Die Löwin
festgelegt ist, dass er mir fünftausend Dukaten für die Kompanie bezahlen wird. Mit dieser Summe wäre ich all meiner Schulden ledig und könnte ruhig und zufrieden in Eldenberg leben.«
Steifnacken sah ihr an, wie stark sie sich an diese Hoffnung klammerte, und stand für einen Augenblick hilflos da. Er wollte ihr nicht wehtun, durfte sie aber auch nicht den Lügen überlassen, mit denen Borelli sie eingewickelt hatte. Gleichzeitig wuchs seine Wut auf den windigen Kerl, der sich mit einem Bettel in den Besitz der Kompanie setzen wollte.
»Verzeiht, Jungfer, doch allein der Wert der Ausrüstung unserer Truppe übersteigt diese Summe bei weitem, denn Euer Vater hat es an nichts fehlen lassen. Außerdem sind da noch die beiden Besitzungen, die er für seine Dienste erhalten hat und auf denen seine Mät … seine Männer sich erholen können, wenn sie verwundet sind.«
»Von denen hat Fabrizio mir erzählt. Aber was soll ich mit Lehen, die nach dem Tod meines Vaters an die Geber zurückfallen?«
Steifnacken zog den Kopf zwischen die Schultern. »Möglich, dass die beiden Güter nur Lehen waren. Ich habe mich nie um die Besitzverhältnisse gekümmert. Aber ich würde mich an Eurer Stelle nicht allein auf Borellis Aussage verlassen. Euer Vetter will Euch über den Tisch ziehen, glaubt mir. Ich kann mir nicht vorstellen, woher er das Geld nehmen will, das er Euch versprochen hat.«
Caterina schob die Unterlippe vor und starrte einen Augenblick ins Leere. »Vom Herzog von Mailand, denke ich! Das war wohl der Grund, dass er meine Erlaubnis haben wollte, mit Visconti zu verhandeln. Er hofft wohl, mich mit dessen Hilfe loszuwerden …«
»Er will wahrscheinlich selbst die Belohnung kassieren, die der Herzog nach einem entscheidenden Sieg über seine Feinde großzügig verteilen wird. Ich nehme an, Borelli träumt davon, einer von Viscontis Lehnsmännern zu werden, ein Graf oder der Capitano del Popolo einer bedeutenden Stadt. So ein Schurke! Er will auf Eure Kosten Macht und Reichtum erlangen! Da soll ihn doch gleich dieser und jener holen!« Steifnacken wollte noch ein paar saftigere Flüche ausstoßen, doch Malles mahnendes Räuspern erinnerte ihn daran, dass eine solche Sprache im Zelt einer Dame unangemessen wäre.
Caterina war ebenfalls danach, einige sehr unweibliche Ausdrücke von sich zu geben, denn nun kamen ihr einige Bemerkungen Borellis zu Bewusstsein, die sie vorher nicht begriffen hatte, und sie war sich jetzt sicher, dass ihr Vetter sie getäuscht hatte. Aber da sie mit ihm einen Vertrag zur Übergabe der Kompanie abgeschlossen hatte, erlaubte ihr Ehrgefühl es nicht mehr, von dem Handel zurückzutreten. Dabei hätten einige tausend Dukaten mehr ihr ein angenehmes und sorgenfreies Leben bescheren können.
Es blieb ihr keine Zeit, darüber nachzudenken, denn im Lager war Unruhe aufgekommen, und gerade als sie Steifnacken dankte und ihn bitten wollte, sie zu verlassen, wurde ihr gemeldet, dass weitere Gäste gekommen waren. Kurz darauf führte Friedel einen Mann in der Kleidung eines Herrn von Stand zu ihr.
Caterina starrte ihren Besucher für einen Augenblick verwundert an, denn die Ähnlichkeit Amadeo Caetanis mit Rodolfo d’Abbati war verblüffend, auch wenn ihr jetziger Besucher aufgeputzt wirkte und nicht im Geringsten verwegen. Seine Kleidung war von ausgesuchter Qualität und die Stoffe hätten jedes Frauenherz schneller schlagen lassen. Zwar bewegte er sich geckenhaft geziert, aber seine Manieren ließen nichts zu wünschen übrig. Er verneigte sich schwungvoll und wartete auf ihre Geste, die ihn zum Reden aufforderte.
»Signorina, darf ich meiner Freude Ausdruck geben, Euch auf dem Stuhle Eures ruhmreichen Vaters, des mächtigen Ritters und Condottiere Francesco di Monte Elde zu sehen?«
In Wirklichkeit verfluchte Amadeo diese Tatsache, denn mit einem Mann wie Borelli hätte er gewiss besser verhandeln können. Er verbeugte sich noch einmal so tief vor Caterina, dass sie einen Herzschlag lang fürchtete, er könnte vornüberfallen. Doch er richtete sich mit einer ebenso eleganten Bewegung auf und blieb mit gesenktem Kopf vor ihr stehen. Seine golddurchwirkte Mütze hielt er dabei wie ein Bittsteller in der Hand.
»Was verschafft mir das Vergnügen Eurer Bekanntschaft?«, fragte Caterina in einem Ton, der nicht ganz der höflichen Formulierung entsprach.
»Ich komme im Auftrag meines durchlauchtigsten Oheims, des Herzogs von Molterossa, und – wie ich betonen möchte – eines
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