Die Londoner Drakulia Vampire 01 - Luzifers Wüstling
hier bleiben müssen.“
„Aber, Chas ... ich begreife das nicht. Warum arbeitest du mit Vampyren zusammen , wenn du sie tötest ?“, fragte Maia. In ihrem Kopf hämmerte es nun unablässig.
Ihr Bruder wischte ihren Einwand ungeduldig fort. „Es ist alles etwas kompliziert, und ich habe jetzt nicht die Zeit, dir alles zu erklären. Eine schnelle Antwort ist: Es gibt böse Vampire und andere, die ... nun, nicht unbedingt eine Gefahr für uns Sterbliche darstellen. Meine Arbeit besteht darin, die Welt von den bösen unter ihnen zu befreien. Ich werde jetzt mit Voss nach Paris gehen, und wir werden Angelica zurückbringen. Das ist alles, was du im Moment zu wissen brauchst.“
Aber Dewhurst unterbrach ihn. „Wenn Sie meine Chancen verderben wollen, so kommen Sie mit. Andernfalls ... folgen Sie mir, wenn Sie unbedingt müssen. Aber bitte mit einigen Tagen Abstand. Moldavi darf auf keinen Fall den Verdacht schöpfen, dass wir zusammenarbeiten.
Corvindale schnaubte wieder. „Selbst wenn er euch beide sehen würde, wie ihr Hände schüttelt. Er würde es nicht glauben.“
Der Blick, den Dewhurst ihm zuwarf, war voller abgrundtiefer Abneigung. „Meine Worte.“
~*~
Unter gewöhnlichen Umständen, wäre Voss entzückt über einen Vorwand, Paris zu besuchen. Kultur, Essen, Wein und die extravagantesten Frauen machten Paris zu einer seiner Lieblingsstädte.
Aber jetzt besuchte er eine Stadt im Übergang, mit einer neuen kaiserlichen Regierung, einem neuen Kaiser, Soldaten in Uniform allenthalben, überall Gerede vom Krieg mit England und tiefgreifenden Umwälzungen, was Regierungsform und Staatsaufbau betraf. Voss bemerkte, dass in der Stadt vieles recht durcheinander war – ob das nun an den Vorbereitungen für eine Krönung lag, bis zu der noch Monate vergehen würden, oder an dem Gefühl, dass sich die Dinge immer noch nicht gelegt hatten, seit Napoleon es erst wenige Wochen zuvor geschafft hatte, seinen Titel Konsul auf Lebenszeit in eine Kaiserkrone umzumünzen.
Ganz abgesehen davon war Voss nicht zu seinem Privatvergnügen oder zur Entspannung in Paris. Trotz der unerträglichen Schmerzen in seiner Schulter war er schnell gereist – zu Pferd noch nachts nach Dover und dann wegen eines absurd sonnigen Tages über dem Ärmelkanal weiter unter Deck. Dann wieder weiter zu Pferd quer durch Frankreich bis nach Paris. Er gab Acht, die Soldatenlager bei Boulogne zu meiden, wo man sich zur Invasion Englands bereit machte. Dass es diesmal mehr Soldaten und bewaffnete Wachmänner gab als bei seinem letzten Besuch, kümmerte ihn wenig. Er hatte nicht nur keinerlei Interesse an Politik, noch betraf sie ihn (wie auch?). Voss hatte überdies Geschwindigkeit, die Fähigkeit, nachts zu sehen, und List auf seiner Seite. Und außerdem vermochten Kugeln ihm nichts anzuhaben.
Dorthin zu gelangen, wohin er wollte, war einfacher als eine Hure zu verführen.
Entgegen seiner Versicherungen gegenüber Woodmore und Dimitri war Voss nicht ganz so zuversichtlich, dass Angelica nichts geschehen würde, bevor er sie fand. Moldavi wollte sicherlich aus ihrer Gabe Nutzen ziehen ... aber wie weit würde er gehen, um sie gefügig zu machen?
Daher stand er unter einer enormen Anspannung, seit er vom White’s Klub mit der widerwilligen Zustimmung der anderen Drakulia Mitglieder aufgebrochen war. Wenn er zurückdachte an die Abscheu und Angst auf Angelicas Gesicht, die Verachtung, wenn sie von Vampiren sprach, konnte Voss nur hoffen, man tat ihr nichts an – denn beten lag ihm wahrlich nicht. Der kleine Biss, das bisschen Knabbern von ihm vor einer Woche, war nichts im Vergleich zu den Vorlieben von Moldavi und seinen Kumpanen.
Voss gestattete sich daher so gut wie keine Rast. Nur als er sich auf dem sonnenbeschienenen Boot befand. Da es das erste Mal seit über einer Woche war, dass er nicht in einem Bett von Whisky, Blutgeruch und sonstigen Gelüsten schlief, hatte er erwartet, tief zu schlafen.
Er hatte sich getäuscht.
Selbst jetzt, als er sich einen Weg durch die dichtgedrängte Menge unter den Arkaden des Pariser Palais Royal und durch die weitläufigen Gärten dort bahnte, konnte Voss die finsteren Bilder nicht verscheuchen, die ihn vor zwei Tagen bis in seine Träume verfolgt hatten. Brickbank in Todesqualen. Und Angelica – starr vor Angst und doch, aufreizend und lockend.
Und Luzifer. Wieder. Schweigend, lächelnd, aber seine Finger
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