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Die Loge der Nacht

Die Loge der Nacht

Titel: Die Loge der Nacht
Autoren: Vampira VA
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Weibe wie winkend entgegenwippend.
    »Vermaledeiter Hurenbock!« schrie ihm seine Frau, deren einstmals sicher schönes Gesicht hart geworden war vom kargen Leben und jetzt zur Grimasse verzerrt. Doch viel bedrohlicher wirkte noch die hölzerne Forke, die sie dem Bauern fuchtelnd hinreckte.
    »Laß dir's erklären, Marie ...«, begann er.
    »Erklär's dem Teufel, du Ehebrecher!« keifte sie im Näherkommen - und stieß zu!
    Mit feuchten Knirschen drangen die drei Zinken der Heugabel in die Brust des Bauern. Der senkte den Blick, verwundert, aber ohne Schmerz, und sah mit an, wie ihm das angetraute Weib das Herz aufspießte!
    »Was ha-?«
    Den Rest des Satzes brachte er nicht mehr hervor. Offenen Auges sank er nieder, fiel um und starb, noch bevor er auf den Boden schlug.
    »... hab' ich getan?« vollendete Marie selbst, was ihr Mann hatte sagen wollen. Schmerz und Scham über die eigene Tat entstellten ihr Gesicht auf neue Art, doch schon in der nächsten Sekunde kehrten Zorn und Haß in ihre Züge zurück. Doch sie galten nicht länger dem Bauern, sondern der kleinen Hure, die ihm ihre nasse Weiber-schand hingehalten hatte - und die nun böse lächelnd mitansah, wofür sie den Anstoß geliefert hatte.
    »Du lachst?« fuhr die Bauersfrau auf. »Brennen solltest du! Aber so lang werd' ich nicht warten. Ich werd' dich selbst strafen. Kein Hahn wird nach dir krähen, verdammte Hex'!«
    Ihre Hand wollte nach dem Stiel der Forke langen, die noch in der Brust des Toten stak.
    Aber Lena war schneller.
    Die Gabel aus dem toten Leib reißen und im Sprung zurücksetzen war eines. Abwehrend richtete sie die Zinken der Forke auf die Bäuerin, stieß fintierend zu und drängte die andere auf diese Weise in eine Ecke der Scheuer.
    »Na, wie schaut's aus?« lachte das Mädchen. »Willst mich noch strafen? Dann komm nur her und probier's, Alte!«
    »Wirst deinen Richter schon noch finden, elende Dirn'«, erwiderte die Frau lahm und schon in ihr unausweichlich scheinendes Schicksal ergeben.
    »Nach dir!« Lena schrie es der Bäuerin entgegen und ließ die Heugabel vorschnellen - - als Lilith reagierte.
    *
    NEIN! Hör auf!
    Liliths Gedanken brüllten. Doch allein damit hätte sie Lena nicht am Morden hindern können.
    Dazu bedurfte es mehr.
    Dazu mußte Lilith tun, was sie sich bislang verboten hatte.
    Sie schlug zu - mit all ihrer Kraft und Macht.
    Was Lilith aus tiefster Seele entließ, mußte in Lenas Bewußtsein einschlagen wie ein Dutzend verheerender Blitze. Das Wesen der Halbvampirin explodierte schier in dem Mädchen, verdrängte und unterdrückte, zerstörte und verwüstete ihr Denken - und richtete noch weit mehr an.
    Alles geschah binnen der winzigen Zeitspanne, die es brauchte, ein Lid über einem Auge zu schließen und wieder zu öffnen. Doch danach war nichts mehr wie zuvor.
    Das Mädchen Lena existierte nicht mehr. War verschwunden, als hätte es sich selbst vergessen und aufgegeben, von einem Atemzug zum nächsten.
    Liliths Bewußtsein, ihr Fühlen und Denken, floß auseinander und füllte den verwaisten Körper, ganz in der Art von Fingern, die in einen maßgeschneiderten Handschuh fuhren.
    Wärme wie von einem behaglichen Feuer stieg in diesem Körper auf, der nun ganz ihrer war, als wollte er sie als neue Herrin willkommen heißen.
    Doch um sich mit diesem neuen Empfinden vertraut zu machen, dazu mußten später Zeit und Gelegenheit sein. Jetzt galt es Lilith, sich erst einmal um die bedauernswerte Bauersfrau, der Lena so übel mitgespielt hatte, zu kümmern.
    Die Frau, die der Bauer Marie geheißen hatte, blutete.
    Aus drei Wunden.
    Denn die Zinken der Heugabel, die Lena nach ihr gestoßen hatte, hatten sie noch getroffen!
    *
    Die Verletzung der Bäuerin war weit weniger schlimm, als Lilith im allerersten Augenblick befürchtet hatte. Die hölzernen Spitzen der Forke waren nur wenige Millimeter tief in ihr Fleisch gedrungen, und die drei punktförmigen Wunden würden bald ohne ärztliches Zutun verheilt sein.
    Die Wunde, die das Geschehen in den Geist der Bäuerin geschlagen hatte, würde sich indes nie mehr schließen. Wenn sie unbehan-delt blieb.
    Lilith wußte, was zu tun war. Sie war sich nur nicht vollends sicher, ob es ihr aus diesem fremden Körper heraus gelingen würde.
    Sie versuchte, beruhigend auf die schreckensstarre und wirr brabbelnde Bäuerin einzureden, doch es bereitete ihr anfangs einige Mühe, keine Worte aus Lenas widerwärtigem Vokabular zu benutzen. Fast schien es Lilith, als würde der Geist
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