Die Londoner Drakulia Vampire 01 - Luzifers Wüstling
dort oben heranzukommen, das sich in seine Haut gebrannt haben musste und alles Leben und Kraft aus ihm saugte. Alles, was man noch tun musste, war, ihm einen Holzpflock ins Herz zu stoßen.
Tod.
Voss schoss mit der Hand herab und riss den Schmuck weg und warf ihn quer durch das Zimmer. Ein kurzes würgendes Husten, und Luft strömte wieder laut in Dimitris Lungen. Er sprang auf.
Aber anstatt sich auf ihn zu werfen, wie Voss es halb erwartet hatte, ging Dimitri rasch zu dem Fenster, das auf einen Balkon führte. Fetzen des weißen Hemds flatterten von seinen Schultern, als der Earl nach draußen ging. Bevor Voss etwas tun konnte, war er wieder da, auf dem Arm eine strampelnde weiße Figur, die in einen schweren Stoff eingewickelt war, und mit einem Engel in Schlepptau, die ihre eigenen Flügel in Händen hielt.
An dieser Stelle wäre Voss normalerweise in ein höhnisches Lachen ausgebrochen, beim Anblick der drastischen Mittel, zu denen Corvindale gegriffen hatte, damit Maia Woodmore sich auch ganz sicher nicht zeigte und so Belials Gefangene wurde, hätte er nicht den Rücken des Mannes gesehen. Das zerrissene Hemd gab den Blick auf Corvindales linke Schulter frei. Der Anblick des fein verästelten Musters, dem Seinen so ähnlich, machte, dass Voss’ Mal sich ebenfalls schmerzhaft zusammenzog. Denn, im Gegensatz zu Voss’ eigenem Luziferzeichen, das nur gelegentlich pochte und ihn daran erinnerte, wer und was er war, glichen die Verästelungen von Corvindales breiten, brennenden Striemen, die sich schimmernd wölbten und nur eins bedeuten konnten: unerträgliche Schmerzen.
SECHS
~ In welchem der Earl von Corvindale einen Parcours absolviert ~
Angelica tat, wie Voss ihr aufgetragen hatte: Sie hielt sich in dem schattigen Alkoven versteckt.
Später würde sie sich fragen, warum sie das getan hatte. Wenn sie sich gezeigt hätte, als der rothaarige Anführer nach ihr rief, hätte das geholfen? Hätte sie das Leben von Felicity Chapman, dem Schmetterling, retten können? Hätte sie den Tod von Mr. Dudley Hoosman, dem römischen Kaiser, verhindern können?
Beinahe hätte sie es getan. Hätte beinahe die Enge der von Ranken verhangenen Ecke verlassen, beinahe ihre Anwesenheit herausgeschrieen und wäre an Voss vorbei nach draußen geeilt. Alles, um nur diese Schreie und die Gewalt zu beenden. Alles, um mit dieser grauenvollen, bösartigen Atmosphäre auszuräumen.
Aber alles verlangsamte sich um sie, beim Anblick von Mr. Hoosman: Wie er von den grausamen Männern mit den glühenden Augen aus der Menge gezerrt wurde. Die Welt stand still und wurde zu einem winzigen Guckloch: auf Mr. Hoosman auf dem Boden, Hals und Brust zerfetzt, die Fibel, die seine Toga an der Schulter zusammengehalten hatte, blutüberströmt und glänzend, die rote Lache auf dem weißen Stoff und dem Boden darunter.
Sie hatte dieses Bild schon einmal gesehen: Als sie das Taschentuch von Mr. Hoosman hochgehoben hatte, das ihm zu Boden gefallen war.
Und kaum einen Augenblick später, ihr Mund öffnete sich zu einem stummen Schrei, sah sie das Bild in Wirklichkeit.
Angelica wäre vielleicht in Ohnmacht gefallen, wenn hinter ihr nicht die Wand gewesen wäre und wenn Voss nicht so nahe bei ihr gestanden hätte. Sie versuchte, es ihm zu sagen, versuchte zu sprechen, aber die Worte kamen nicht ... und er drehte sich zu ihr um, grimmig und finster, und packte sie fest an den Armen. Keine Bewegung. Sie können nichts tun. Bleiben Sie hier, bis ich Sie hole.
Sie hörte auf ihn. Angelica war keine Närrin.
Was auch immer dort draußen auf der Tanzfläche passierte, was auch immer Voss zu den Angreifern sagte oder dort tat, sie wusste es nicht. Aber der Mann mit den rot glühenden Augen, nach dem sie mit ihrer Schere gestochen hatte, war dort und stand neben dem Anführer. Dessen Augen ebenfalls glühten.
Und dann begriff sie. Er war, was sie einen Vampyr nannte. Geschöpfe, die Blut tranken. Legenden, Ammenmärchen, der Stoff, aus dem Oma Öhrchens Schauergeschichten gemacht waren.
Oder, so hatte sie geglaubt.
Aber jetzt wusste sie ... es gab sie wirklich. Und die dort waren Vampyre , all diese Männer, wie Wölfe, die Menschen in die Mitte des Saales zerrten und von ihnen tranken, mit ihren Klauen und ihren langen, scharfen Zähnen Wunden in sie rissen. Ihr Fleisch verstümmelten und ihnen das Leben aussaugten. Der Geruch von Blut hing schwer in der
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