Die Londoner Drakulia Vampire 01 - Luzifers Wüstling
meine Schwestern und mich kümmern zu müssen.“
„Überstürzen Sie nichts, Miss Woodmore.“ Sein Blick streifte die offene Tür, bevor er wieder bei ihr ankam. „Mirabella wird doch sehr enttäuscht sein, sollten Sie so bald nach Ihrer Ankunft schon wieder abreisen. Sie hat sich schon lange auf eine richtige Ballsaison gefreut.“
Maia nickte. So viel war auch ihr klar geworden, in ihren Gesprächen mit dem hübschen rothaarigen Mädchen, das gerade achtzehn geworden war und ihrem Bruder so gar nicht ähnlich sah. Denn Mirabella lächelte und lachte sogar. „Sie erwähnte, dass sie Sie schon jahrelang nicht mehr gesehen hat, und dass sie schon jede Hoffnung aufgegeben hatte, jemals Debütantin zu sein. Sie ist ja noch nicht einmal bei Hofe präsentiert worden.“
Es schien in der Tat so, dass Mirabella ungeachtet ihrer ausgezeichneten Fähigkeiten, einen Haushalt zu führen und zu leiten – ihren eigenen Worten zufolge hatte sie viel zu tun gehabt, seit sie von dem kleinen Landsitz in Wales herbeordert worden war, um Blackmont auf den Besuch der Woodmore Schwestern vorzubereiten – hoffnungslos unbedarft in Fragen der Londoner Gesellschaft war. Da das Mädchen schon über sieben Jahre nicht mehr in London gewesen war, verwunderte ihr Mangel an Selbstvertrauen Maia nicht.
„In der Tat.“ Die Antwort von Corvindale verpflichtete sich zu nichts. „Habe ich recht verstanden, dass Sie drei morgen Abend an einem gesellschaftlichen Ereignis teilnehmen werden?“ Er war wieder in sein Wirtschaftsbuch vertieft, aber diesmal hatte er sich eine der Federn genommen. Die Audienz, wie auch immer, war anscheinend beendet.
„Der Sterlinghouse Mittsommer Maskenball“, erklärte Maia. „Auch wenn Ihre Schwester noch nicht offiziell debütiert hat, kann sie dort maskiert teilnehmen. Sie ist recht ...“ Sie verstummte. Sie wusste genau, wann es an der Zeit war zu gehen. „Danke dafür, dass Sie mich etwas haben beruhigen können. Mylord. Ich hoffe inständig, Sie erhalten bald Nachricht von meinem Bruder.“
„Das werde ich sicherlich“, erwiderte er, tauchte die Feder ins Fass und begann zu schreiben.
Das Kratzen der Feder auf dem Papier füllte die Stille, kurz unterbrochen, als sie an seinem Schreibtisch vorbeiging, die Blätter auf seinem Tisch sanft aufflatterten, bevor sie das Zimmer verließ.
VIER
~ Miss Woodmore tanzt Walzer ~
„Versuch heute Abend doch einmal, dich nicht daneben zu benehmen“, flüsterte ihr Maia zu, kurz vor ihrer Ankunft beim Sterlinghouse Anwesen. „Sei Mirabella ein Vorbild.“
Angelica ignorierte sie und versuchte, möglichst weit weg in ihrer Ecke zu sitzen, nicht dass zur geflüsterten Ermahnung von Maia auch noch ein kräftiger Druck an ihrem Arm hinzukäme.
Ihnen gegenüber saßen Mirabella und ihre Tante Iliana, eine angenehme Frau, die um die vierzig, fünfzig sein mochte. Angelica wusste nicht, ob sie erleichtert oder enttäuscht sein sollte, dass ihre Anstandsdame nicht einer dieser tratschsüchtigen alten Jungfern oder Witwen, die so oft die Wache über Benehmen sowie Tugend ihrer Schützlinge übernahmen, mit diesem typisch leeren Blick, etwa wie Mrs. Fernfeather bei ihnen zu Hause.
Sie hegte den Verdacht, dass Tante Iliana sich als ausnehmend unterhaltsam und interessant entpuppen könnte, wenn man von dem Funkeln in ihren leuchtend blauen Augen ausging.
„Ich glaube nicht, dass du heute Abend Grund zur Sorgen haben wirst“, wisperte Angelica zu ihrer Schwester hinüber. „Niemand wird uns erkennen, bis wir die Masken abnehmen. Mein Betragen bis dahin wird also gänzlich inkognito bleiben.“ Sie lächelte und hielt die schwarze Samtmaske hoch, die noch mit einer kleinen Bordüre aus schwarz-goldener Spitze versehen war, unter der man von Wangen und Mund dann lediglich eine flüchtigen Blick würde erhaschen können. Der Rest ihres Gesichts von der Nase bis zu den Brauen wurde von der Maske komplett verhüllt. „Dein Name wird in meine skandalösen Taten nicht mit hineingezogen werden.“
„Wir setzen uns die Masken auf, bevor wir ankommen?“, fragte Mirabella. Ihre Stimme klang aufgeregt, es war ihr erstes gesellschaftliches Ereignis in London, obwohl sie noch nicht bei Hofe präsentiert worden war. Auch musste ihre Garderobe dringend erneuert werden. Ihre Maske war aus elfenbeinfarbener Seide, überzogen von Spitze, die unten bis zum Kinn fiel und oben mit einem steifen Spitzenbesatz
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