Die Lucifer Direktive
Reiseziel, nachdem er Amerika verlassen hat?«
»Ja.«
»Dann hat er das dritte noch nicht aufgesucht. Aber aus irgendeinem Grund entledigt er sich seiner Kontaktleute. Bauer in Deutschland, irgendwer sonst in Spanien und ein dritter, der noch drankommt.«
Gabriele schrak zurück. »Ich bete, du irrst dich.«
»Ich wußte nicht, daß du zur betenden Sorte gehörst.«
Sie durchbohrte ihn mit den Blicken, dann wurden ihre Augen sanfter, irgendwie abwesend.
»Du scheinst Angst zu haben«, sagte Dan.
»Ich fürchte mich vor dem, was diese Morde zu bedeuten haben könnten. Die Opfer sind offensichtlich Mittelsmänner, die Black für Lucifer ausgesucht hat. Weißt du, die ganze Zeit war geplant, diverse Terroristengruppen glauben zu lassen, daß Isosceles von der internationalen Terrorregentschaft ausgeheckt worden sei, um ihre vereinte Schlagkraft zu nutzen. Ein Symbol der Einheit. Indem er die Mittelsmänner tötet, bringt Black nicht nur die Terroristen aus dem Spiel, er nimmt auch Lucifer heraus. Das Ganze wird sein Spiel. Das erklärt, warum er sich nicht mehr für unseren Schutzengel interessierte. Dessen Identität war nicht länger von Bedeutung, da er nur für Lucifer eine Bedrohung darstellte. Black kann nur deshalb so gleichgültig sein, weil er die Sache alleine durchzieht. Ja, das muß es sein. Während der ganzen Zeit, in der er für sie arbeitete, plante er längst etwas anderes. Die dachten, sie benutzen ihn, dabei benutzte er sie.«
»Wofür?«
»Ich weiß es nicht. Aber denk mal an die Verästelung des Projekts, von dem wir sprechen. Für jede Änderung oder Aufhebung innerhalb des Plans mußten nach Lucifer drei Leute kontaktet werden. Black ist jetzt dabei, sie alle zu eliminieren. Nach dem, was du mir erzählt hast, ist er damit der einzige, der weiß, wo diese Flugzeuge sich befinden.«
»Bis auf uns. Zumindest ein Flugzeug.«
»Aber Isosceles hat drei Beine. Wir müssen die beiden anderen finden.« Gabriele schwieg einen Moment. »Ich verstehe immer noch nicht, was für Black bei all dem herausspringt. Warum sollte er das Projekt an sich reißen, wenn Lucifer ihn doch sowieso mit der Leitung beauftragt hat?«
Dan zuckte die Achseln. »Ich will nach London. Es wird Zeit, daß die Profis die Sache in die Hand nehmen.«
»In London wartet ein Steckbrief auf mich. Im Zusammenhang mit einem Hijacking haben wir zwei Sicherheitsbeamte in Heathrow erschossen. Das war vor zwei Jahren.«
»Aber wenn du ihnen deine Hilfe anbietest, werden sie … werden sie …«
»Was werden sie, Collegeboy? Mich zur Kronzeugin bestellen? Sie werden mich bei einem Fluchtversuch erschießen oder so. Ich werde tot sein, ehe Big Ben zehnmal schlägt.«
»Menschen ändern sich.«
Gabriele lächelte. »Wenn ich dich schon nicht überzeugen kann, wieviel Spaß werde ich damit haben, sie zu überzeugen. Nein, Collegeboy, ich kann nicht nach London, zumal ich jetzt eine Alternative habe.«
»Alternative?«
»Isosceles hat drei Punkte, richtig? Wenn's also wirklich ein Dreieck ist, dann möchte ich wetten, daß Nummer drei irgendwo im Nahen Osten steckt. Black muß genau in diesem Moment dorthin unterwegs sein. Ich sag dir was: Wir werfen eine Münze. Kopf heißt, wir gehen beide nach England, und ich laß mich abschießen. Zahl, wir gehen beide in den Nahen Osten, um zwei Kugeln zu kassieren, in die unsere Namen eingraviert sind.«
Ihre unerwartete Unbekümmertheit brachte wieder Leben in Dans trübe Augen. »Was hältst du davon, wenn wir vorher noch einen Spaziergang bis zum Speisewagen machen? Es ist nicht nötig, daß wir unser Schicksal mit leerem Magen herausfordern«, meinte er mit Galgenhumor.
Sie aßen gut und komfortabel. Auf dem Weg zurück zum Abteil mußte Dan den Impuls unterdrücken, ihre Hand oder ihren Arm zu nehmen. Irgendwie fühlte er sich jetzt sicher. Sie waren Black entronnen. Amsterdam war nur noch wenige Stunden entfernt. Danach London.
Dan schloß die Türen zum Abteil auf und schob sie auseinander, dann trat er beiseite, um Gabriele den Vortritt zu lassen.
Einen Sekundenbruchteil, ehe ihn etwas im Genick traf, hörte er schon das leise Sausen in der Luft. Er versuchte, das Gleichgewicht zu halten, und drehte sich herum, aber es war schon zu spät, und er fiel, während es ihm schwarz vor Augen wurde. Ehe er auf den Boden aufschlug, erkannte er aber noch, daß es ein Handkantenschlag gewesen war, der ihn niedergestreckt hatte, und dazu noch ein äußerst professioneller.
Erstaunlich,
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