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Die Lucifer-Connection (German Edition)

Die Lucifer-Connection (German Edition)

Titel: Die Lucifer-Connection (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Compart
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von südlicher Sonne und Dritte-Welt-Kriegen. Er trug einen perfekt geschnittenen Seidenanzug. Offensichtlich ließ er nicht zu, dass das Klima seinen Kleidungsgeschmack ungebührlich beeinflusste. Er rauchte eine Montecristo, die er gerade angezündet hatte, und nahm einen Schluck Bier. In jeder Bar der Welt wäre er aufgefallen, aber nirgends belästigt worden. Er war ein Löwe, den die Jungtürken noch nicht herauszufordern wagten, aber misstrauisch belauerten. Gill stellte sich neben ihn.
    „Mr. Gill, nehme ich an“, sagte der Mann, ohne sich Gill zuzuwenden. Typischer Afrikaans-Akzent.
    „Sie kommen von Freddie?“
    „Waren Sie mal in Sulu?“
    „Nordspitze von Kalimantan. Lange her.“
    Der Mann drehte sich ihm zu und betrachtete ihn interessiert. Er setzte die Brille ab und zeigte strahlende, grüne Augen – mächtiger Zauber in jedem Dschungel.
    „Dann sind Sie der Gill.“
    Gill sah ihn nur an.
    „Ich war auf der anderen Seite. Sie haben damals gewonnen.“
    „Ein Pyrrhussieg.“
    „Besser als gar keiner.“
    „Sind Sie … waren Sie beim Scorpion King?“
    „Dem Sie den Stachel gezogen haben.“
    „Ist das ein Problem für Sie?“
    „Kein Problem. Hätte ich einem Deutschen nie zugetraut. Ich bin nicht sonderlich beeindruckt von Ihren Landsleuten. Hatte immer wieder mit einigen zu tun. War ziemlich enttäuschend. Das deutsche Organisationstalent reicht gerade mal zum Juden-zählen.“ Der Mann trank sein Bier. Gill bestellte sich einen Kaffee.
    „Sie kannten Rollins?“
    „Er war einer meiner Leute in Nigeria.“
    „Dort ist er draufgegangen.“
    „Ich war dabei. Wäre der nächste gewesen.“
    „Nigeria ist Scheiße. Habe eine Menge Freunde für Shell verloren. Absoluter Dreck. So ist das mit dem Älterwerden. Nicht alle werden mit einem älter.“
    „Nicht in unserer Branche.“
    „Ich bin nicht mehr der Jüngste. Aber alte Männer können ziemlich schlau sein. Sie kennen mehr Tricks. Das Leben zwingt uns dazu, ständig Sachen zu tun, die keiner mehr rückgängig machen kann.“
    „Wie soll ich Sie nennen?“
    „Ich bin Roelf Vanderwolf. Einfach Roelf. Hier gibt es keine Förmlichkeiten. Und Sie?“
    „Gill. Einfach Gill.“
    „Oh, ein Mann ohne Vornamen, aber mit Vergangenheit. Legendär. Freddie hat mir gesagt, Sie brauchen jemand, der sich hier auskennt.“
    „Stimmt. Ich war noch nie wirklich in Westafrika. Nur im Norden Nigerias und kurz im Delta.“
    „Scheiße. Das Delta ist ein anderer Planet, nicht Afrika.“
    „Ja, da sieht man, dass nicht alles schlecht ist im Kapitalismus.“
    „Das unaufhörliche Tröpfeln des Todes. Es ist ein vergiftetes Land voller vergifteter Menschen. So wird die Erde aussehen, wenn die Ölindustrie mit ihr fertig ist. Nicht mal in Astronautenmontur würde ich das Delta betreten. Momentan ist es hier ruhig. Auch in Liberia. Dafür herrscht Krieg in der Elfenbeinküste. Und es wird wieder losgehen. Wenn alle genug Palmwein gesoffen haben, um zu vergessen. Wenn sie mit dem Kongo durch sind. Hört erst auf, wenn man aus dem ganzen Kontinent einen Parkplatz gemacht hat. Hier endet jede Illusion. Weiße Gier gegen schwarzes Juju. Apokalypse. Gott hat diesen Kontinent längst verlassen.“
    „Welchen nicht? Warum sind Sie noch hier?“
    „Ich kam mit Executive Outcomes. Habe mich als Contractor selbstständig gemacht und Leone und Liberia als Spezialgebiet. Gibt genug Aufträge.“
    „Von der Firma?“
    „Auch. Ist das ein Problem für Sie?“
    „Nein.“
    „Freddie meint, ich soll Sie nicht nur briefen, sondern auch zur Verfügung stehen.“
    „Das wäre gut. Ich brauche jemanden, der mich ins Innere bringt.“
    „Ich koste vierhundert Dollar am Tag. Freundschaftspreis. Für Freddie. Wie lange brauchen Sie mich?“
    „Ich muss in die Nähe von Kambeni. Zum Yendema.“
    Roelf zog an der Zigarre, stieß den Rauch aus und grinste über das ganze Gesicht. Das gab ihm einen kalten Charme. „Da haben Sie sich aber einen schönen Flecken ausgesucht. Wo der Dschungel noch Dschungel ist. Höchste Luftfeuchtigkeit. Gar nicht gut für den Teint. Insekten, die kein Tropeninstitut kennt. Giftige Pflanzen, giftiges Wasser, giftige Menschen. Wild-Side-Boys-Gebiet. Keine Regierungstruppen. Keine Blauhelme. Kindersoldaten und Menschenfresser. Nicht im TUI-Katalog. Ich berechne Ihnen eine Woche Arbeit für zweitausend Dollar. Ich bringe Sie an einem Tag hin, aber für diesen Job muss ich solche Konditionen verlangen. Sonst lohnt sich das nicht für mich.

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