Die Logik des Verruecktseins
wird aber erkannt, dass man, trotz aller gegenteiliger Versicherungen der Behandler, doch unangenehm aus dem Mund riecht.
Rachen- und Schlundprobleme
Der Hals fühlt sich an wie zugeschwollen. Das Schlucken ist durch einen Widerstand erschwert, als sitze etwas im Hals, was diesen zuschnürt. Durch vermehrte Speichelbildung muss ununterbrochen probegeschluckt werden, was dennoch zu keiner Besserung führt. Stetiges Räuspern oder leichtes Hüsteln.
Atemprobleme
Die Luft will schwer beschreiblich »nicht richtig« in die Lungen hinein. Irgendwie reicht das Atemholen nicht aus, um »luftsatt« zu werden. Körperliche Anstrengung verstärkt das subjektive Problem. Es wird kompensatorisch oberflächlich schnell geatmet, was zu leichtem Schwindel führt.
Probleme beim Wasserlassen
Es brennt oder juckt während des Urinlassens. Der Urin riecht verändert. Laufend muss auf die Toilette gelaufen und kleine Urinportionen abgesetzt werden oder aber es gelingt nicht befriedigend, die Blase zu entleeren.
Probleme im Analbereich
Es will nicht genug Stuhl den Darm verlassen. Irgendwie bleibt er vor der analen Austrittspforte stecken. Der Stuhlpropf wird gespürt, Abführmaßnahmen bis zum Schwenkeinlauf eingefordert, digitale Selbstausräumung (Entleerung mittels Fingereinsatzes) vorgenommen. Der Stuhl selbst ist zu wenig, zu dünn, zu fest, farblich verändert. Vor allem depressive Patienten sind in ihrer Schilderung und Ausgestaltung des analen Themenfeldes beinahe unerschöpflich redselig und merkwürdig schamlos. Dieses Beispiel zeigt gut, wie durch die Dringlichkeit der Alarmierung höhere humanspezifische Konversationsregeln, die üblicherweise auch beim Arztbesuch (wenn auch in abgeschwächter Form) vorliegen, außer Kraft gesetzt werden. Der Arzt erfährt die Probleme des Patienten sehr viel ausführlicher und redundanter, als er für seine Diagnosefindung braucht.
Wie im Mundbereich kann befürchtet oder fest geglaubt werden, dass man aus dem After und dem Genitalbereich rieche. Andere wenden sich doch ganz offensichtlich von einem ab, wenn man den Raum betritt, oder laufen zum Fenster, um gegen den Geruch anzulüften. Auch hier ist ein Eigengeruchswahn möglich. Dieser steigert sich aber nicht selten zu der psychopathologisch schwerwiegenderen
Eigengeruchshalluzinose, wo der üble Anal- oder Genitalgeruch vom Betroffenen selbst olfaktorisch halluziniert wird, er diesen also vermeintlich selbst riecht, was beim Eigengeruchswahn des Atems nie vorkommt. 39
Weniger dringlich erlebte Körperöffnungsprobleme und ihre Einund Austrittsobjekte beeinflussen die Person weniger und können deshalb unter einer Schamdecke des Patienten verschwiegen und diagnostisch unerkannt bleiben. Die häufig unter Assistenzärzten ungeliebte und als lästig erlebte körperliche Untersuchung des Patienten, die aber eigentlich ganzheitlich medizinisch den Menschen erfasst, ist letztlich eine Fortsetzung der psychopathologischen Befunderhebung mit anderen, eben körperlichen Mitteln . Mit ihr erfährt man fast ebenso viel über den Gesamtzustand des Patienten wie mit der Frage nach der emotionalen Stimmung. Allerdings ist sie nur gewinnbringend, wenn sie strukturelles Denken mit einbezieht und zu vermutende Symptome behutsam, aber aktiv abfragt. Häufig sind Patienten dann darüber erleichtert, dass sie die Schamdecke anheben dürfen und ihnen der Zusammenhang ihrer psychischen und somatischen Probleme erläutert wird.
Körperinnenraum
Medizinische Probleme des alarmfähigen Innenhorizontes nun im Telegrammstil:
Lunge schmerzt beim Einatmen, Brustkorb hebt sich nicht richtig, Atemluft will nicht mehr aus der Lunge heraus.
Herz schlägt zu schnell, zu langsam, zu heftig, der Blutdruck muss zu hoch sein, der Herzschlag ist bis hoch hinauf in den Hals spürbar, ein Internist soll den Blutdruck behandeln. Das Herz ist zu schwach, der Puls nicht kräftig genug.
Drücken im Oberbauch, Magenschmerzen, Völlegefühl nach dem Essen, druckschmerzhafte Bauchdecke, dumpfes Gefühl im Leibinneren.
Unterbauchschmerzen, aufsteigendes Hitzegefühl vom Unterbauch in den Brustkorb, Zittern der Bauchmuskeln, Steingefühl, wanderndes Bewegungserleben im Bauch, Auflösung des Leiblichkeitsgefühls. Kotdrang, Diarrhöe, Obstipation, Schmerzen allerorts.
Schmerzen im Dammbereich, Vaginalschmerzen, Beiwohngefühl bei Frauen.
Muskelschwäche, Muskelschmerzen, Muskelbrennen. Schulterschmerzen, Nackenschmerzen, Knieschmerzen, Hüftschmerzen.
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