Die Londoner Drakulia Vampire 01 - Luzifers Wüstling
herab.
Endlich , sagten ihr seine Augen. Über dem Tuch seiner Maske, das er sich über die untere Gesichtshälfte gebunden hatte, leuchteten diese voller Genugtuung. Mit seinen dichten, geschwungenen Augenbrauen unter dem eckigen flachen Hut und selbst mit den drolligen Löckchen, die darunter hervorlugten, sah er immer noch bemerkenswert gut und gefährlich aus. Auf eine Art und Weise gefährlich, bei der sie Schmetterlinge im Bauch bekam und nicht etwa Blei im Magen.
Einen kurzen Moment lang verspürte Angelica Mitleid mit Harrington. Aber kaum hatte sie ihm ein rasches, „bitte entschuldigen Sie mich“, hingeworfen, als Voss sie bereits weggeführt und auf die Tanzfläche zwischen die anderen Tänzer gedrängt hatte.
Als hätte er es schon hunderte von Malen getan, wirbelte er sie gekonnt zu sich, so dass sie sich gegenüberstanden, eine starke Hand legte er geübt auf ihre Taille, während die andere seine Finger um die ihren legte, als er sie nach oben in Position brachte. Er zog sie so nah an sich, dass die Kamelien an ihrer Taille fast seinen Umhang streiften.
Angelica hatte an dem Abend den Walzer bereits – zweimal! – getanzt, aber das hier war eine ganz andere Erfahrung. Es war, als ob jeder Teil von ihr erwacht sei und nun selbst auf die kleinste Sinneswahrnehmung reagierte. Das Geräusch ihres Kleides, wie es im Drehen um seine Beine schlug. Der Druck jeden einzelnen Fingers von ihm an ihrer Taille.
Sie war sich der sanften Spannung in ihrem erhobenen und ausgestreckten Arm bewusst, und durch seinen Handschuh hindurch auch der Wärme seiner Hand gegen die ihre. Der Lufthauch, der ihr über die nackten Oberarme glitt, als sie sich elegant zwischen und durch die anderen Tänzer hindurch bewegten. Die geschmeidige Bewegung seiner Muskeln und die Sehnen in seiner Schulter unter ihrer Hand. Das Wippen ihrer Haare, die Wärme und die Breite seines Körpers, so nah . Er roch fremd und würzig, ganz anders als der übliche Duft von Pinie und Tanne, den Harrington bevorzugte.
Und sie fragte sich immer noch, wie sie ihren Angreifer von vorhin je mit Voss hatte verwechseln können. Die Realität war so viel mehr ... mehr .
Es dauerte eine Weile, bevor sie bemerkte, dass er noch kein einziges Wort gesprochen hatte, seitdem sie sich in das Kaleidoskop der wirbelnden Tänzer eingereiht hatten, und dass sie schnell ihren Weg durch die Tänzer hindurch gefunden hatten. Sie stellte ihm die erste Frage, die ihr einfiel.
„Aber Sie sind doch sicherlich nicht schon nach Rumänien und zurück gereist? Um Ihren Freund zu geleiten?“
„Ich habe Eddersley bestochen, an meiner statt zu gehen.“ Sein Ton war abgehackt, und als er sich zum Rand der Gruppe drehte und Angelica zwischen zwei Paaren hindurch bugsierte, begriff sie, dass er sie von der Tanzfläche wegführte.
„Was tun Sie da?“, fragte sie. „Der Tanz ist noch nicht vorbei.“
Er blickte mit dunklen, glitzernden Augen auf sie herab, und die Wirkung fühlte sich übermächtig an. Er hatte die Tanzhaltung aufgelöst, und jetzt schloss er seine Hand um ihren Arm. Aber anstatt sie in Richtung Balkon zu führen, drängte er sie auf eine abgeschiedene Ecke des Zimmers zu.
„Mylord“, brachte sie heraus, aber ihre Worte waren hinter ihm kaum zu hören, inmitten all der Musik und der Gespräche.
Er schleifte sie jetzt fast hinter sich her, hin zu einem schattigen Alkoven bei einem Brunnen zwischen zwei Bäumen in großen Kübeln. Von weiteren Töpfen hoch oben an den Wänden hingen Ranken herab, die sich als praktischer Vorhang für all jene erwiesen, die sich in den Alkoven dahinter vergnügen wollten.
Voss fegte ein paar der Ranken zur Seite, sprach ein paar scharfe Worte in die Ecke, wobei er überall Blätter und Blüten verstreute. Ein paar Sekunden später wurde Angelica fast von einem Romeo und einem gefiederten Schwan niedergetrampelt. Julia war, wie es schien, anderswo.
Einen Moment später fand sie sich mit dem Rücken an der Wand und mit Voss vor ihr wieder, sehr dicht vor ihr, seine Finger um ihre Oberarme. Er hatte sich die Maske abgerissen, und selbst in dem schlechten Licht konnte sie die schmale Linie seines Mundes und seine zusammengekniffenen Nasenflügel erkennen.
Sie versuchte zu schlucken und fühlte unter ihrer Maske erneute Hitze. Sie wollte das Teil aus schwerem Samt und Spitze herunterreißen, damit ihr nicht mehr so stickig wäre. Und
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