Die Londoner Drakulia Vampire 01 - Luzifers Wüstling
auch seine Augen jetzt schwach glühten.
Er schloss sie wieder, machte einen tiefen, blutdurchtränkten Atemzug und konzentrierte sich auf die anderen Gerüche im Raum, auf die Geräusche, selbst auf die Frau hinter ihm. Ganz besonders auf die Frau hinter ihm, ihr Körper starr und steif an seinem Rücken.
Nein, das half nicht. Sein Blut pochte schneller, und er musste die Augen wieder öffnen, um diesen Geruch, dieses Bedürfnis zu verdrängen. Nein, nein . Nicht hier. Er stützte sich ab, atmete, sammelte sich.
Als Angelica sich bewegte, packte er sie, bevor sie eine Dummheit begehen konnte. Mit einem Ruck zerrte er sie an sich, und mit dem Mund an ihrem Ohr flüsterte er ihr zu: „Sie können sie nicht aufhalten. Bleiben Sie hier.“ Sein Herz hämmerte, seine Finger krallten sich um ihre warmen Arme. Sie waren so zerbrechlich, so schmal. Glatt. Er atmete sie, berührte sie, ihr Haar in seiner Nase roch nach Sommer.
Bald, meine Liebe. Bald . Er hob den Kopf, wagte es aber noch nicht, sie anzuschauen.
An der Art, wie sie zitterte, und wegen der Feuchtigkeit, die sie auf seinen Wangen hinterlassen hatte, wusste Voss, dass sie nicht lange auf seine Warnung hören würde. Er musste jetzt rasch handeln, oder seine Chance wäre vorüber.
Wo zum Teufel steckte Corvindale? Und Maia Woodmore? Er wusste, dass auch sie hier war. Sie war dickköpfig genug, auf Belials Aufforderung zu antworten. Warum war sie nicht vorgetreten?
Voss zog Angelica zu sich und sah auf ihr Gesicht herunter. Er konnte nur hoffen, dass seine Augen ihn nicht verrieten. „Bleiben Sie hier. Keine Bewegung. Und auch kein Geräusch. Egal was passiert, bis ich zurückkomme.“
Er wartete ihr Nicken noch ab, ihr Gesicht tränenüberströmt, die Augen weit und starr vor Schreck. Sie öffnete den Mund, aber er presste ihr die Hand auf die warmen Lippen und schüttelte heftig den Kopf. Nein.
Dann glitt er zur Seite, aus der Ecke heraus, die Wand hinter dem Brunnen entlang, der längst verstummt war. Als er so weit wie möglich von Angelica entfernt war, ohne dass man ihn sehen konnte, trat er in den Ballsaal.
„Was für ein verdammtes Durcheinander“, sagte er, als alle Blicke sich auf ihn richteten. Bedacht darauf, den Geruch von Blut und Angst zu ignorieren, schürzte er verächtlich die Lippen. „Beim Luzifer, Belial, kannst du deinen Kötern keine Manieren beibringen?“
Belial drehte sich zu ihm, die Augen orange leuchtend, seine Reißzähne blitzten in einem widerlichen Lächeln auf. „Ah, Voss. Ich kann mir gar nicht vorstellen, was du hier so treibst.“
Wie immer beim Klang dieser leise zischenden Stimmte überkam ihn das Gefühl, sich schütteln zu müssen. Der Mann klang, als wäre sein Halstuch zu eng geschnürt.
„Auf der Suche nach den Woodmore Mädchen, nicht wahr?“, sagte Voss und schlenderte sorglos auf das Grüppchen der Vampire samt ihrer Opfer zu. Das Mädchen war jetzt still, noch nicht ganz tot, aber röchelte feucht und kraftlos, in den groben Händen des Vampirs.
Der Gedanke an Angelica in ihrem Versteck im Alkoven ermöglichte ihm das Atmen, ohne den Geruch von dem Blut überall wahrzunehmen. Aber andere Mitglieder der Drakulia hatten weniger Selbstbeherrschung. Als Voss vortrat, ließ sich einer der Vampire auf dem am Boden aufgespießten Mann nieder. Seine Reißzähne sanken tief ins Fleisch seines Arms ein, als das Opfer zerrte und schrie. Voss war sicher, dass er hinter sich ein Geräusch gehört hatte, und hoffte inständig, Angelica würde bleiben, wo sie war.
Mit gleichbleibend sorgloser und gelangweilter Miene schnalzte er und sah Belial an. „Was für Tiere. Trainiert du und dieser Hund Bonaparte sie so? Keine Manieren.“
Belial verschränkte die Arme. „Warum bist du hier?“
„Auf der Suche nach den Woodmore Schwestern. Genau wie du.“ Voss zuckte leicht mit den Achseln. „Sie sind nicht hier. Und du bringst hier meinen Abend durcheinander.“
„Deinen Abend durcheinander?“
Voss schaute nicht zu dem Vampir, der sich vor ihm gerade satt trank. Er blendete das Geräusch des Blutsaugers sowie des verzweifelten Schluckens und des rasselnden Atems aus. Er konzentrierte sich ausschließlich auf Belial. „Ich liebe Maskenbälle über alles. Sie verschaffen einem so leicht den Zugang zum Gewünschten. Ich ziehe allerdings mehr Diskretion vor, bei meinen ... hm ... Affären.“ Er machte eine nachlässige
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