Die Löwin
greisen Onkel ähn-lich, ihn bei einem Sieg über die Visconti-Truppen durch einen Balg zu verdrängen, den er mit Caterina gezeugt hatte. In dem Moment wünschte er tatsächlich den Visconti-Truppen den Sieg und überlegte sich, wie er sich Herzog Gian Galeazzo so angenehm machen könnte, dass dieser ihm nicht nur die Verwandtschaft zu seinem Onkel verzieh, sondern ihn unter die Schar der Edelleute aufnahm, die den herzoglichen Hof von Mailand bevölkerten.
»Allein schaffen die Eisernen es nicht. Sie brauchen Unterstützung. Amadeo, sammle rasch die Garde und die Miliz und mache einen Ausfall. Wenn Gott und die Heilige Jungfrau uns gewogen sind, wird der Feind wanken und weichen.«
Der scharfe Befehl seines Onkels riss Amadeo aus seinen Gedanken. Er starrte hinaus und sah, wie der Sturmlauf der Monte-Elde-Söldner allmählich an Schwung verlor. Nicht mehr lange, dann würde sich die zahlenmäßige Überlegenheit des Feindes auszahlen. Eigentlich hätte er sich an die Spitze der Stadtmiliz setzen und eingreifen müssen, aber er spürte kein Verlangen, die sicheren Mauern der Stadt zu verlassen.
»Onkel, es befinden sich zu viele feindliche Söldner direkt vor den Toren. Wenn wir jetzt einen Ausfall wagen, schlagen sie sich durch unsere Reihen und gelangen in die Stadt. Dann wäre Molterossa wirklich verloren.«
Sein Einwand war nicht unberechtigt. Der Herzog konnte jedoch erkennen, dass die ersten feindlichen Fähnlein nach hinten gerufen wurden und die Aufmerksamkeit des Restes mehr den Angreifern von außen galt. Er streifte seinen Neffen mit einem verächtlichen Blick und deutete auf den Kommandanten seiner Wache. »Nimm deine Truppe und alles, was an Stadtmiliz deinem Kommando folgt, und führe sie in die Schlacht!«
Der Hauptmann blickte Amadeo fragend an, da dieser als sein Capitano-General und zudem als Erbe des alten Herzogs galt. Eine energische Geste des alten Herrn brachte ihn jedoch dazu, seinem Befehl umgehend zu gehorchen.
Arnoldo Caetani stützte sich auf die Zinnen und starrte mit brennenden Augen auf das Schlachtfeld. Um einen Sieg zu erringen, benötigten sie die Hilfe aller Heiligen, das war ihm klar, und dennoch hoffte er auf ein Wunder, das die Capitana der Eisernen vollbringen würde. »Die Eiserne Caterina! Wahrlich, der Spott einiger Leute ist Wirklichkeit geworden! Das Mädchen hat den Mut einer Löwin!«
Aber die Wirklichkeit, die sich vor seinen Augen ausbreitete, zerstörte bald seine Hoffnung, und er tröstete sich angesichts des Gemetzels damit, dass der Name Molterossa nach dieser Schlacht mit glühenden Lettern in die Geschichtsbücher geschrieben würde. An Amadeo, der mit grünlichem Gesicht hinter ihm stand, verschwendete er keinen Gedanken mehr. Mit seiner Weigerung, einen Ausfall zu machen und Caterina zu unterstützen, war er in seiner Gunst tiefer gesunken als eine Maus in der Speisekammer. Mit einem Aufseufzen schob er den Gedanken an seinen anderen Neffen beiseite, der gewiss nicht zu feige gewesen wäre, den Ausfall zu leiten.
Unter ihm wurden nun die Tore der Stadt geöffnet und er sah seine Garde unter dem Kommando ihres Capitano ausrücken. Aniballis und Borellis Männer, die trotz aller Unruhe in ihrem Rücken verbissen die Tore berannten, bemerkten, dass das Haupttor sich öffnete, doch die, die jubelnd hindurchstürmten, rannten in die Speere der herzoglichen Garde und der Stadtmiliz.
Mit grimmiger Zufriedenheit bemerkte der Herzog, dass sein Hauptmann und die Offiziere der Bürgerwehr das Tor freikämpften und den Feind zurückwarfen. Gleichzeitig litt er mit seinen Männern, die von den erfahrenen Söldnern in Stücke gehauen wurden, und verfluchte sein Alter, das es ihm unmöglich machte, an ihrer Seite zu kämpfen. »Sie schaffen es. Sie werden den Feind werfen!«
Es war ein verzweifeltes Stoßgebet, denn Arnoldo Caetani sah, dass die Angreifer, die die anderen Pforten berannt hatten, nun auf das Haupttor zuströmten. Auch machten mehrere Fähnlein der Hawkwood-Söldner, die sich schon formiert hatten, um sich Caterina in den Weg zu stellen, auf dem Fuß kehrt und rückten gegen die ausfallenden Truppen vor.
»Unsere Männer werden in kurzer Zeit vernichtet sein und dann dringen die Feinde in die Stadt ein!« Für diese Worte fing Amadeo einen finsteren Blick seines Onkels ein. Doch auch der Herzog konnte nicht verhehlen, dass sich das Schlachtenglück nun langsam, aber stetig den Angreifern zuneigte. Es gelang weder seinen Leuten noch Caterinas
Weitere Kostenlose Bücher