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Die Loge der Nacht

Die Loge der Nacht

Titel: Die Loge der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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Verdammnis hinabgeschleudert und wüßte, warum.
    Wenn es sich so verhielt, dann war es Lilith, die jene andere Seele vor ihrem Schicksal bewahrte.
    Denn die beiden Nichtwesen kollidierten!
    Auf eine Weise, die der Körperlichkeit nicht bedurfte, prallten sie aufeinander. Einander fremde Gedanken und Emotionen verwoben sich erst und verschmolzen schließlich zu einem Ganzen, wie zu einem Knäuel aus puren Energien, deren Entladungen zum einen jenen Pesthauch tilgten und zum anderen die physikalischen Gesetzmäßigkeiten dieses Ortes für eine nicht meßbare Zeitspanne beeinflußten und irdischen anglichen.
    Lange genug jedoch, um Liliths »Geschwindigkeit« zur dominierenden zu machen. Ihr rasender Sturz setzte sich fort - und sie riß die andere Seele mit, die sich wie verzweifelt nach jedem rettungverheißenden Halm langend in Liliths Essenz klammerte.
    Dafür bestimmte dieses andere Bewußtsein das Ziel ihrer fortan gemeinsamen »Reise« durch den Schlund, in dem sie nach unten gesogen wurden wie in den Trichter eines Wirbelsturms.
    Ihr Sturz endete im Auge jenes Sturms.
    Wo die andere Seele nach kurzem Tod nunmehr wieder zu Hause war.
    Und Lilith nur Gast.
    *
    Lilith hatte nie von sich behaupten können, brav und treu dem Pfad der Tugend gefolgt zu sein, und auch ihre Moral mußte zumindest Normalsterblichen fragwürdig erschienen sein - zu ihren eigenen Lebzeiten, da sie noch selbst einen Leib ganz und gar ihr eigen hatte nennen dürfen ...
    Inzwischen jedoch sah sie sich selbst rückblickend beinahe im Status einer Heiligen. Denn Kathalena war der Inbegriff eines elenden und gottlosen Luders!
    Wochen lag es nun bereits zurück, daß Lilith nach ihrer geglückten Flucht aus höllischen Gefilden in den Leib jenes Mädchens eingefahren war, dessen Seele sich schon daraus verabschiedet hatte, um in die tiefste Hölle niederzufahren, wo sie nach solch lasterhaftem Lebenswandel auch hingehören mußte.
    Lilith wußte mittlerweile aus eigener Anschauung und Erfahrung, was für ein durchtriebenes und boshaftes Ding Lena war. Schließlich hatte sie jede Untat des Mädchens miterleben und duldsam hinnehmen müssen. Eine rechte Hexe war dieses junge Weib, dessen abartig frivoler Erfahrungsschatz für mehr als ein Dutzend sehr viel älterer Frauen gereicht hätte. Zwar verstand Lena sich nicht auf wahre Zauberkraft, aber mit ihrem intriganten Potential richtete sie, wo sie auch hinkam, mehr Unheil und Schaden an, als sie es selbst mit finsterster Magie vermocht hätte.
    Anfangs hatte es noch danach ausgesehen, als könnte Lilith sich mit Lenas Wesen arrangieren. Immerhin hatte das Mädchen gleich willig mitgetan, als es Lilith nach schwarzem Blut gelüstet hatte.* Denn ihr von Gott auferlegter Fluch, sich vom kalten Lebenssaft der Vampire nähren zu müssen, war mit dem Verlust des eigenen Körpers keineswegs erloschen. Der verdammte Trieb wurzelte viel zu tief in ihr, als daß er auf solche Art zu beseitigen gewesen wäre.
    Allerdings war der daraus erwachsende Durst nicht mehr ganz so quälend. Seine Unerträglichkeit schien demnach enger mit ihrem eigenen Körper verknüpft gewesen zu sein denn mit ihrem Bewußtsein. Dennoch sehnte Lilith sich nach einem dunklen Trunk, schließlich hatte sie seit jener Nacht, da sie in Lena geschlüpft war, keine Gelegenheit mehr gehabt, ihren Durst zu löschen. Mithin wuchs ihre nervöse Unruhe von Tag zu Tag, stahl sich einem schleichenden Gift gleich in ihren eingekerkerten Geist.
    Natürlich hatte sie versucht, Lena dahingehend zu beeinflussen, daß sie ihre Wanderung durchs Land einer größeren Stadt zu lenkte, wo die Aussicht bestand, daß sich dort eine Vampirsippe eingenistet hatte. Bislang jedoch hatte sie eine solche Stadt noch nicht erreicht. Lilith wußte ja nicht einmal, ob das Mädchen, dessen Körper sie teilte, überhaupt auf dem Weg dorthin war. Denn obwohl sie an Lenas Wissen und Erfahrung teilnahm, konnte Lilith nicht alles daraus schöpfen. Weder kannte sie den Namen einer in Frage kommenden Stadt, noch deren Lage. Sie konnte nichts anderes tun, als sich darauf zu verlassen, daß Lena dem Wunsch ihres heimlichen Gastes nachkam.
    Andererseits hatte Lilith das Mädchen in der Zwischenzeit zur Genüge kennengelernt, um zu wissen, daß verlassen war, wer sich auf Lena verließ. Lug und Trug waren ihre hervorragendsten Charaktereigenschaften, und es mutete fast wie ein Wunder an, daß die Inquisition noch nicht auf das Treiben des sündigen Dings aufmerksam geworden war

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