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Die Löwin

Die Löwin

Titel: Die Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Capitano geführt wird. Borelli hätte das nicht getan, sondern wäre nur auf seinen Vorteil bedacht gewesen. Daher ist es kein Schaden, dass er gegangen ist. Um einige andere Offiziere tut es mir jedoch leid, denn sie werden uns noch bitter abgehen.«
    »Steht es so schlimm?«, fragte Caterina, die der unterdrückte Zorn in der Stimme des Unteroffiziers erschreckte.
    Steifnacken nickte heftig. »An Männern hat die Kompanie nur wenige eingebüßt, aber von den dreißig Unteranführern sind uns nur eine Hand voll geblieben, und es besteht wenig Aussicht, die Fehlenden zu ersetzen.«
    »Ich fürchte, Ihr müsst mir zuerst erklären, wie die Kompanie sich zusammensetzt und wer wem welche Befehle erteilt.«
    »Genau das müsst Ihr lernen, bevor Ihr in Verhandlungen mit unseren Auftraggebern tretet.«
    Caterina wiegte nachdenklich den Kopf. »Signore Amadeo hat angedeutet, mein Vater könnte einen Geheimvertrag mit seinem Onkel, dem Herzog von Molterossa, geschlossen haben.«
    »Das ist gut möglich, sonst wäre die Condotta mit Pisa wenig sinnvoll. In dem Vertrag heißt es lediglich, dass wir uns bereithalten sollen, bei Möglichkeit einzugreifen, und wir erhalten auch nur einen Teil des sonst üblichen Soldes. Einen solchen Vertrag hätte der Capitano nie geschlossen, wenn er nicht eine andere, weitaus lukrativere Condotta an der Hand gehabt hätte. Der Herzog von Molterossa gilt als Haupt des Bündnisses, das sich gegen die Eroberungszüge Gian Galeazzo Viscontis stemmt, doch er hat trotz des Titels, den auch der Mailänder trägt, nicht einmal ein Zehntel von dessen Macht und ist zudem ein Lehnsmann des Heiligen Stuhls in der Romagna.
    Dennoch oder gerade deswegen ist er im Gegensatz zu vielen anderen ein zuverlässiger Partner, wenn wir unseren Teil der Abmachung erfüllen, Jungfer. Das aber wird kaum noch möglich sein, denn uns fehlen die dafür notwendigen Offiziere. Euer Vater hat einen Fehler gemacht, als er nur auf die jungen Edelleute aus der Romagna, aus Umbrien und den Marken gesetzt hat, die zuhauf zu der Fahne der Eisernen Kompanie geströmt sind, um von ihrem berühmten Führer das Kriegshandwerk zu erlernen. Ein Teil ist mit Aniballi desertiert, weil sie nicht unter Borelli dienen wollten, und der Rest zusammen mit diesem Schuft.« Steifnacken spie aus und grummelte dann wie ein Bär, der sich von den Bienen beim Plündern ihres Honigvorrats gestört fühlt.
    Caterina sah ihr Gegenüber hoffnungsvoll an. »Aber jetzt, wo Borelli weg ist, könnten wir doch einige der Offiziere zurückholen, die gegen meinen Vetter waren!«
    Steifnacken lachte bitter auf und schüttelte den Kopf. »Es tut mir leid, Herrin – um die Kompanie und auch um Euch! Keiner von denen wird zurückkehren, solange Ihr die Eisernen führt. Es ist wie eine Wahl zwischen Teufel und Beelzebub, denn die meisten von denen würden, übergäbt Ihr ihnen die Truppe, sie in die Arme des Mailänders führen. Nur wenn Ihr die Capitana bleibt, besteht eine Chance, das Vermächtnis Eures Vaters zu erfüllen – und möglicherweise auch herauszufinden, wer am Tod des Capitano die Schuld trägt! Aber eine Lösung für Euer Problem kann ich Euch nicht nennen, denn ich bin keiner der hohen Herren, deren Verstand auf Schulen und Universitäten geschult worden ist.«
    »Und doch seid Ihr der Mann, auf den ich am meisten baue! Ich will, dass Ihr die Truppe in meinem Namen führen und mich beraten werdet.« Caterina glaubte, den Schwaben damit in einen Rang zu heben, den der Mann sich erhofft hatte, aber zu ihrer Überraschung verzog er das Gesicht, als hätte sie ihm auf die Zehen getreten, und stürzte den Wein hinab, den Malle ihm eingeschenkt hatte.
    »Verzeiht, Herrin, aber das geht nicht! Ich eigne mich nicht zum Offizier, ich kann ja nicht einmal richtig lesen und schreiben. Außerdem würde ich Euch blamieren, müsste ich mit den hohen Herren aus der Toskana oder der Romagna verhandeln. Für diesen Posten braucht Ihr einen besseren Mann als mich!«
    »Ich glaube kaum, dass es den gibt«, antwortete Caterina kaum hörbar. Sie blickte ins Lager hinaus, in das inzwischen wieder das normale Leben eingekehrt war, als hätte es den Zwischenfall mit Bianca und Borelli nicht gegeben. Aus einem Impuls heraus stand sie auf und klopfte Steifnacken auf die Schulter.
    »Zusammen werden wir es schon schaffen, mein Guter. Wir müssen es schaffen!«

12.
    W ährend Steifnacken zu seinen Leuten zurückkehrte und man kurz darauf sein Brüllen über das Lager

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