Die Löwin
gerichtet und nickte widerwillig. »So soll es sein!«
»Rudersklave? Nein! Dann hängt uns lieber gleich auf«, schrie Felix auf.
Sein Gefährte hingegen fiel auf die Knie und reckte Caterina die Hände entgegen. »Gnade, Herrin! Tut mit uns, was Ihr wollt, doch lasst uns am Leben.«
»Tut ihm den Gefallen, Capitana! Verkauft die beiden nach Venedig. Mögen sie auf den Galeeren unter dem Banner San Marcos die Ruder führen und ihre Schuld im Kampf gegen die Heiden büßen.«
Rodolfos Stimme besaß eine Macht, der Caterina sich nicht entziehen konnte. »Es soll so geschehen, wie Ihr es vorgeschlagen habt, Conte.« Dann sah sie ihre Leute an. »Schafft sie mir aus den Augen, sonst drängt es mich doch noch, einen Baum mit ihnen zu schmücken!«
12.
Die Verluste der Eisernen Kompanie waren größer als in jeder anderen Schacht. Zwar hatte es nicht übermäßig viele Tote gegeben, doch nur ein geringer Teil der Männer war noch uneingeschränkt kampffähig. Zum Glück gab es in Molterossa mehrere gute Ärzte, die sich wohltuend von jenen unterschieden, die Caterina in ihrer Heimat kennen gelernt hatte. Selbst der fanatischste Anhänger der heiligen katholischen Kirche war nun dankbar für die Kunst der jüdischen und griechischen Mediziner, deren Arzneien den Schmerz erträglich machten und deren Operationen keinen Wundbrand hervorriefen.
Wer noch arbeitsfähig war, half mit, die Stadt zur Verteidigung vorzubereiten, so dass sie Pandolfo Malatesta und seinem Heer nicht wie ein reifer Apfel in den Schoß fallen würde. Trotz der vielen Arbeit, die an den Kräften der Unverletzten und der Frauen zehrte, welche ebenso hart zugriffen wie die Männer, nahmen die Bürger und die Söldner beider Truppen sich die Zeit, Amadeo Caetani gebührend zu Grabe zu tragen. Der Herzog ließ seinen Neffen mit allen Insignien eines Erben von Molterossa in der Kirche der Heiligen Jungfrau aufbahren, angetan mit einem silbern glänzenden Harnisch und umgeben von den Blumen, welche die Frauen und Mädchen der Stadt aus Dank für die tapfere Verteidigung ihrer Heimat und ihrer Ehre bei ihm niederlegten.
Als Amadeo an der Seite seiner Vorfahren zur letzten Ruhe gebettet wurde, fühlten selbst jene Trauer, die ihn früher bespöttelt hatten. Der Herzog weinte nicht weniger als damals, als sein einziger Sohn gestorben war, und Rodolfo söhnte sich am Grab des Vetters mit diesem aus und schwor sich, alles zu tun, Molterossa zu retten, damit Amadeos Tod nicht umsonst gewesen war.
Auch Caterina vermochte sich der Erschütterung und Verzweiflung nicht zu entziehen, die die Menschen um sie herum bei der Trauerzeremonie packten, und klammerte sich schluchzend an Bianca, die an diesem Tag mehr Tränen vergoss als bei der Nachricht vom Tod ihres Bruders Camillo. Fulvio di Rumi, der seinen Wert als tapferer Offizier und Ritter bewiesen hatte, befehligte die Ehrenwache, die den Toten in die Gruft begleitete. Da sowohl Steifnacken wie auch de Lisse verletzt waren, würde er nun die Eiserne Kompanie als Caterinas Stellvertreter in die Schlacht führen müssen. Bianca sah sich mehrmals zu ihrem Bruder um, der mit seinem neu gewonnenen Selbstvertrauen deutlich zeigte, dass er ein erwachsener Mann geworden war. Noch öfter aber blickte sie zu Botho hinüber, der weniger stolz als erleichtert darüber wirkte, immer noch am Leben zu sein, und der nun wider besseres Wissen auf ein gutes Ende hoffte. Er bemerkte Biancas Blicke, zwinkerte ihr zu und lächelte in Erinnerung an die wundervollen Augenblicke, die sie ihm geschenkt hatte und die er als ihr Ehemann weiterhin mit ihr teilen wollte.
Später beim Totenmahl im großen Saal der Burg setzte Botho sich an Biancas Seite und schnitt ihr lächelnd das Fleisch vor.
Rodolfo beobachtete ihre Reaktion und lächelte Caterina an. »Eure Freundin scheint eine Vorliebe für Männer aus dem Norden zu haben.«
»Warum sollte sie Botho zurückweisen? Er hat sich in den letzten Jahren als tapferer Mann erwiesen – und ihr Bruder braucht ihren Schürzenzipfel nicht mehr.« Caterinas Antwort klang so herb, dass Rodolfo sich fragte, weshalb er ihr so unsympathisch war. Immerhin hatte er ihr vor ein paar Jahren geholfen, sich vor Borelli in Sicherheit zu bringen, und ihr im Kampf um diese Stadt das Leben gerettet. Mit dem Gedanken, dass er diese Frau wohl nie verstehen würde, wandte er sich seinem Onkel zu und hob sein Glas. »Auf Molterossa und auf Amadeo, der sich Eures Vertrauens als würdig erwiesen
Weitere Kostenlose Bücher