Die Londoner Drakulia Vampire 01 - Luzifers Wüstling
zu unterdrücken. „Bälle, Geselligkeiten, Theaterbesuche und dann natürlich noch Almack, das Heiligtum der Heiligtümer von Londons besserer Gesellschaft. Die Bond Street für Einkäufe. Dimitri, das wird ja so ganz anders werden als dein übliches Einsiedlerdasein. Ich freue mich schon auf den Anblick.“
„Ich glaube nicht, dass du in nächster Zeit dafür Zeit haben wirst, Voss. Ich komme gerade von einer Versammlung im White’s.“ Diesmal meinte Dimitri es ehrlich mit seinem Lächeln. „Du wirst als sein letzter Begleiter Brickbanks sterbliche Überreste in seine Heimat überführen. Nach Rumänien.“
~*~
Maia klopfte ein zweites Mal an die Tür zum Arbeitszimmer des Earl. Während sie auf seine Antwort wartete, schaute sie den Korridor entlang. In ihrem zeitweiligen Zuhause (und sie betete, dass es auch zeitweilig wäre) fielen ihr hier wieder einmal die exquisiten Gemälde und die eleganten Statuen auf.
Sie waren schneller, als sie es je für möglich gehalten hätte, hierher umgezogen, gleich nach dem Besuch von Lord Dewhurst gestern Nachmittag, und waren heute Morgen hier eingetroffen. Corvindale hatte ihnen nicht einmal gestattet zu packen. Ihre Kleider und Zofen würden im Laufe des heutigen Tages eintreffen. Anscheinend ging alles sehr schnell vonstatten, wenn er sich nur einmal entschlossen hatte.
Blackmont Hall machte seinem Namen in mancher Hinsicht alle Ehre. Denn anstatt das Licht durch offene Fenster und hauchdünne Vorhänge hell auf Biesen- und Spitzenkissen wie bei ihnen in Turnbull fallen zu lassen, war der Wohnsitz des Earl deutlich schlichter eingerichtet. Möbelbezüge und Tapeten waren in dunklen Farben gehalten: Mitternachtsblau, Kohlschwarz, Burgunderrot, Dunkelgrün. Der Stil war streng und männlich. Alles vermittelte den Eindruck, der Besitzer habe sich jegliches Feminine und Weiche verbeten.
„Ja. Herein“, erklang eine sehr irritierte Stimme.
Maia schob die Tür auf, holte tief Luft und trat ein.
Corvindale hatte sich nicht die Mühe gemacht aufzublicken. Er las oder betrachtete gerade ein riesiges Wirtschaftsbuch vor ihm auf seinem Schreibtisch, einige Schreibfedern lagen neben ihm kreuz und quer auf dem Tisch und nicht etwa ordentlich in ihrem Glas. Die vielen Tintenflecke auf dem Tuch, das offensichtlich zum Schutz der Tischplatte gedacht war, verrieten ihr, dass dies wohl der Normalzustand an diesem Arbeitsplatz war. Das Tintenfass neben ihm hatte einen schwarzen Kreis Tinte rundherum und noch ein paar Tintenkreise dazu. Ordentlich gestapelt in der gegenüberliegenden Ecke des Schreibtisches befand sich ein Bündel Papier, beschwert von einem glatten, schwarzen Stein. Und Bücher allenthalben: auf jeder Oberfläche, gestapelt, geschlossen, offen, auf dem Rücken oder andersrum ... oder das eine diente in einem anderen gar als Lesezeichen.
„Warum verflucht noch mal zweimal klopfen“, sagte er in dem gleichbleibend freundlichen Ton, als er sich gedankenversunken an der Schläfe kratzte. „Ich habe Sie schon beim ersten Mal gehört. Wa–“, in diesem Moment blickte er auf und schloss den Mund. „Miss Woodmore, ich wusste nicht, dass Sie es sind.“ Er legte seine Schreibfeder in den Stapel zu den übrigen.
„Offensichtlich.“ Sie tat einen weiteren Schritt in das Zimmer, wobei sie die Tür hinter sich weit offen stehen ließ. Es juckte ihr in den Fingern, die Federn aufzusammeln und in ihr Behältnis zu tun sowie das tintenverschmierte Tuch zum Waschen zu geben. Und Grundgütiger, irgendjemand sollte mal die Bücher aufräumen. „Zumindest nehme ich an, Sie hätten nicht so mit mir oder einer meiner Schwestern gesprochen, wenn Sie es gewusst hätten.“
Vor den Fenstern, die sich zu beiden Seiten seines Schreibtisches befanden, waren die schweren Vorhänge vorgezogen. Aber die Vorhänge an den Fenstern am anderen Ende des Zimmers waren halb geöffnet. Das Zimmer sah dadurch aus wie im Ungleichgewicht.
„Wie können Sie in so einer Dunkelheit nur arbeiten?“, fragte sie und lief auf das ihr nächstgelegene Fenster zu.
„Lassen Sie das“, fuhr er sie an, als sie nach den Vorhängen griff. Er richtete sich in seinem Stuhl auf, und ihre Hand sank wieder herab. „Ich habe bereits Mirabella und Crewston aufgetragen, sich um alles zu kümmern, was Sie benötigen. Wenn Sie mit Ihren Zimmern nicht zufrieden sind, schlage ich vor, dass Sie mit meiner Schwester sprechen.“ Er
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