Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Lucifer-Connection (German Edition)

Die Lucifer-Connection (German Edition)

Titel: Die Lucifer-Connection (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Compart
Vom Netzwerk:
Dann nahm er einen Beutel vom Rücksitz, griff hinein und setzte mit einer schnellen, geübten Bewegung sein ATN Night Cougar auf – die leichteste Nachtsichtbrille, die man legal kriegen konnte. Sofort legte er den Gang ein und raste weiter. Die Scheibenwischer konnten die Regenmassen kaum bewältigen. Ohne Licht preschte er durch Herbede. Es gab einige Querstraßen, in die der Transporter abbiegen konnte. Gill beschleunigte. In dem dichten Regen konnte er keine hundert Meter weit sehen. Er durchfuhr eine Querstraße, die wieder in die Hauptstraße mündete. Nichts. Keine Daten auf dem Display. In geradezu selbstmörderischem Tempo raste er durch das Wasser, das zentimeterhoch über den Asphalt schoss. Ein Schlagloch ließ seinen Kopf gegen das Dach knallen. Die Straße war im üblichen erbärmlichen Zustand. Wie auf dem Balkan wird das hier, fluchte Gill.
    Plötzlich leuchtete entfernt ein Bremslicht auf. Zum Teufel, das musste er sein. Um diese Uhrzeit waren hier nicht mehr viele Leute unterwegs. Gill beschleunigte. Falls er entdeckt würde, musste er sich den Fahrer gleich vornehmen und sein Fahrziel aus ihm rausprügeln. Vielleicht hätte er von Anfang an so vorgehen sollen, statt Mucki in Gefahr zu bringen. Aber er wollte das natürlich auf die elegante Art machen. Gill haderte nur kurz mit sich, das brachte jetzt auch nichts. Der Mann vor ihm hatte ganz andere Probleme. Regen interessierte den geborenen Rennfahrer nicht, und Aquaplaning hielt er für einen Fitnessdrink. Mister Universum würde die Katzen in den Käfig werfen, die Papierarbeit erledigen und dann zum gemütlichen Teil der Woche übergehen. Erstmal ein bisschen in der Muckibude pumpen, dann ein paar Viagra einwerfen und im Swingerklub bei Wuppertal ordentlich einen draufmachen. Dieser Klub mit permanentem Frauenüberschuss. Warum zum Teufel mussten Männer in Klubs mit Frauenüberschuss eigentlich immer soviel mehr löhnen? Müsste doch eigentlich umgekehrt sein. Karibik-Klaus hätte es ihm erklären können, aber den kannte Mister Muskel wahrscheinlich nur vom Namen her.
    Gill sah das Zielfahrzeug abbiegen, Richtung Hattingen. Er ließ sich zurückfallen, hielt aber Sichtkontakt. In der Dunkelheit und bei dem niederprasselnden Regen war er im Rückspiegel nicht zu erkennen. Ein Auto kam ihm langsam entgegen. Kurz bevor es Gill passierte, gab der Fahrer Zeichen mit der Lichthupe. Dann war er vorbei. Konzentriert starrte Gill durch die Nachtsichtbrille. Sie fuhren Hügel hinauf, durch Waldstücke und kleine Ortschaften. Der Wind schüttelte die Baumkronen und drückte die Stämme nieder. Das Unwetter ergoss sich erbarmungslos über den Ennepe-Ruhrkreis. Sie durchfuhren ein Industriegebiet. Der Transporter wurde langsamer, und Gill passte sich seinem Tempo an. Jetzt bog er ab. Gill hielt an der Kreuzung und sah den Lieferwagen ein paar hundert Meter weiter vor einem alten, eingezäunten Industriegelände anhalten. Der Fahrer stieg aus, öffnete das Tor, fuhr hinein und schloss wieder hinter sich ab. Dann holperte er langsam auf den düsteren Gebäudekomplex zu.
    Gill parkte sein Auto hinter einem Bauwagen, stieg aus und rannte durch den Regen zur Umzäunung, wobei er jede Tarnung ausnutzte. Er sah die moderne Überwachungskamera über dem Eingangstor. Sehr merkwürdig für ein stillgelegtes Gelände … Dann warf er einen Blick auf das Metallschild unter der Kamera am Zaun: Atarme GmbH. Er schätzte den Aufnahmewinkel ab und schlich zurück. Weiträumig umkreiste er das Gelände und näherte sich seitlich. Auf dem Zaun war keine weitere Kamera angebracht. Das Gebäude war alt, trist und verfallen. Ein Fabrikbau mit bröckelnder Fassade, der als Industriedenkmal der Gründerzeit dienen konnte. Fenster waren eingeschlagen, Glasscherben ragten wie Zähne aus den Rahmen. Zähe Büsche wuchsen aus den Fugen. Um den Komplex herum erstreckten sich freie Flächen mit aufplatzendem Asphalt. Kniehohe Sträucher ragten heraus.
    Der Regen hatte Gill durchnässt. Aber diesen Preis bezahlte er gern für die Deckung durch das Gewitter. Der Maschendrahtzaun stand nicht unter Strom und machte einen verwahrlosten Eindruck. Gill zog sein Messer und schnitt hinein. Er kroch durch die Lücke. Von der Seite, die dem Mondlicht abgewandt war, rannte er leise auf den rutschfesten Gummisohlen seiner Kampfstiefel zur Fabrik. Der Wind peitschte ihm Regen ins Gesicht. Er fühlte sich lebendig. Adrenalin pur. Wie hatte er das vermisst! Gebückt schlich er um die Ecke und sah

Weitere Kostenlose Bücher