Die Londoner Drakulia Vampire 01 - Luzifers Wüstling
plötzlich wurde dieser Gedanke Realität, als er die Maske hoch und ihr vom Kopf riss und wegwarf. Nicht sehr zart.
„Was ist passiert?“, fragte er, und seine Finger schlossen sich um eines ihrer Handgelenke. Seine Augen suchten etwas in den ihren, und zum ersten Mal verspürte sie etwas Angst. Sie funkelten, und nicht aus Faszination. Es lag eine ... Drohung in ihnen. „Heute Abend. Was ist passiert?“
In der Enge dieser dämmrigen Ecke fühlte Angelica das Heben und Senken seines Atems sowie den Puls, der ihr am Hals schlug und ihr das Atmen fast unmöglich machte.
„Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen“, sagte sie und versuchte, ihre Stimme ruhig klingen zu lassen.
Sein Atem stockte, und ein leichtes Zittern lief durch seine Arme, als müsste er sich mit Gewalt zurückhalten. „Ich rieche Blut, Angelica. Überall an Ihnen, ich will zur Hölle verdammt noch mal wissen, wo das herstammt.“
Er presste diese Worte zwar zwischen fast zusammengebissenen Zähnen hervor, aber sie kamen klar wie ein Peitschenschlag bei ihr an. Sie hätte nicht sagen können, worüber sie am meisten erstaunt war – dass er sie beim Vornamen nannte, sein Fluchen oder die Tatsache, dass er Blut riechen konnte. An ihr.
Sie feuchtete die Lippen an, und bei dem Versuch, das auch bei ihrem plötzlich trockenen Mund zu tun, spürte sie, wie seine Hand stärker zupackte und eine Blume an ihrem Handschuh zerquetschte. Das war der Moment, in dem ihr klar wurde, wie stark und kraftvoll dieser Mann war.
Der Mann, der sie in eine Ecke gedrängt hatte, dessen Körper sich fast gegen den ihren presste, und dessen Blick auf sie förmlich herunterstach.
Ihr Herz hämmerte so laut, dass sie sicher war, er könnte es auch spüren, und sie versuchte, ihre Nervosität im Zaum zu halten. Zorn strömte heiß von ihm zu ihr, aber sie glaubte nicht, dass er gegen sie gerichtet war. Wenn er ihr etwas antun wollte, hätte er sie kaum in einen solchen Alkoven geschleift, wo man sie leicht entdecken konnte.
„Ich dachte, er wäre Sie. Er bat mich um einen Walzer“, erwiderte sie, als seine Finger erneut fester zupackten.
Er rückte ein wenig von ihr ab, lockerte den Griff. „Sie dachten, er wäre ich ?“ Ein Lichtstrahl fiel auf sein Gesicht. Das eine Auge und eine Hälfte seines Kinns sowie seiner Nase waren jetzt klar zu sehen. Das Chiaroscuro ließ ihn noch furchteinflößender erscheinen.
„Er benahm sich, als würden wir uns kennen, und fragte gleich nach Chas. Also dachte ich, er wäre Sie“, verteidigte sie sich und fühlte sich wieder etwas mehr Herrin der Lage. Seine Wut war also die Sorge um sie gewesen? Aber ... er hatte an ihr Blut gerochen ? Was für eine merkwürdige Art sich auszudrücken.
„Und dann gingen wir hinaus, um unter den Sternen spazieren zu gehen, und ... und ... er versuchte mich ....“, Angelica war immer noch leicht außer Atem – von dem Gewaltmarsch durch den Saal, als sie wieder an den Angriff auf sie dachte, von dem steten, finsteren Blick, der sie weiterhin durchbohrte.
„Was hat er getan?“ Voss’ Finger griffen wieder fester zu, und Angelica fühlte, wie die Anspannung seinen gesamten Arm hinaufwanderte und sich zwischen seinen Augenbrauen niederließ und diese zusammenzog. „Wo kam das Blut her? Es ist nicht ... es kann nicht von Ihnen stammen.“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein. Er – ich habe nach ihm gestochen. Mit meiner Schere. Es ist sein Blut.“
Seine Augen wurden weit, und dann veränderte sich sein ganzes Verhalten. Die Härte wich aus seinem Gesichtsausdruck, und seine Augenbrauen entspannten sich wieder. Er lächelte nicht, aber man konnte in ihnen Überraschung – und vielleicht Erleichterung – ablesen. „Ihre Schere?“
„Ich bin Atropos. Sie haben mich vorher doch erkannt? Sie nannten mich Schicksalsherrin.“
Er hob geschmeidig die Schultern, und jetzt verrieten die kleinen Fältchen in seinen Augenwinkeln, dass er fast lächelte. „Ich wusste nicht, welche der drei Sie wären. Das Kleid hat Sie verraten, obwohl Sie Schwarz statt des üblichen Weiß gewählt haben. Es war auch, wie es scheint, Ihr Glück, dass Sie Atropos ausgesucht haben. Denn ich glaube nicht, dass Ihnen heute ein bloßes Fadenknäuel mit Messlatte oder Spindel den gleichen Dienst hätten erweisen können.“
Erleichtert darüber, dass seine Anspannung anscheinend verschwunden war, warf sie ihm einen züchtigen
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