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Die Löwin

Die Löwin

Titel: Die Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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erschienen.«
    »Ihr scheint sehr davon überzeugt zu sein, dass Eure Offiziere – wie hießen sie noch einmal? Ach ja, Borelli und de Lisse – mir mit dem Schwert oder in der Stechbahn überlegen sind. Ich kann Euch jedoch versichern, dass ich in allen Waffenkünsten wohl geübt bin.« Rodolfo war sichtlich beleidigt, weil Caterina ihm so wenig zuzutrauen schien.
    Sie ging mit einem Achselzucken über seine Behauptung hinweg und kam auf das zu sprechen, was sie seit dem letzten Abend bewegte. »Conte, Ihr sagtet, der Herzog von Mailand würde mich reich belohnen, wenn ich ihm meine Kompanie zuführte.«
    »Gian Galeazzo Visconti wird gewiss nicht geizen, wenn Ihr Eure Kompanie Signore Borelli übergebt und diesem erlaubt, in seine Dienste zu treten.«
    Gerade weil Rodolfos Worte ehrlich klangen, erregten sie Caterinas Misstrauen, erinnerte sie sich doch an Malles Bemerkung, dass ihr Gast längere Zeit mit ihrem Vetter gesprochen hatte, und vermutete daher ein abgekartetes Spiel. Der Streit zwischen d’Abbati und Borelli am Abend hatte wohl nur dazu gedient, sie zu täuschen. So einfach würde sie sich nicht hereinlegen lassen.
    »Ihr habt gestern Abend sehr überzeugend dargelegt, dass Herzog Gian Galeazzo der kommende Mann in Italien sein wird, der selbst Rom, die Stadt des heiligen Petrus, in seine Hand bekommen und beherrschen will. Doch fürchtet Ihr nicht, dass Seine Heiligkeit der Papst diesem Vorhaben Widerstand entgegensetzen wird und dabei auf die Hilfe der gesamten Christenheit bauen kann?«
    »Welchen Papst meint Ihr?«, fragte Rodolfo spöttisch. »Schließlich nehmen mindestens zwei Kirchenfürsten für sich in Anspruch, Nachfolger des heiligen Petrus zu sein.«
    Diesen Einwand ließ Caterina nicht gelten. »Irgendwann wird es wieder einen Papst geben, der im Sinne Christi und des heiligen Petrus wirkt und sein Recht fordern wird. Dann wird aller Glanz des Mailänder Herzogs gegen die Macht des Heiligen Stuhls verblassen.«
    Rodolfo wollte diese Worte so nicht stehen lassen und setzte zu einer flammenden Rede an, in der er Visconti verteidigen und den Machtkampf der Päpste als schädlich für den Heiligen Stuhl, Rom und die ganze Christenheit darstellen wollte. »Es bedarf einer starken Hand, die rechtmäßige Ordnung in Rom wieder herzustellen …«
    Caterina unterbrach ihn mit einer zornigen Handbewegung. »Schweigt! Der Papst wird von Gott berufen! Den Mailänder aber hat niemand anderes eingesetzt als er selbst. Selbst wenn er sich derzeit mächtiger erweisen sollte als der Nachfolger Petri, werden die Herrscher des Abendlandes es nicht zulassen, dass er den Stellvertreter Christi auf Erden zu seinem Vasallen degradiert!«
    »Der Kaiser ist auf seiner Seite, und der ist schließlich der mächtigste christliche Fürst«, verteidigte Rodolfo seine Ansichten. Gleichzeitig wurde ihm klar, wie dürftig dieses Argument war, denn Herr Wenzel konnte schon morgen anderen Sinnes werden. Und selbst wenn er den Herzog von Mailand auch noch als Beherrscher Roms unterstützte, konnte sein Nachfolger darin eine Gefahr sehen und eine ganz andere Politik einschlagen.
    Caterina wischte seine Begründung mit einer heftigen Geste weg. »Wenn bei uns in Schwaben von Italien die Rede ist, dann spricht man zuerst von Rom als dem Zentrum der Christenheit und als Zweites von der mächtigen und reichen Stadt Venedig. Mailand aber ist nicht einmal interessant genug, erwähnt zu werden.«
    Rodolfo lachte auf, um seine männliche Überlegenheit gegen dieses in seinen Augen weibische Argument zu unterstreichen. »Die venezianischen Kaufleute sehen nur auf das Meer hinaus, Signorina. Was in ihrem Rücken geschieht, ist ihnen völlig gleichgültig, solange nur ihre bis über das Deck beladenen Segler aus den Häfen des Ostens in die Lagune einlaufen.«
    »Euer Wort in Gottes Ohr, Signore. Doch glaubt Ihr wirklich, Venedig würde dem Land weiterhin den Rücken zukehren, wenn dort ein Reich entsteht, das mächtig genug ist, die Fürstin der Meere zu bedrohen?«
    Diese Frage hatte Rodolfo sich noch nie gestellt und tat sie verächtlich ab. Doch ganz gleich, was er sagte, er konnte bei Caterina keinen Fuß Boden gut machen. Weder war sie bereit, sich seinem überlegenen männlichen Verstand zu beugen, noch wollte sie akzeptieren, welch glanzvoller, mächtiger Herrscher Italien in Gian Galeazzo Visconti erwachsen war. Um sie nicht vollends zu verärgern und auf die Seite der Feinde des Herzogs von Mailand zu treiben, brach er

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