Die Löwin
an, endlich seinen Harnisch zu säubern.
»Vorher aber bringst du mir einen Becher mit Wein, du verdammter Hund – und sei das nächste Mal gefälligst geschickter, sonst stecke ich dich ins erste Treffen. Wie lange ein Wurm wie du dort überlebt, kannst du dir selber ausmalen.« Eine Ohrfeige begleitete diese Worte.
Während der Diener sich bemühte, alle Aufträge zur gleichen Zeit zu erledigen, bleckte Ugolino Malatesta die Zähne in die Richtung, in der er seinen Vetter wähnte. »Selbst wenn du Siebenmeilenstiefel hättest, würdest du zu spät kommen!«
Unterdessen eilte Muozzola von Fähnlein zu Fähnlein und rief die Männer auf, sich zum Kampf zu rüsten. Sein Blick glitt dabei immer wieder nach hinten. Ich hätte Malatesta sagen müssen, wie nahe die fremden Krieger bereits gekommen sind, fuhr es ihm durch den Sinn. Er beruhigte sein Gewissen jedoch damit, dass der Capitano-General ihm einen Befehl erteilt hatte, den er ungesäumt befolgen musste. Trotzdem war er wohl der Einzige in Malatestas Heer, der sich nicht wunderte, als hinter ihnen Waffenlärm aufklang. Er eilte zu einer Stelle, die ihm eine gewisse Aussicht bot, und sah eine Wand aus Reitern unter den schwarzen und roten Fahnen Monte Eldes auf das noch unfertige Lager zukommen. Seine kleine Truppe, die den Weg hätte halten sollen, war bereits hinweggemäht worden wie ein der Sichel zum Opfer gefallenes Gerstenfeld.
Im Gegensatz zu Muozzola konnte Ugolino Malatesta im ersten Augenblick nicht begreifen, was um ihn herum geschah. Er hörte seine Söldner schreien, vernahm das krachende Geräusch von Schwerthieben und das Wiehern getroffener Pferde. Verwirrt verließ er sein Zelt, dessen Halteseile immer noch nicht vollständig abgespannt worden waren, und starrte um sich.
»Was ist los, du Hund?«, fuhr er einen Söldner an, der gegen ihn prallte.
»Die Eisernen, die Eisernen!«, stotterte dieser und wies mit zitternden Fingern in Richtung des Feindes.
»Sie werden uns niedermachen wie damals vor Rividello!«, schrie ein anderer Söldner und wollte an Malatesta vorbei zum See hinablaufen. Der Capitano packte ihn und drehte ihn so, dass er mit dem Gesicht zum Feind stand. »Das ist deine Richtung! Oder willst du vor einem Weib fliehen?«
Trotz der Entfernung, die ihn noch von Caterina trennte, hatte Malatesta sie inmitten ihrer Krieger erkannt und holte tief Luft. »Wollt ihr, dass es heißt, ihr seid schon wieder vor dieser deutschen Hure davongelaufen? Wo bleibt eure Ehre, Männer? Sammelt euch und haltet stand. Diesmal werden wir siegen!«
Malatestas Stimme klang laut und beschwörend durch das Lager und ließ manchen seiner Söldner vor Scham erröten. Die ersten blieben stehen, kehrten das Gesicht zum Feind und packten ihre Schwerter und Lanzen. »Vorwärts! Kämpft! Wir sind ihnen sowohl an Zahl wie auch an Mut überlegen!«
Ersteres stimmte, doch das Zweite war nur ein frommer Wunsch. Trotz der anfeuernden Worte standen Malatestas Leute vor Verblüffung oder Angst wie erstarrt. Erst das anfeuernde Beispiel ihrer Offiziere brachte sie dazu, sich gegen den anstürmenden Feind zu stellen. Während die Eisernen bereits die ersten Reihen ihrer Gegner hinwegfegten, war deren Hauptteil jedoch noch immer dabei, sich vor der Stadt zu sammeln.
Malatesta sah, wie seine Krieger unter dem Ansturm wankten. »Wo bleiben Hawkwoods Männer? Immer wenn man diese Hunde braucht, sind sie nicht da!«
»Ich hole sie!« Aldobrando di Muozzola hatte sich zu Malatesta durchgekämpft und dessen Worte vernommen. Sofort machte er kehrt und wurde schon auf halbem Weg von Söldnern beschimpft, die ihn für einen Feigling auf der Flucht hielten.
9.
A madeo Caetani wollte seinem Onkel eben die Nachricht überbringen, dass die Eiserne Kompanie spurlos verschwunden sei, als der vor der Stadt aufklingende Schlachtenlärm den Herzog aufspringen ließ. »Kommt mit!«, herrschte Arnoldo Caetani seinen Neffen und den Capitano seiner Wachen an und stürmte beinahe so agil wie ein junger Mann die Treppe zum Turm empor. Das Bild, das sich ihm da oben bot, ließ sein Herz aufjubeln.
Lachend wandte er sich dem keuchenden Amadeo zu und wies auf die kämpfenden Krieger. »Dort drüben greifen die Eisernen an, die du so schmerzlich vermisst hast! Bei Gott, ich könnte Caterina umarmen und küssen. Was für ein kühner Plan! Wäre ich nur ein paar Jahre jünger, ich würde sie heiraten und zur Mutter prächtiger Söhne machen!«
Amadeo zuckte zusammen. Es sähe seinem
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