Die Löwin
kleinen Fleckchen Erde verhelfen, der dir für ewig bleiben wird!«
Ein Blick verriet ihm, dass Rodolfos Männer die Miliz verstärkten und seine Leute von der Stadt zurücktrieben. Also hing sein Erfolg davon ab, mit diesem Caetani den letzten Anführer zu beseitigen, der den Widerstand der Verteidiger aufrechterhielt. Da Rodolfos Rüstung von vielen Treffern gezeichnet war, rechnete Borelli mit keinem allzu starken Widerstand und ließ sein Schwert mit aller Kraft auf den halbzerhackten Schild seines Gegners niedersausen, vermochte ihn aber nicht zu durchschlagen. Rodolfo fing den Hieb ab, als sei er kaum mehr als ein Streicheln, täuschte einen Stich an und schlug nun seinerseits in die scheinbar ungedeckte Seite seines Feindes. Doch sein Schwert schrammte funkensprühend über Borellis Klinge.
Augenblicke schienen zu einer Ewigkeit zu gerinnen, während die beiden Ritter aufeinander einhieben. Nun erloschen alle anderen Zweikämpfe, und die Krieger scharten sich um das Stück Wiese, das von den Hufen der schweißnassen Pferde schier umgegraben wurde. Auch der Letzte begriff, dass der Ausgang dieses Duells die Schlacht entscheiden würde.
Als Steifnacken verwundet aus dem Sattel gerutscht war, hatten ihn ein paar Fußsoldaten aufgefangen und an den Rand des Schlachtfelds schaffen wollen, wo die Feldscher schon ungerührt ihrer Arbeit nachgingen. Doch er wehrte die Helfer ab. »Lasst das! Bevor ich selbst in die Grube fahre, will ich den Mistkerl noch fallen sehen!«
Die Männer sahen sich fragend an, doch als der Schwabe ihnen mit der gepanzerten Faust drohte, lehnten sie ihn gegen einen Wurzelstrunk, der wohl einmal als Hackstock gedient hatte, so dass er dem Kampf zusehen konnte. Dann starrten sie ebenfalls in das Rund, in dem Rodolfo d’Abbati und Fabrizio Borelli mit einer Verbissenheit kämpften, als wären sie keine Menschen mehr, sondern Heroen aus einer längst vergangenen, sagenumwobenen Zeit.
Caterina hatte den vergeblichen Angriff des Schwaben auf ihren Vetter mit angesehen und ihre Klinge gezogen, um ihr Ende im Kampf zu suchen, ehe Borellis Schurken sie überwältigen konnten. Doch da war Rodolfo aufgetaucht und hatte den Mörder ihres Vaters angegriffen. Zu Caterinas Entsetzen wehrte ihr Vetter seinen Gegner scheinbar mühelos ab, und sie sah die beiden Caetani schon tot nebeneinander liegen und Borelli triumphieren. Dennoch dachte sie keinen Moment an Flucht, sondern schob sich näher an das Geschehen, bis sie ihr Pferd zwischen den Soldaten beider Seiten in der ersten Reihe der Zuschauer anhielt. Als ihr Vetter unter einem wuchtigen Hieb Rodolfos schwankte, stieß sie einen Jubelruf aus, der von Steifnacken aufgenommen wurde.
»Gleich hat er ihn!«, rief der Schwabe ihr zu und presste die Hand in die Seite, die sich rot färbte.
Caterina hatte weniger Erfahrung als ihr wackerer Offizier, doch auch sie glaubte zu sehen, dass ihr Vetter am Ende seiner Kräfte war.
Borelli hatte ebenfalls begriffen, wie nah er dem Tod war, und verfluchte sich, weil er seinen Gegner unterschätzt hatte. Als er sein Pferd rückwärts gehen ließ, um den Hieben seines Gegners für einen Augenblick die Kraft zu nehmen und selbst eine bessere Position zu gewinnen, entdeckte er Caterina im Ring der Zuschauer, und sein Hass auf die junge Frau, die all seine Zukunftsträume vernichtet hatte, flammte grell auf. Sie würde er mitnehmen, wenn er selbst schon in die Grube fahren musste.
»Tod der Tedesca!«, schrie er und riss sein Pferd herum.
Caterina sah ihn kommen und riss ihr Schwert hoch. Rodolfo hatte ebenfalls begriffen, was sein Feind vorhatte, riss seinen Hengst auf der Hinterhand herum und stieß ihm die Sporen tief in die Weichen. Er erreichte Borelli, als dieser Caterina die Waffe aus der Hand prellte, und hörte dessen Triumphschrei. In dem Augenblick fuhr seine Klinge auf den Gegner zu, durchschlug dessen bereits von Amadeos Hieb beschädigten Nackenschutz und durchschnitt im gleichen Schwung den Hals.
Caterina sah den Kopf ihres Vetters samt Helm durch die Luft fliegen und vor die Füße seiner Leute fallen. Dann blickte sie Rodolfo so überrascht an, als könne sie nicht begreifen, was geschehen war.
Ehe sie ein Wort über die Lippen brachte, löste Rodolfo seinen Helm, der über und über mit Scharten und Dellen bedeckt war. »Wer es wagt, mir unritterliches Verhalten vorzuwerfen, weil ich diesen Mann von hinten erschlagen habe, den schicke ich diesem Verräter nach!«
»Bei Gott und der
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