Die Löwin
gekommen ist, mehr zu tun, als nur ein paar Worte zu wechseln, werdet Ihr gewiss in die Beratungen mit einbezogen.«
»Das will ich hoffen!« Caterina war noch immer nicht versöhnt und zeigte es deutlich. Daher ließ Amadeo Caetani sich etwas zurückfallen und begann zuerst auf Steifnacken, und als dieser nicht wie gewünscht reagierte, auf Biancas Brüder Camillo und Fulvio di Rumi einzureden. Doch auch hier traf er nicht auf die erhoffte Zustimmung. Die beiden jungen Männer hatten Franz von Eldenberg kennen gelernt und wussten, dass das Wort des Capitano und hier nun das der Capitana Gesetz war, nach dem sich alle in der Kompanie zu richten hatten.
Verärgert beobachtete Hans Steifnacken die Bemühungen Amadeos, Einfluss auf die anderen Offiziere zu nehmen, und schloss nach einer Weile zu Caterina auf. »Ihr müsst Acht geben, Herrin, damit Ihr nicht übervorteilt werdet«, sagte er auf Deutsch.
Caterina hob die Augenbrauen und warf dann einen kurzen Blick nach hinten. »Fühlt Signore Amadeo sich zu einem zweiten Borelli berufen und fordert das Kommando über die Kompanie?«
»Offen sagt er das natürlich nicht, doch er könnte versucht sein, Entscheidungen über Euren Kopf hinweg zu treffen, die ihm und seinem Oheim zugute kommen, nicht aber Euch.« Steifnacken verglich unwillkürlich die beiden Vettern und kam zu dem Schluss, dass Rodolfo weitaus mehr taugte als Amadeo.
»Schade, dass der Mann auf der falschen Seite steht.«
Caterina schüttelte verwirrt den Kopf. »Wen meinst du?«
»Rodolfo Caetani. Der ist zwar ein windiger Bursche, doch im Gegensatz zu seinem Vetter hat er Mumm in den Knochen. Aus dem hätte man einen guten Offizier machen können.«
Caterinas Meinung über Rodolfo d’Abbati war seit dem gestrigen Abend noch um einiges schlechter geworden, daher bleckte sie die Zähne und fauchte wie eine wütende Katze. »Da kann ich Euch nicht zustimmen, Steifnacken! Conte d’Abbati ist ein Lump, wie er im Buche steht. Von dem könnte sogar mein Vetter noch einiges lernen.«
Das war ein unerwartet heftiges Urteil, und Steifnacken musste erst einmal schlucken, bevor er antworten konnte. »Mit Borelli würde ich Rodolfo wirklich nicht vergleichen. Er hätte Bianca gewiss nicht aus ihrem Haus gejagt.«
»Aus meinem Haus, mein Guter!«, korrigierte ihn Caterina. Ihre Liebe zur Mätresse ihres Vaters war nicht so groß, dass sie ihr ein Recht auf dessen Besitz eingeräumt hätte.
Steifnacken sagte sich, dass die junge Herrin wohl kaum so hartherzig war, Bianca und deren Töchter dem Schicksal zu überlassen, und ging daher nicht auf die Bemerkung ein. »Rodolfo mag ein junger Gimpel sein, aber er ist gewiss kein Schurke. Für Borelli hingegen würde ich meine Hand nicht ins Feuer legen. Mich kränkt immer noch seine Aussage, der Capitano und Euer Bruder hätten ihn zurückgelassen, als sein Pferd lahmte, und seien weitergeritten. Euer Vater war nicht der Mann, einen seiner Leute einer vermeidbaren Gefahr auszusetzen, sondern wäre auf jeden Fall bei Borelli geblieben.«
»Und was soll stattdessen geschehen sein?«
»Ich bin überzeugt, dass Borelli das Weite gesucht und unseren Capitano im Stich gelassen hat, als die Räuber die Gruppe überfallen haben. Vielleicht …, nein, aber das wäre …« Steifnacken brach ab und hieb mit der linken Faust durch die Luft.
»Was wolltet Ihr sagen, Steifnacken?« Caterinas Stimme klang dunkel und fordernd.
Der alte Söldner entzog sich ihrer Frage. »Ihr solltet mich nicht Ihr und Euch nennen, Herrin, denn schließlich bin ich nur ein einfacher Mann. Es reicht, wenn Ihr du und Hans zu mir sagt.«
Caterina schürzte die Lippen. »Was nicht gar? Ihr seid ein Offizier meiner Kompanie, Steifnacken, und habt das Recht, wie ein Herr behandelt zu werden.«
Der Söldner war froh, seine Herrin auf andere Gedanken gebracht zu haben, denn der Verdacht, der ihn für den Hauch eines Augenblicks gestreift hatte, schien ihm doch zu ungeheuerlich. Immerhin war Borelli Eldenbergs Neffe gewesen. Der Mann mochte aus Angst davongerannt sein, als der Überfall stattfand, aber es gab keinen Grund, ihn der Mitwisserschaft zu verdächtigen.
Caterina ließ ihre Blicke über das Land schweifen. Lang gezogene Hügel teilten es von Nord nach Süd und zwangen die Truppe, die Pferde immer wieder bergan zu treiben und bergab zu zügeln. Meist säumten Olivenhaine die Straße und man sah Bauersleute Ölfrüchte mit Körben und Stangen ernten. Ein Stück weiter krönten mehrere
Weitere Kostenlose Bücher