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Die Lucifer Direktive

Titel: Die Lucifer Direktive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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gegeben hatte. Die ganze Zeit über hatte er das nötige Geld gehabt. Mit einemmal sah er die Welt mit klareren Augen. Alles war kristallklar, auch sein Fluchtplan.
    »Was hab' ich gesagt, Mann?« Tommy Lee Hudson verzog das Gesicht zu einer ungläubigen Miene.
    »Hast du gemeint, was du gestern gesagt hast, daß du mir was schuldig wärst, was du nie wieder gutmachen kannst?« wiederholte Dan. Er war direkt vom D-Phi zu Tommy Lee gegangen.
    »Wenn ich's gesagt habe, habe ich's auch so gemeint. Aber du kommst doch nicht atemlos hier angehetzt, damit ich mein Schuldsprüchlein wiederhole.«
    »Nein, ich bin gekommen, um sie zu tilgen. Ich sitze in der Tinte, Tommy. Ich brauche deine Hilfe.«
    Tommy Lee sah entschlossen drein. »Nur raus mit der Sprache.«
    »Hast du noch deinen frisierten Mustang?«
    »Der heißeste Ofen auf dem Campus.«
    »Ich stecke in Schwierigkeiten.«
    » Duin Schwierigkeiten? Na, hör mal …« Hudson blickte Dan aufmerksam in die Augen. »Jesus, Scheiße, du meinst das echt ernst! Wohin willst du, Mann? Nenn mir bloß die Richtung.«
    »Zum Bonanza-Busbahnhof in der Stadt. Aber ich will nicht, daß du mich hinbringst, ich will mir dein Auto leihen.«
    Tommy Lee ließ die Mundwinkel hängen. Dan wußte, daß er niemals sein Auto verlieh, egal, was war. Aber er konnte seinen Freund nicht den Chauffeur mimen lassen, denn das hätte unter Umständen dessen Leben gefährdet. Ein Toter auf dem Gewissen reichte. Er würde bei der Bank halten, um sich den D-Phi-Scheck auszahlen zu lassen, und dann den stündlich verkehrenden Express vom Busbahnhof zum Bostoner Logan Airport nehmen, wo er sich ins nächste Flugzeug nach Washington setzen würde.
    Tommy Lee verzog das Gesicht zu einem Lächeln. Er kramte in seiner Hosentasche und zauberte die Schlüssel hervor.
    »Paß gut auf mein Baby auf«, sagte er und reichte sie ihm.
    »Mit Samthandschuhen. Ich werd' sie auf dem Parkplatz vom Busterminal stehen lassen. Schlüssel unter dem Sitz.« Dan schwieg einen Moment. »Damit wären wir quitt, Tommy.«
    Hudson schüttelte immer noch lächelnd den Kopf. »Keineswegs, Mann. Shit, nach dem, was ich dir schuldig bin, würde ich dich zu einem scheiß Ku-Klux-Klan-Barbecue fahren.«
    »Logan Express, Einstieg von Steig sieben.«
    Der untersetzte Mann mit der Narbe über der Braue musterte den lockenköpfigen Jugendlichen durch das Fadenkreuz seines Gewehrs. Das Zielobjekt erhob sich von seinem Platz im Busterminal, streckte sich und ließ seinen Blick prüfend durch die Runde wandern. Dennoch würde ihm das nichts nützen, dachte der gedrungene Mann. Er stand fünfzig Meter entfernt außer Sichtweite in der Ecke einer dunklen Wartungsbucht.
    Als er das Nachspiel der von ihm verursachten Explosion beobachtet hatte, hatte der untersetzte Mann nicht ohne einen beachtlichen Schreck Lennagin in der Menge herumlungern sehen. Es war ihm eisig den Rücken hinuntergelaufen. Irgendwie mußte er einen furchtbaren Fehler gemacht haben, der ihn mehr als den Job kosten würde, wenn er ihn nicht sofort korrigierte. Zur Berichterstattung und Anforderung von Verstärkung blieb keine Zeit. Ihm blieb gerade die Zeit, Lennagin vom Wohnheim zu folgen und auf die Gelegenheit zum Eingreifen zu warten.
    Er rückte den Lauf ein Quentchen nach links, wobei er sein Ziel immer im Visier hatte. Er legte den Finger an den Abzug. Einmal durchgezogen, würde das Gewehr nicht etwa so etwas Profanes wie eine Kugel abfeuern, sondern einen Mini-Pfeil mit einem rasch wirkenden Gift. Lennagin würde tot sein, noch ehe er auf dem Boden aufschlug. Offensichtlich Opfer eines plötzlichen Herzversagens. Das Zielobjekt stand jetzt am Einstieg und zeigte dem Fahrer sein Ticket.
    Es war Zeit.
    Der untersetzte Mann mit der vernarbten Augenbraue stabilisierte das Gewehr und krümmte den Zeigefinger. Der Abzug gab gerade nach, als ihn ein kräftiger Arm nach hinten schleuderte. Der Giftpfeil prallte unverrichteter Dinge gegen die Seite des Busses, als der Arm sich um seine Kehle schlang und zudrückte. Der untersetzte Mann griff mit seinen Fingern blindlings nach dem Gesicht hinter sich und faßte nur ins Leere, als das Stilett ihm zwischen die dritte und vierte Rippe drang und sein Herz durchbohrte.
    Er war tot, ehe er auf dem Boden aufschlug.
    Ein hochgewachsener, muskulöser Mann trat ins Licht, dessen Stilett wieder ordentlich in der Scheide steckte. Sein Gesicht war kantig, aber gleichmäßig, weder warm noch kalt. Sein Äußeres war unauffällig, wenn man

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