Die Lucifer Direktive
Gentlemen, live aus dem Dorothy-Chandler-Pavillon im Los Angeles Music Center die siebenundfünfzigste Verleihung der Academy Awards …«
Die kräftige Stimme des Ansagers dröhnte durch das Los Angeles Music Center in sechzig Millionen Haushalte Amerikas.
»Und jetzt kommt der Gastgeber des heutigen Abends … Johnny Carson!«
Donnernder Applaus ließ den Pavillon erzittern. Die Feierlichkeiten hatten begonnen.
Sparrow, der sich eingezwängt in seinen Smoking unbehaglich fühlte, sah von seinem Platz direkt vorne rechts an der Bühne auf und beobachtete, wie ein ergrauter Entertainer bis zu einem mit Kreide markierten Punkt im Rampenlicht ging. Sparrow sah nie fern und ging einmal im Jahr ins Kino, wenn's hochkam, daher war ihm der Mann ebenso unbekannt wie die etlichen hundert Prominenten in den Zuschauerreihen. Sein einziges Interesse an ihnen beruhte auf dem Umstand, daß sie alle potentielle Opfer waren. Er wandte sich nach rechts und sah, daß Felix wieder an seine Seite zurückgekehrt war.
»Glauben Sie, daß es bald soweit ist, Israeli?«
»Ich weiß nicht. Wo steckt Farminson?«
»Mit einigen seiner Leute in dem Kleiderschrank, den sie Kommandostand nennen. Er hat mich geschickt, um Sie zu holen.«
»Ich würde lieber hierbleiben.«
Felix schickte sich an, wieder zu gehen. »Ich werd's ihm sagen.«
»Nein. Besser, ich guck mal, was er will.«
»Wie Sie wünschen, Israeli.«
Felix war sofort nach Los Angeles geflogen, um ihn zu treffen, nachdem er Quinn und Dan in ein Hospital in Tel Aviv gebracht hatte. In den letzten drei Tagen hatte der Hüne kaum geschlafen, aber das schien ihm nichts auszumachen. Er war ganz in seinem Element, nicht zuletzt, was sein Äußeres anging. Er trug eine Lederweste, die er so verändert hatte, daß sie Dolche verbarg. Aus seinem Gürtel ragten zwei Pistolen. Das Samurai-Schwert hatte er so gut es ging versteckt, aber es lugte immer noch zur Hälfte aus seinem Gürtel. Eine seiner mächtigen Pranken kraulte die Spitzen seines Bartes, während er davonmarschierte.
Sparrow humpelte hinter ihm her. Sein schlimmes Bein schmerzte durch den zusätzlichen Streß und die Anspannung des Tages noch mehr als sonst. Normalerweise störte ihn seine Behinderung in der Öffentlichkeit. Heute galt es, sich um wichtigere Dinge zu kümmern.
»Da sind Sie ja«, begrüßte ihn Thames Farminson, als Felix ihn in eine ehemalige Garderobe führte. Jetzt bestand das einzige Mobiliar aus einer Reihe Tische längs der Wände. Monitore und ihre Kabel sowie Abhörgeräte, die auf das Summen eines Zündungsmechanismus spezialisiert waren, drängten sich dort dicht nebeneinander. Der Schirm des Schallmeßgerätes blitzte mit regelmäßigen Leuchtzeichen auf und zeigte Gott sei Dank nichts an. Die TV-Monitore waren mit Computern verbunden, an denen Männer mit aufmerksamen Augen über das IDENT-System wachten.
»Dachte, ich weihe Sie in den gegenwärtigen Stand der Dinge ein«, fuhr Farminson fort. Felix schloß die Tür. »Ich glaube, wir sind verdammt gut ausgerüstet. Dieses Haus ist in jeder Hinsicht verdrahtet. Falls Black es durch das Sicherheitsnetz schaffen sollte, werden wir sogar mitkriegen, wenn er sich in der Nase bohrt.«
»Den Sprengstoff zu zünden, wird keine so auffällige Bewegung erfordern«, warnte Sparrow.
»Well, ich glaube sowieso nicht, daß es soweit kommt. Der letzte Check mit dem Schnüffler ist zehn Minuten, ehe die Türen geöffnet wurden, gemacht worden. Man hat nichts entdeckt.«
»Wie steht es mit der Bühnenausstattung, die heute erst geliefert wurde?«
»Gecheckt und nochmals gecheckt. Alles sauber. In diesem Haus gibt es keine Sprengladungen«, sagte Farminson überzeugt.
Sparrow beäugte ihn skeptisch. »Black ist etwas eingefallen, worauf wir nicht gekommen sind.«
»Dann müssen wir Black finden.« Der FBI-Chef nickte zu der Reihe mit zwanzig Fernsehmonitoren hinüber. »Siebzehn Kameras gehören zur ABC. Wir haben noch drei hinzugefügt, um die oberen Balkone abzudecken. All dies verschafft uns einen kompletten Überblick über alles, was zu welcher Zeit auch immer im Pavillon vorgeht. Glücklicherweise konnten wir IDENT mit allen Kameras verbinden. Erstaunlich, wie das funktioniert. Wir haben den Computer mit allen physischen Details von Black gefüttert, vom Winkel seiner Nase bis zum Abstand seiner Augen. IDENT hat alles gespeichert und sucht nach dem passenden Gegenstück. Ein Signalton summt auf, wenn er etwas entdeckt, und der Monitor
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