kommen wird, doch ich will diesen englischen Büffel beruhigen. Hawkwood macht sich angesichts des bevorstehenden Sturms auf die Stadt in die Hose.«
    Mit dem angenehmen Gefühl, den Ruf des Engländers untergraben zu haben, machte Malatesta kehrt und suchte die Stelle auf, an der seine Knechte gerade sein Feldherrenzelt errichteten. Ein Diener wartete bereits mit einem Becher Wein auf ihn, und während Malatesta genüsslich trank, sah er zu, wie Borellis und Aniballis Söldner sich durch Schilde und rasch angefertigte Schutzdächer notdürftig gegen die Pfeile schützten, die von den Zinnen regneten, und gegen das Haupttor und zwei kleinere Pforten vorrückten. Die Taktik ist gut, dachte er, denn sie zwang die Verteidiger, sich aufzuteilen und ihre Kräfte zu schwächen.
    Der Wein schmeckte ihm noch besser, als kurz darauf die ersten Axtschläge herüberschallten. Malatesta stellte sich bereits das dumme Gesicht Pandolfos vor, wenn dieser vor Molterossa erschien und ihn als Eroberer der Stadt antraf. Nur die Burg störte seine Laune ein wenig, denn es würde hart werden, diesen wehrhaften Bau zu erobern. Wenn er nicht zu viele seiner Leute opfern wollte, musste er sich mit dem Besitz der Stadt zufrieden geben und warten, bis Pandolfo kam.
    Mit einem Mal wurde Ugolino Malatestas wohliger Gedankenfluss durch wildes Geschrei gestört. Er zuckte zusammen und verschüttete einen Teil des Weines auf der polierten Brustplatte seines Harnisches. Im gleichen Moment stürmte Aldobrando di Muozzola herein und stieß beinahe mit dem Diener zusammen, der das Malheur mit einem Tuch beseitigen wollte. »Capitano, eine große Schar Krieger zieht hinter uns die Straße herauf!«
    Malatesta stieß den Bediensteten beiseite und drehte sich zu di Muozzola herum. »Was faselst du da?«
    »Ein Heer ist hinter uns aufgetaucht! Es müssen mindestens zwei- oder dreihundert Lanzen sein, wenn nicht noch mehr.« Aldobrando di Muozzola wollte noch etwas sagen, doch ein wüster Fluch Malatestas erstickte seine Worte.
    »Bei allen Höllenteufeln, das kann nur mein von Gott verfluchter Vetter Pandolfo sein! Der Kerl hat erfahren, dass wir auf Molterossa vorgerückt sind, und daraufhin seinen Marsch beschleunigt. Aber das wird ihm jetzt auch nichts helfen. Die Stadt gehört uns! Muozzola, mach, dass du hinauskommst. Alarmiere die Hauptleute meiner Kompanie. Sie sollen sich mit ihren Leuten zum Sturm fertig machen. Sobald eines der Tore erbrochen ist, gehört die Stadt uns.«
    »Aber was ist mit dem Heer in unserem Rücken?«, wagte di Muozzola einzuwenden.
    »Vergiss es! Bis mein Vetter eintritt, wird meine Fahne über den Mauern Molterossas wehen.« Da der andere noch zögerte, gab Malatesta auch ihm einen Stoß und blaffte dann den Diener

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