Die Londoner Drakulia Vampire 01 - Luzifers Wüstling
drehte sich um, bereit. Aber die Vampire waren lediglich dabei, sich wie er einen Weg aus dem Saal zu bahnen. Es war der Beweis dafür, wie absolut die Kontrolle ihres Anführers über seine Begleiter war, und nur einer der Gründe, warum er ein respekteinflößender Gegner und der Liebling von Cezar war.
„Da Dimitri anderweitig beschäftigt ist, wird er nicht dort sein, wenn wir Blackmont einen Besuch abstatten“, warf Belial im Vorübergehen Voss zu. Er blickte die geschwungene Treppe hinauf, und seine dicken Lippen zuckten amüsiert.
Mit einem herrischen Ruck seines Kopfes befahl er sodann den Dienern, ihm zu folgen. „Ich bin sicher, die Woodmore Schlampen werden überglücklich sein, jenes elendige Loch der Trübsal für eine bequemere Unterkunft hinter sich zu lassen.“
Voss zuckte mit den Achseln. Schwarze Seele Luzifers. Wo zum Teufel steckt Dimitri? Da oben? Er schaute nicht zur Treppe, aber vermutete, dort läge die Antwort.
„Viel Glück“, wünschte er hinterhältig dem Gemachten. Belial würde es nie gelingen, in Blackmont einzudringen. Ob er nun anwesend war oder nicht, dafür hatte Dimitri sicher gesorgt.
Und ganz abgesehen davon, Voss wusste, dass wenigstens Angelica sicher war, hier bei ihm. Er unterdrückte den Wunsch zurückzuschauen. Sie würde warten. Er hatte es ihr befohlen.
Eines hatte er schon über Angelica gelernt: Sie war keine Närrin.
Belial hielt kurz inne, als er als Letzter durch die Eingangstür schritt. „Richte Dimitri bitte schöne Grüße von Cezar aus. Ich habe das bedauerlicherweise vergessen.“
Sobald sich die Tür hinter Belial geschlossen hatte, eilte Voss zur Treppe. Als er diese förmlich hinaufflog, seine Füße berührten kaum die Stufen, hörte er, wie sich unten allmählich leises Stimmengewirr erhob, das sich alsbald zu einem lauten, entsetzten Getöse entwickelte. Rennende Füße, zuschlagende Türen, allgemeines Chaos.
Er würde hier oben nur einen Augenblick benötigen und hoffte, Angelica würde so lange vernünftig sein und tun, was er ihr nachdrücklich befohlen hatte. Sogar noch als er nach Corvindale suchte, fragte er sich, warum zum Teufel er hier seine Zeit vergeudete, wo er doch Angelica von hier fortbringen könnte.
Vielleicht war der Earl tot.
Voss benötigte lediglich wenige Sekunden, um das richtige Zimmer zu finden. Nicht weil er Corvindales Gegenwart spürte, sondern weil er einfach schnell war. Den Flur hinunter, noch einen Stock höher und dann ...
„Schwarze Seele Luzifers“, er atmete tief durch, als er in das Zimmer trat.
In der Mitte eines eigentlich sehr gemütlichen, hell erleuchteten Zimmers oder Kämmerchens lag Corvindale auf dem Rücken auf dem zerwühlten Teppich. Er bewegte sich nicht, aber Voss konnte ihn atmen hören. Lang, rasselnd, qualvoll. Blutgeruch erfüllte die Luft, Corvindales Hemd hing ihm in Fetzen von den Schultern, sein Mantel weg, seine Handschuhe verschwunden, ein Arm lag quer über seinem muskulösen Oberkörper.
„Nun“, sagte er, durchquerte das Zimmer, um sich neben dem Mann aufzubauen. „Was haben wir denn hier?“
Er schaute hinunter, und Corvindales Blick, finster und umschattet, bohrte sich in ihn. Abscheu lag darin, und Voss bemerkte die einzige Bewegung, die er machte: Ein schwaches Zucken der Finger, als ob er sich vorstellen würde, ihm damit den Hals umzudrehen.
Oder zu pfählen.
Es war Voss auf der Stelle klar, dass irgendetwas Corvindale lähmte, ihn quälte und dort gefesselt hielt. Was nur bedeuten konnte ....
Ah, da war es auch schon.
Fast wäre es Voss in den Falten des zerfetzten Hemds entgangen – aber als er sich hinunterbeugte, um den Bastard in seiner Bewegungslosigkeit zu betrachten, sah er es. Die Lösung zu dem Rätsel, das er schon vor hundert Jahren in Wien zu lösen versucht hatte, war ihm soeben auf dem Silbertablett serviert worden. Quer über Dimitris Hals, auf der dunklen Haut, lag eine schwere Kette aus Rubinen, in Gold gefasst.
„Es sind also Rubine?“, sagte Voss. „Ich wusste, es musste eine Art von Edelstein sein. Aber all diese Jahre hatte ich Smaragde oder Diamanten im Verdacht. Rubine. Ich hoffe, du hast die Schmuckschatullen der Woodmore Schwestern überprüft hast, als sie eingezogen sind.“
Die Abscheu brannte noch heißer und stärker in Corvindales Augen, und die Finger auf seiner Brust flatterten erneut, in dem Versuch, an das Gift
Weitere Kostenlose Bücher