Die Lucifer-Connection (German Edition)
Katze, betäubt von präpariertem Futter. Er parkte den Wagen in einer Seitenstraße und rauchte eine Reval. Mucki knurrte. Ihm gefiel es gar nicht, im Käfig zu sitzen. Und jetzt wurde er auch noch vollgepafft. Wo blieb der Tierschutz?
Gill stieg aus und hob vorsichtig den Käfig auf die Straße. Er ging zu dem zweiten Container. Die Katzenfänger hatten ihn ganz bewusst weit entfernt vom nächsten Haus aufgestellt, vor ein paar Büschen. Diese Ecke war nicht einsichtig, was Gill nun zugute kam. Mit dem Käfig kroch er in einen Busch. Er zog sein Survival-Messer aus der Scheide am Unterschenkel und schnitt sich eine Höhle ins Gehölz. Von hier aus hatte er einen guten Blick auf die Straße. Er richtete sich auf mehrere Stunden Wartezeit ein und flüsterte beruhigend mit Mucki. Der fand das alles dumm und langweilig, fauchte und legte sich dann entrüstet hin. Wenn er schon nicht abhauen konnte, würde er sich wenigstens ein Schläfchen gönnen. Ein später Spaziergänger kam vorbei und führte seinen Yorkshire-Terrier aus. Der Hund blieb kurz stehen und schnüffelte am Container.
„Weiter, Amboss“, sagte das Herrchen und zerrte den kleinen Hund hinter sich her.
Stunden vergingen. Gill wartete in angespannter Trance. Wie oft hatte er schon so in einem Hinterhalt gelegen … an gefährlicheren Orten. Doch er unterschätzte die Situation keineswegs. Auch eine Tierfängerbande war gefährlich. Und einer Kugel war es ziemlich egal, ob sie von einem zugedröhnten Dealer, einem verängstigten Teenager oder einem Marine abgefeuert wurde.
Skeptisch sah er zum Himmel. Schwere Wolken zogen sich zusammen. In der Ferne grummelte es bereits. Er hörte ein leises Motorengeräusch. Ein schwarzer Kleintransporter fuhr langsam die Straße hinunter, dann war er außer Sicht. Gill hörte ihn weiterfahren und wenden. Der Wagen kam zurück, hielt vor dem Container, und der Fahrer stellte den Motor ab. Gill zog sein Nachtsichtglas heraus, um sich Details anzusehen. Der Transporter hatte schwarze Scheiben, aber die an der Fahrerseite war heruntergelassen. Ein Glatzkopf mit Schlägervisage saß hinter dem Lenkrad. Er hantierte am Armaturenbrett. Gill hörte ein kratzendes Geräusch. Unter dem Wagen öffnete sich eine Klappe und fiel schräg nach unten. Der Fahrer hatte sich ebenfalls auf eine Wartezeit eingerichtet und zündete sich unbekümmert eine Zigarette an. Warten. Das Grummeln des Gewitters kam näher. Auf der anderen Straßenseite bewegte sich etwas. Eine kleine Katze kam, neugierig schnüffelnd, vorsichtig aus einer Hecke. Sie näherte sich dem Transporter. Angelockt durch einen Duftstoff, der gegen die Genfer Konvention verstieß.
Gill öffnete den Käfig. Mit einem wütenden Murren sprang Mucki heraus, lief ein paar Meter nach vorn und blieb stehen. Dieses Terrain kannte er nicht, das musste er erst erkunden. Dann sah Mucki die kleine Katze und lief sofort auf sie zu. Bevor er sie erreichte, sprang die Kleine durch die Klappe. Mucki schnüffelte unsicher unter dem Transporter, sah nach oben und sprang ebenfalls in den Wagen. Der Fahrer drehte seinen Kopf, hantierte herum, und die Klappe schloss sich. Jetzt stieg er aus. Unter seinem T-Shirt zeichneten sich die aufgepumpten Muskeln des Bodybuilders ab. Er ging zum Container, bückte sich, öffnete ihn, zog eine bewusstlose Katze heraus, ging zum Transporter und warf sie achtlos hinein. Einige Kilometer entfernt zuckte ein Blitz durch die Nacht. Der Donner folgte kurz darauf. Das Gewitter kam näher. Der Katzenfänger startete das Auto und fuhr los. Gill hätte keine Chance gehabt, sich dem Transporter unbeobachtet zu nähern und ihm ein Peilgerät zu verpassen. Mucki zu verwanzen war die richtige Entscheidung gewesen.
Gill hatte sein Handy aufgeklappt und sah auf das Display. Der Empfang funktionierte. Er wühlte sich aus dem Busch und rannte zu seinem Mercedes, stellte das Handy vor sich in eine Sicherung und fuhr los. Problemlos folgte er dem Wagen durch die Nacht, dem Gewitter entgegen. Er überquerte die Ruhrbrücke nach Herbede und sah den Kleintransporter weiter vor sich. Gill ließ sich zurückfallen. Plötzlich zuckte ein Blitz, gefolgt von lautem Donner. Der Himmel explodierte. Schwere Regentropfen prasselten auf das Autodach, prallten ab, hüpften wieder in die Höhe. Innerhalb von Sekunden verwandelte sich der Asphalt in ein Flussbett. Panisch sah Gill, dass er keine Zielwerte mehr auf dem Display hatte. Er stellte die Scheinwerfer aus und fuhr rechts ran.
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