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Die Loge

Die Loge

Titel: Die Loge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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Vertrauen erwerben.«
    »Womit?«
    »Natürlich mit Geld.«
    »Das würde sehr viel Geld erfordern.«
    »Der Betrag, an den ich denke, wäre beträchtlich«, sagte Casagrande. »Eine Summe, von der die meisten Männer vermutlich sehr, sehr lange leben könnten.«
    »Ich höre.«
    »Vier Millionen Dollar.«
    »Fünf Millionen«, widersprach der Killer. »Eine Hälfte sofort, die andere nach Ausführung.«
    Casagrande hielt seine Kniescheiben umklammert und versuchte, sich seine Nervosität nicht anmerken zu lassen. Dies war etwas anderes als eine Auseinandersetzung mit Kardinal Brindisi. Die Sanktionen des Leoparden tendierten dazu, endgültig zu sein.
    »Fünf Millionen«, stimmte Casagrande zu. »Aber Sie bekommen nur eine Million als Vorschuß. Verschwinden Sie mit diesem Geld, ohne unseren Vertrag einzuhalten, ist das Ihre Sache. Wollen Sie jedoch die restlichen vier Millionen …« Casagrande machte eine Pause. »Vertrauen basiert auf Gegenseitigkeit, fürchte ich.«
    Es folgte ein langes, unbehagliches Schweigen – so lange, daß Casagrande etwas nach vorn rutschte und aufstehen wollte, um zu gehen. Er erstarrte, als der Attentäter sagte: »Erzählen Sie mir, wie die Sache ablaufen würde.«
    Casagrande sprach fast eine Stunde lang – ein erfahrener Polizeibeamter, der gelassen den Ablauf einer ziemlich profanen Serie von Straßenverbrechen schildert. Die ganze Zeit über bohrte sich das Licht in seine Augen. Ihm wurde heiß. Sein Jackett war durchgeschwitzt und klebte an seinem Rücken. Er wünschte sich, der Kerl würde die verdammte Lampe ausschalten. Er hätte dem Ungeheuer lieber in einem stockfinsteren Raum gegenübergesessen, als noch länger in dieses grelle Licht starren zu müssen.
    »Haben Sie die Anzahlung mitgebracht?«
    Casagrande ließ eine Hand sinken und schlug leicht auf den Deckel seines Aktenkoffers.
    »Zeigen Sie her.«
    Casagrande legte den Aktenkoffer auf den niedrigen Tisch, öffnete ihn und drehte ihn so, daß der Attentäter das Geld sehen konnte.
    »Wissen Sie, was passiert, wenn Sie mich reinlegen?«
    »Ich kann es mir vorstellen«, antwortete Casagrande. »Aber ich finde, ein Vorschuß in dieser Höhe müßte reichen, um zu beweisen, daß ich in gutem Glauben handle.«
    »Glaube? Ist das Ihre Motivation für diese Tat?«
    »Es gibt Dinge, die Sie nicht zu wissen brauchen. Also, übernehmen Sie den Auftrag?«
    Der Attentäter klappte den Aktenkoffer zu und ließ ihn in der Dunkelheit verschwinden.
    »Noch eine letzte Sache«, sagte Casagrande. »Um die Kontrollen von Schweizergarde und Carabinieri passieren zu können, brauchen Sie einen vom Sicherheitsdienst ausgestellten Ausweis. Haben Sie das Photo mitgebracht?«
    Casagrande hörte Stoff rascheln, dann erschien eine Hand, die ihm ein Paßphoto hinhielt. Schlechte Qualität. Casagrande vermutete, daß es aus einem Fotoautomaten stammte. Er betrachtete es und fragte sich, ob dies wirklich das Gesicht des unter dem Namen Leopard bekannten eiskalten Killers war. Der Attentäter schien seine Gedanken zu erraten, denn einige Sekunden später tauchte die Stetschkin wieder im Licht auf. Sie zielte genau auf Casagrandes Herz.
    »Möchten Sie mich etwas fragen?«
    Casagrande schüttelte den Kopf.
    »Gut«, sagte der Attentäter. »Dann raus jetzt.«

28
    V ENEDIG
    Hochwasser schwappte an die Stufen vor dem Portal der Kirche San Zaccaria, als Francesco Tiepolo, der eine gelbe Öljacke und kniehohe Gummistiefel trug, in der einsetzenden Abenddämmerung schwerfällig über den unter Wasser stehenden Platz stapfte. Er betrat die Kirche und brüllte frevlerisch laut: »Schluß für heute!« Adriana Zinetti schien von ihrem Arbeitsplatz am Hochaltar herabzuschweben. Antonio Politi gähnte umständlich und machte alle möglichen Lockerungsübungen, die Tiepolo demonstrieren sollten, welchen Tribut dieser Arbeitstag von seinem jungen Körper gefordert hatte. Tiepolo sah zu dem Bellini auf. Das Gerüst war wie immer verhängt, aber die Leuchtstofflampen brannten nicht. Er mußte sich gewaltig beherrschen, um nicht loszuschreien.
    Antonio Politi erschien an Tiepolos Seite und legte ihm eine farbverschmierte Hand auf die breite Schulter. »Wann, Francesco? Wann kapierst du endlich, daß er nicht mehr zurückkommt?«
    Wann, ja wann? Der Junge war noch nicht reif für Bellinis Meisterwerk, aber Tiepolo blieb nichts anderes übrig, als es ihm anzuvertrauen, wenn die Kirche rechtzeitig zum Beginn der Touristensaison im Frühjahr wiedereröffnet werden

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