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Die Löwin

Die Löwin

Titel: Die Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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ausgezeichneten Freundes Eures verblichenen Vaters«, begann Amadeo.
    Caterina nickte mit einem leicht säuerlichen Lächeln. »Tote haben meistens nur treue Freunde gehabt, die sie bitterlich beweinen, und niemand kann verstehen, weshalb die so Geehrten nicht mehr auf der Erde weilen, selbst ihre Mörder nicht.«
    Amadeo zuckte bei ihren bissigen Worten zusammen und stammelte aufgeregt, dass er und sein Onkel gewiss nichts mit dem Tod Monte Eldes zu tun hätten. »Bei Gott, ich würde meinen rechten Arm hergeben, wenn Euer Vater noch am Leben wäre, und mein Oheim den seinen! Francesco di Monte Elde war nicht nur unser Freund, sondern auch ein treuer Verbündeter, dessen Verlust eine tiefe Lücke gerissen hat. Ach, wie ich diesen Legrelli hasse, der diesen herrlichen Mann in eine Falle gelockt und vernichtet hat!«
    »Legrelli ist bereit, auf alle Reliquien der Christenheit zu schwören, dass er am Tode meines Vaters unschuldig ist«, antwortete Caterina mit einem süffisanten Lächeln.
    Ihr Gast ließ sich nicht aus dem Konzept bringen, sondern deutete eine verächtliche Geste an. »Legrelli mag den Befehl nicht selbst gegeben haben, aber er hat Euren verehrten Herrn Vater zu sich eingeladen und ihn so den Meuchelmördern des Mailänder Herzogs, dieses Landräubers und Städtewürgers, ausgeliefert! Gian Galeazzo Visconti scheut vor keiner Untat zurück, um unsere Sache zu schwächen.«
    Es hätte dieser leidenschaftlichen Worte nicht bedurft, um Caterina deutlich zu machen, dass die Vettern Amadeo und Rodolfo auf verschiedenen Seiten standen. Im Moment vermochte sie nicht zu sagen, wer von beiden ihr sympathischer war – oder vielmehr noch unsympathischer, wie sie in Gedanken ergänzte. Amadeos übertrieben schmeichlerisches Auftreten stieß sie ebenso ab wie Rodolfos spöttisch-überhebliche Art. Doch für einen der beiden beziehungsweise für die Seite, die er vertrat, würde sie sich entscheiden müssen. Da sie sich immer noch über Borellis plumpen Versuch ärgerte, sie zu übervorteilen, neigte sie derzeit dazu, die Gegner Viscontis zu bevorzugen, und daher bat sie Amadeo Caetani lächelnd, in seiner Rede fortzufahren.

10.
    D er Tag war noch nicht zu Ende, als ein weiterer Reisezug auf das Lager zuhielt. Friedel hatte seine Wache gerade an einen Kameraden abgegeben, war aber noch ein wenig stehen geblieben, um einen kleinen Schwatz zu halten. Mitten im Gespräch entdeckten die beiden Männer eine Gruppe von Leuten, die sichtlich müde und erschöpft näher kamen. An ihrer Spitze ritt eine junge Frau auf einem Maultier, und dieser folgte eine ältere Bedienstete, die sich verzweifelt bemühte, zwei kleine Kinder vor sich im Sattel zu halten. Dahinter tauchten zwei blasse Jüngelchen auf, die gewiss noch keine zwanzig Jahre zählten und auf Pferden saßen, die ihre besten Tage schon lange hinter sich hatten. Den Abschluss machte ein von einem Knecht geführter Esel, der vor einen mit mehreren Truhen beladenen zweirädrigen Karren gespannt war. Ein Stück hinter der Gruppe schlurfte ein baumlanger Mönch in der Kutte eines Bettelordens dahin, den Kopf wie in Demut geneigt und die Kapuze tief ins Gesicht gezogen.
    Friedel versteifte sich, als er in der Frau an der Spitze Bianca di Rumi erkannte, die er genau wie die anderen Kameraden wohl versorgt auf Monte Eldes Besitzung Giustomina vermutet hatte. Bis jetzt war es sowohl Borelli wie auch Steifnacken und dessen Freunden gelungen, die Existenz der Geliebten ihres Vaters und zweier Halbschwestern vor Caterina geheim zu halten, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Steifnacken hatte erklärt, dass Dinge, die in Italien gang und gäbe waren, bei einer sittsamen Jungfer aus Schwaben gewiss Anstoß erregen würden, während Borelli Caterina so rasch wie möglich hatte loswerden wollen. Weitere familiäre Bindungen der jungen Dame zu Italien hätten nur seine Pläne gestört.
    Der wachhabende Soldat hatte die Ankömmlinge nun ebenfalls erkannt. »Das ist doch Bianca! Was will die denn ausgerechnet jetzt hier?«
    Friedel zog ein unglückliches Gesicht und kratzte sich am Kopf. »Ich weiß es auch nicht. Allerdings habe ich irgendetwas läuten hören, dass Giustomina nur ein persönliches Lehen gewesen sein soll, das nach Eldenbergs Tod wieder an den Heiligen Stuhl zurückgefallen ist. Vielleicht hat ein päpstlicher Beamter oder der neue Lehensträger Bianca und ihre Familie vor die Tür gesetzt.«
    »Bei Gott, die Jungfer wird sich freuen! Wir hätten es ihr

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