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Die Löwin

Die Löwin

Titel: Die Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Himmelsjungfrau, das wird keiner tun!« Steifnacken erhob sich mühsam und kniete vor Rodolfo nieder. »Herr, Ihr habt gekämpft wie ein Gott der alten Sagen! Nehmt meinen Dank dafür, dass Ihr den Tod meines Herrn und dessen Sohnes gerächt und unsere Capitana vor der Klinge dieses Mordbuben bewahrt habt.«
    Caterina stieß zischend die Luft aus. »Du tust ja gerade so, als wäre ich ein wehrloses Weibchen und nicht geübt darin, selbst das Schwert zu führen!«
    Sie wusste selbst nicht, weshalb sie so unwirsch reagierte, denn dem von Hass zerfressenen Borelli hätte sie niemals standhalten können. Diese Erkenntnis brachte sie dazu, Rodolfo nun etwas freundlicher zu begegnen. »Euch, Conte, spreche ich meinen Dank aus, auch im Namen Eures Oheims, der sich gewiss glücklich schätzt, Euch und Eure Männer auf unserer Seite zu sehen. Euer Lehnsherr, der Marchese Olivaldi, wird Euch vermutlich wenig Dank dafür wissen.«
    Sie sagt es, als wäre ihr Großvater für sie nicht nur ein Fremder, sondern ein hassenswerter Feind, dachte Rodolfo leicht verärgert, schließlich war es Leonello da Polenta selbst gewesen, der ihn aufgefordert hatte, auf der Seite seines Onkels zu kämpfen. Das wollte er Caterina schon erklären, verschluckte die Worte jedoch und lächelte hinterhältig. Diese Überraschung wollte er dem Marchese wirklich nicht vorwegnehmen. Caterina würde sich noch wundern. Vorerst machte es ihm Spaß, sie ein wenig an der Nase herumzuführen. »Ich hoffe, Ihr legt bei meinem Onkel ein gutes Wort für mich ein, damit er mich in Molterossa willkommen heißt. Zu meinem Herrn kann ich nämlich, wie Ihr eben richtig bemerkt habt, nach dieser Schlacht wohl kaum mehr zurückkehren.«
    »Bei Gott! Und ob du willkommen bist!« Arnoldo Caetani, Herzog von Molterossa, hatte den Capitano seiner Wache fallen sehen, und als Amadeo gegen Borelli anritt, war ihm klar geworden, dass er die letzte Verteidigung seiner Stadt selbst übernehmen musste. Daher hatte er sein Pferd satteln lassen und war hinausgeritten. Doch anstatt seine Leute zu sammeln und das Haupttor zu sichern, hatte er sich ebenfalls von dem Geschehen in Bann ziehen lassen. Nun trabte er auf Rodolfo zu und schloss ihn in die Arme. Einige Augenblicke lang war nur sein erleichtertes Schluchzen zu hören. Dann fasste er sich wieder und boxte Rodolfo gegen die Harnischbrust.
    »Eigentlich sollte ich dich ja übers Knie legen und züchtigen, bis dein Hintern blau und grün ist, aber …« Der alte Mann kämpfte mit den Tränen.
    Auch Rodolfo versuchte, sich über die Augen zu wischen, aber seine Hände steckten noch in den gepanzerten Handschuhen. Da er sich nicht von seinen Gefühlen übermannen lassen wollte, löste er sich mit einer fast unwilligen Bewegung aus den Armen seines Onkels und wendete sein Pferd, um das Schlachtfeld zu überblicken. Es gab nichts mehr für ihn zu tun. In der Ferne waren noch etliche Malatesta- und Hawkwood-Söldner zu erkennen, die Borellis Tod nicht abgewartet hatten, sondern noch während seines Zweikampfs mit Rodolfo geflohen waren. Malatesta selbst schien ebenfalls das Weite gesucht zu haben, Henry Hawkwood aber, der glücklose Sohn eines ruhmreichen Vaters, hatte sich wie viele andere Rodolfos Leuten und den Männern der Eisernen Kompanie ergeben.
    Es gab jedoch noch keinen Grund zum Jubeln. Rodolfo zog unbehaglich die Schultern hoch und sah seinen Onkel etwas hilflos lächelnd an. »Wir haben gesiegt – für heute! Doch es ist noch nicht zu Ende. Pandolfo Malatesta steht mit weit überlegenen Truppen nur noch zwei Tagesmärsche von uns entfernt und wird die Niederlage seines Vetters rächen wollen. Seinem Angriff, fürchte ich, werden wir kaum etwas entgegensetzen können.«
    Das klang so hoffnungslos, dass Caterina die Schultern sinken ließ. Sie musterte die Söldner ihrer Kompanie, die sich um sie sammelten, und blickte in müde, abgekämpfte Gesichter. »Ein zweites Mal werden wir uns nicht mehr zur Feldschlacht stellen können, Conte. Meine Männer haben heute mehr geleistet, als ihnen je zuvor abverlangt worden ist. Kaum einer hat diese Schlacht ohne Wunden überstanden.«
    Arnoldo Caetani schien jedoch von neuem Mut erfüllt zu sein, denn er ballte die Faust und streckte sie siegesgewiss zum Himmel. »Bei Gott! Sie sollen nicht umsonst so tapfer gekämpft haben. Wir werden uns verschanzen und Molterossa so lange halten, bis der Visconti sich sämtliche Zähne an uns ausgebissen oder die Lust verloren hat, uns belagern

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