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Die Lucifer-Connection (German Edition)

Die Lucifer-Connection (German Edition)

Titel: Die Lucifer-Connection (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Compart
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nichts zu tun. Sind nur wenige, die das zusätzlich machen. Ich werde rauskriegen, wer das ist und die unter Druck setzen oder feuern lassen. Aber jetzt habe ich keine Zeit dafür. Ich muss die Einsammler erwischen und an die Hintermänner rankommen.“
    Gill beugte sich vor, und sein T-Shirt verrutschte. Dominik sah den Griff der Glock, die Gill in den Hosenbund geschoben hatte. Wenn er die Waffe an der Haut spürte, wusste er genau, wo sie saß, und konnte sie blitzschnell ziehen. Die kantenlose Form verhinderte bestens, dass die Glock hängenblieb.
    „Wieso hast du eine Knarre dabei?“
    „Ich bin Pessimist.“
    „Kann ich die mal kurz haben?“
    „Nein.“
    „Ich will sie nur mal ansehen. Was ist das? Eine H&K?“
    „Nein. Eine Glock.“
    „Ist mir noch nie untergekommen. Lass mal sehen.“
    „Davon sind weltweit drei Millionen im Umlauf – nur vom Original, ohne die Nachbauten. Leicht zu besorgen, wenn sie dich interessiert.“
    „Ich will sie mir ja nur mal ansehen oder sowas.“ Dominik war aufgeregt.
    „Die habe ich noch nie freiwillig aus der Hand gegeben. Das werde ich auch jetzt nicht. Ich bin darauf sozialisiert worden oder sowas.“
    „Ich habe Mucki auch noch nie aus der Hand gegeben.“
    Schlecht gelaunt zog Gill die Waffe und ließ das Magazin herausgleiten. Er hatte keine Kugel im Lauf. Widerwillig reichte er sie Dominik.
    „Wiegt unter einem Kilo – eine Neun-Millimeter-Waffe mit siebzehn Patronen im Magazin. Effektive Reichweite fünfzig bis hundert Meter, maximale Schussweite eineinhalb Kilometer, Mündungsenergie fünfhundertzwanzig Joule, Mündungsgeschwindigkeit dreihundertsiebzig Meter pro Sekunde, zweihundertfünfzig Millimeter Rechtsdrall“, hielt Gill seinen Body Text First Indentvortrag. „Die Glock 17 besteht zu vierzig Prozent aus Kunststoff und ist deswegen leichter als Waffen mit Aluminium- oder Stahlrahmen. Die Stahlteile sind mit einer patentierten Tenifer-Beschichtung gegen Korrosion und Abrieb versehen. Meine hat eine Tritium-Nachtvisierung, die ist bei uns verboten, weil sie leicht radioaktiv ist – im Gegensatz zu Handys, die erlaubt man. Das Ding verballert jede Munition seines Kalibers, fast wie eine Kalaschnikow. Eine Glock hast du fürs Leben: Meine hat mehr als hundertfünfzigtausend Schuss weg, ohne dass Reparaturen an Rohr, Schlitten oder Schlagbolzen nötig waren. Hollywood hat diesen Quatsch in Umlauf gebracht, dass Glocks völlig metallfrei sind und man mit so einer Knarre problemlos durch Flughafenkontrollen kommt. Stimmt aber nicht – sie bestehen immer noch zu sechzig Prozent aus Metall, das sehen die sofort.“
    Unsicher drehte Dominik die Waffe hin und her. Gill betrachtete ihn misstrauisch und dachte an die Geschichte hinter dem matt schimmernden Todesboten: 1980 hatte Gaston Glock die Waffe fürs österreichische Bundesheer erfunden. Der Typ war Kunststoffexperte und Ingenieur, der seine Waffenproduktionsfirma 1963 in Wagram gründete. Mittlerweile gibt’s die Glock in mehr als hundert Ländern auf der ganzen Welt – und das hat den guten Gaston auf Platz dreiundvierzig der hundert reichsten Österreicher gehievt. Mit Kritik kann er trotzdem nicht gut umgehen, da zerrt er lieber alle vor Gericht, die sich negativ über ihn äußern. Vor ein, zwei Jahren hat er eine Beleidigungsklage gegen Amnesty International verloren, weil die darüber berichtet hatten, dass bei den Rebellen in Darfur eine Glock gefunden worden war. Gaston Glock hätte erklären sollen, wie es dazu kommen konnte. Ziemlich naiv – als ob der kontrollieren könnte, wo seine Waffen hinkommen, wenn sie erstmal aus der Fabrik raus sind …
    1999 wollte ein Franzose in einer Luxemburger Tiefgarage den alten Glock mit einem Hammer erschlagen. Der Waffenfabrikant hat den Anschlag nur knapp überlebt. Hinter dem Mordversuch soll sein früherer Geschäftspartner Charles Ewert – alias „Panama-Charly“ – gesteckt haben, der angeblich fast hundert Millionen Dollar aus der Glock-Gruppe veruntreut hat. Panama-Charly bekam dafür zwanzig Jahre Gefängnis aufgebrummt, sein unfähiger Auftragskiller siebzehn.
    Gaston hat das alles bestens überstanden, sogar den Vorwurf der Steuerhinterziehung, mit dem sie immerhin sogar Capone drangekriegt haben. In den USA stattet seine Fabrik das FBI, die Anti-Drogenbehörde und Teile der County Police aus; aus Montevideo versorgt er den südamerikanischen Markt und aus Hongkong den asiatischen. Ein cleverer Mann. Zuletzt durfte er sogar die

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