Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Löwin

Die Löwin

Titel: Die Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
Vom Netzwerk:
willkommen zu heißen.«
    »Rodolfo? Was suchst du hier?« Amadeo geriet sichtlich in Panik, denn er wusste, dass sein Vetter zur gegnerischen Seite gehörte, und fürchtete nun, dieser habe sich bereits mit der ominösen Herrin dieser Soldtruppe geeinigt. Weiber waren schwache Wesen ohne jeden Verstand und erlagen leicht allen Verlockungen, vor allem, wenn man in die reich gefüllten Truhen eines Gian Galeazzo Visconti greifen und sie mit Schmuck und eitlem Tand überhäufen konnte.
    Für Rodolfo waren Amadeos Überlegungen dessen Gesicht so leicht zu entnehmen wie der Text eines aufgeschlagenen Buches, und er fand sogar einen Teil seiner guten Laune wieder, war seinem Vetter doch der Tag jetzt genauso verdorben wie ihm. Gleichzeitig begriff er, dass er nun nicht so einfach aufbrechen und zu Olivaldi zurückkehren konnte, denn wenn es Amadeo gelang, Caterina di Monte Elde auf seine Seite beziehungsweise auf die ihres gemeinsamen Onkels zu ziehen, wäre dies fatal für ihn. Olivaldi und Gian Galeazzo Visconti würden ihm vorwerfen, es nicht verhindert zu haben, und das konnte seine Karriere ruinieren, bevor sie richtig begonnen hatte. Die Gefahr war groß, dass Amadeo Erfolg haben würde, denn wie er vorhin hatte feststellen müssen, hielt die Besitzerin der Eisernen Kompanie trotz seiner Bemühungen irgendwelche Gefolgsleute des Herzogs von Mailand für die Mörder ihres Vaters und ihres Bruders.
    Während Amadeo beschloss, seinen Vetter nicht weiter zu beachten, zerbiss Rodolfo etliche lautlose Flüche zwischen den Zähnen und kehrte zu seinem Zelt zurück. Es verbesserte seine Laune nicht gerade, als er bemerkte, dass die kurze Zeit seiner Abwesenheit einem Langfinger genügt hatte, den Beutel mit den venezianischen Zechinen an sich zu bringen, den er als Reserve in seine Satteltaschen gesteckt hatte.

9.
    S teifnacken blickte Rodolfo nach und machte unwillkürlich die Geste des Halsumdrehens. Dann wandte er dem jungen Mann den Rücken zu und trat in Caterinas Zelt. Malle wollte ihrer Herrin gerade die Haare bürsten und funkelte den Schwaben strafend an. Steifnacken ließ sich durch ihren Medusenblick nicht verscheuchen, sondern nahm seine Mütze vom Kopf, knetete sie nervös mit den Händen und räusperte sich, um Caterinas Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
    »Was gibt es, mein guter Steifnacken?«, fragte sie genauso freundlich, wie er es erhofft hatte.
    Der Unteroffizier war bislang mit seinem Rang und seiner Stellung in der Kompanie zufrieden gewesen und hatte es den italienischen Bübchen, wie er die jungen Offiziere um Lanzelotto Aniballi bezeichnet hatte, überlassen, sich in Szene zu setzen. Jetzt aber wünschte er sich Engelszungen, um Caterina von einem Weg zurückzureißen, der die Eisernen nur ins Verderben führen konnte. »Verzeiht, Jungfer, aber ich möchte Euch warnen. Übergebt die Kompanie nicht an Euren Vetter Fabrizio, denn der würde sie nicht im Sinne Eures Vaters führen.«
    Überrascht hob Caterina den Kopf und rief dadurch Malles Unmut hervor. »Wie soll ich Eure Haare flechten, wenn Ihr nicht stillhaltet!«, schalt sie.
    Caterina entschuldigte sich bei ihr und winkte Steifnacken, sich so vor sie hinzustellen, dass sie ihn anblicken konnte, ohne ihre Dienerin zu verärgern.
    »Weshalb kommt Ihr gerade jetzt zu mir? Ist das nicht ein wenig spät? Zwischen mir und meinem Vetter ist schon alles besprochen, und ich warte nur noch auf das Geld, mit dem er die Kompanie bei mir auslösen will.«
    Steifnacken schüttelte verblüfft den Kopf. »Borelli will Euch Geld geben? Das kann ich mir nicht vorstellen. Der Kerl ist doch so arm wie eine Kirchenmaus! Bei dem sind die Dukaten nie länger als einen Tag in der Tasche geblieben!«
    »Fabrizio hat mir gesagt, seine Familie würde ihm helfen, die Summe zusammenzubringen.«
    »Seine Familie?« Steifnacken lachte auf. »Verzeiht, Jungfer! Ich wollte Euch nicht beleidigen, doch Borellis gesamte Verwandtschaft besitzt nicht genug Geld, auch nur eine Lanze aufstellen zu können, selbst wenn sie den Lanzenherrn, seinen Knappen und den Lanzenknecht aus ihren Reihen stellen würden. Es sind Knechte und Mägde, die kaum ihre Blöße zu bedecken vermögen, also gewiss keine Leute, die über verborgene Schätze verfügen. Borellis Mutter war eine … Nun, dieses Wort ist für die Ohren einer Jungfer nicht geeignet.«
    Da Caterina nicht den Kopf schütteln durfte, breitete sie fragend die Arme aus. »Aber er hat einen Vertrag mit mir gemacht, in dem

Weitere Kostenlose Bücher