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Die Loge

Die Loge

Titel: Die Loge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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zufiel, herrschte völlige Dunkelheit. Casagrande tastete sich langsam voran, bis er sich das Schienbein am Rand eines Couchtischs stieß. So ließ ihn der Unsichtbare einige schmerzvolle Sekunden lang verharren. Endlich flammte eine starke Stablampe wie der Scheinwerfer eines Wachtturms auf und leuchtete Casagrande direkt in die Augen. Er hob eine Hand und versuchte, sich vor dem gleißend hellen Licht zu schützen, das seine Hornhaut wie Nadelstiche durchbohrte.
    »Guten Abend, General.« Eine verführerische, ölig sanfte Stimme sprach ihn an. »Haben Sie das Dossier mitgebracht?«
    Casagrande hielt seinen Aktenkoffer hoch. Eine Stetschkin mit Schalldämpfer rückte ins Licht und forderte ihn auf, fortzufahren. Casagrande nahm das Dossier heraus und legte es wie eine Opfergabe auf den Couchtisch. Der Lichtstrahl kippte nach unten, während die Hand mit der Pistole den Ordner aufschlug. Dieses Licht … Casagrande stand plötzlich auf dem Gehsteig vor seinem Apartmenthaus in Rom und betrachtete die verstümmelten Körper Angelinas und seiner Tochter im Lichtstrahl der Stablampe zweier Polizeibeamter. Sie waren sofort tot, General Casagrande. Sie können sich wenigstens damit trösten, daß Ihre Angehörigen nicht leiden mußten.
    Die Stablampe schwenkte ruckartig nach oben. Casagrandes Versuch, seine Augen zu schützen, kam zu spät. Der Lichtstrahl fand sie, und einige Sekunden lang hatte er das Gefühl, von einer riesigen, orangerot wabernden Kugel verschlungen zu werden.
    »Soviel zu der Vorstellung, das Mittelalter sei vorüber«, sagte der Attentäter. Er schob das Dossier wieder über den Tisch hinüber. »Er wird zu gut bewacht. Das ist kein Auftrag für einen Profi, sondern für einen Märtyrer. Suchen Sie sich einen anderen.«
    »Ich brauche Sie.«
    »Woher soll ich wissen, daß ich nicht in eine Falle gelockt werden soll wie dieser Idiot aus Istanbul? Ich habe absolut keine Lust, für den Rest meiner Jahre in irgendeinem italienischen Gefängnis zu verfaulen und einen Papst um Verzeihung anzuflehen.«
    »Ich gebe Ihnen mein Wort darauf, daß Sie nicht als Bauernopfer oder Sündenbock in irgendeinem größeren Spiel dienen werden. Sobald Sie diesen Auftrag für mich ausgeführt haben, erhalten Sie mit meiner Hilfe die Gelegenheit zur Flucht.«
    »Das Wort eines Mörders. Wie beruhigend! Warum sollte ich Ihnen trauen?«
    »Weil ich nichts täte, um Sie zu verraten.«
    »Wirklich nicht? Haben Sie gewußt, daß Benjamin Stern ein Agent des israelischen Geheimdiensts war, als Sie mich engagiert haben, um ihn beseitigen zu lassen?«
    Mein Gott, dachte Casagrande, woher weiß er das? Er überlegte, ob er die Wahrheit sagen sollte, entschied sich aber dagegen. »Nein«, sagte er. »Ich wußte nicht, daß der Professor irgend etwas mit dem israelischen Geheimdienst zu tun hatte.«
    »Das hätten Sie aber wissen müssen.« Die Stimme seines Gegenübers klang plötzlich scharf wie die Klinge einer Machete. »Und wußten Sie, daß ein israelischer Agent namens Gabriel Allon Ermittlungen zu Sterns Tod durchführt – und auch zu den Aktivitäten Ihrer kleinen Gruppe?«
    »Seinen Namen höre ich in diesem Augenblick zum erstenmal. Sie haben offenbar ein paar eigene Ermittlungen angestellt.«
    »Ich mache es mir zur Aufgabe, mich zu informieren, wenn jemand hinter mir her ist. Ich weiß auch, daß Allon in Rom in der ›Pensione Abruzzi‹ mit Inspektor Alessio Rossi zusammen war, als Sie ein Heer von Carabinieri entsandt haben, um ihn liquidieren zu lassen. Sie hätten mit Ihren Problemen zu mir kommen sollen, General. Dann wäre Allon jetzt tot.«
    Wie? Woher weiß dieses Ungeheuer von dem Israeli und von Rossi? Wie ist das nur möglich? dachte Casagrande. Er ist ein Schlägertyp, stellte er fest. Schlägertypen mögen es, besänftigt zu werden. Er beschloß, die Rolle des Beschwichtigers zu spielen – keine Rolle, die ihm von Natur aus lag.
    »Ja, Sie haben recht«, lenkte er in versöhnlichem Tonfall ein. »Ich hätte zu Ihnen kommen sollen. Offenbar wäre das für uns beide besser gewesen. Darf ich mich setzen?«
    Der Lichtstrahl blieb noch einen Augenblick auf sein Gesicht gerichtet, dann senkte er sich und fiel auf einen Sessel dicht neben ihm. Casagrande setzte sich und ließ seine Hände auf den Knien ruhen. Das Licht stach ihm weiter in die Augen.
    »Die Frage ist, General, ob ich Ihnen genug trauen kann, um wieder für Sie zu arbeiten – vor allem bei einem Auftrag dieser Art.«
    »Vielleicht kann ich Ihr

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