Die Lucifer-Connection (German Edition)
das Volk aufhetzen.“
Der andere lachte. „Das Volk! Die Masse! Glücklicherweise lassen sich Menschen nicht so leicht vom Beispiel guter Führer beeinflussen, wie sie sich von den lasterhaften Praktiken der schlechten anstecken lassen.“ Er liebte es, Menschen zu manipulieren. Das war für ihn das vollkommenste intellektuelle Glück. Das größte physische Glück bereiteten ihm Drogen, Zerstörung und sadistischer Sex, der im Akt der Tötung endete. Ausdruck höchster Macht. Höchste Macht, höchstes Glück. Der verdiente Ausgleich dafür, dass er dieselbe Luft atmen musste wie diese Ameisen. Wahrscheinlich war das die Prüfung, die man ihm auferlegt hatte. Ihm, der evolutionär über den Menschen hinausragte.
„Ihre Videos und DVDs bereiten mir wirklich viel Freude. Sie sind aufregend und treffen meinen Geschmack. Ich kann sie mir immer wieder ansehen … Allerdings habe ich in letzter Zeit das Gefühl, das die reine Betrachtung in meinem Heimkino nicht mehr so ganz ausfüllend ist.“
„Ich ahne, worauf Sie hinauswollen, mein Lieber.“
„Dann machen Sie es mir doch nicht so schwer. Es kommt mir nicht leicht über die Lippen, Sie zu bitten.“
„Aber, aber. Verehrter Herr Minister.“
„Ex-Minister. Heute bin ich nur noch der Industrie verpflichtet und nicht mehr der Allgemeinheit.“
„Wie elegant Sie das immer zusammengebracht haben … Sie möchten einmal dabei sein und zusehen, nehme ich an.“
„Nun – ich würde liebend gerne einen aktiveren Part übernehmen. Falls das möglich ist.“
„Hmmm. Sie wissen, dass es um einen Kreis von Eingeweihten geht. Sie müssten diesem exklusiven Kreis beitreten. Das bedeutet großes finanzielles Engagement und Prüfungen.“
„Das ist kein Problem. Sie kennen meine Mittel.“
„Ja. Das ist für Sie sicher kein Problem. Aber dazu kommt, dass man unsere exklusive Gemeinschaft nicht verlassen kann. Die Rückgabe des Parteibuchs ist nicht möglich, und eventuelle Ausschlussverfahren sind final.“
„Aber dann wäre ich auch dazu berechtigt, an allen Treffen teilzunehmen, die diese delikaten Vorgänge vollziehen.“
„Natürlich.“
„Und wie oft ist das?“
„Einmal im Monat. Auf Wunsch sind auch zusätzliche Events möglich.“
„Das ist ja ganz wunderbar.“
Der Gast schob dem Dicken ein Kärtchen mit Zahlen zu. „Eine Million. Sobald die Überweisung eingegangen ist, erhalten Sie die Einladung zur nächsten Veranstaltung. Sie werden einen unvergesslichen Initiationsritus erleben.“
„Ich veranlasse das noch auf der Rückfahrt.“
„Sie möchten also gleich beim ersten Mal mit ins Geschehen einbezogen werden. Haben Sie bestimmte Vorstellungen, was Ihnen Freude bereitet?“
„Aber sicher. Ich hätte gerne einen dreijährigen Jungen. Richtig dunkel. So ein junges Herz gibt bestimmt Kraft. Ich habe es in letzter Zeit mit dem Kreislauf.“
„Ich gratuliere. Eine exzellente Wahl.“
10
Es wurde bereits dunkel, als Gill vom Kleff kommend die Hevener Mark und die Oberkrone abfuhr. Die langgestreckte Siedlung hing am Rande eines Hügels, der zu einem Feld hin abfiel. Kleine Einfamilienhäuser, die von ihren stolzen Besitzern bis ins Grab abbezahlt werden mussten, aber auch geschmacklose Neubauten für Leute, die trotz der Depression Geld machten. Dazwischen ein paar alte Häuser, vor Ruhr-Geschichte ächzend. Es war still, kein Lüftchen erfrischte die schwüle Nacht. Ein paar dunkle Wolken hoben sich am Himmel ab und beunruhigten Gill. Bloß kein Gewitter. Katzen mochten bekanntlich keinen Regen. Außerdem könnte ein Gewitter den Empfang des Senders stören, das hatte Dominik richtig erkannt. Egal, was die Hersteller und Technokraten behaupteten, Gill hatte seine Erfahrungen.
Dann sah er hinter einer Kurve den ersten Container. Hier war er richtig. Wie Klaus von Ringo erfahren hatte, war noch eine weitere Drückerkolonne unterwegs gewesen, in einer Dortmunder Siedlung. Gill hatte sich die Örtlichkeit auf Google Maps angesehen. Zu viele Sackgassen, auch die Hauptzufahrtsstraße hörte einfach irgendwo im Nichts auf. Schlecht, wenn etwas schieflief und kein Fluchtweg offenstand. Auf so etwas ließ sich niemand ein, der Übles im Schilde führte. Also hatte er auf Heven getippt. Bingo. Ein Stück weiter stand ein zweiter Container für Altkleider, die angeblich nach Afghanistan geschickt werden sollten. Gill stieg aus und trat dagegen. Von unten meinte er ein Geräusch zu hören, war sich aber nicht sicher. Vielleicht lag da eine
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