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Die Lucifer Direktive

Titel: Die Lucifer Direktive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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entgegennehmen konnte, stolperte jedoch ein anderer Mann über eine Delle im Teppich und fiel gegen ihn. Das Glas flog durch die Luft, wobei sein Inhalt den Gang und Dan naßspritzte. Der Mann murmelte eine Entschuldigung und tupfte den feuchten Fleck auf Dans Jacke ab, wobei er immer wieder zerknirscht um Verzeihung bat. Irgend etwas an dem Mann kam ihm bekannt vor, als hätten sie sich kürzlich erst gesehen. Aber in seinen Augen blitzte kein Zeichen des Erkennens auf, als sie Dans Blick kreuzten. Wahrscheinlich lag es bloß an seinem Aussehen, schloß Dan gleichmütig. Der schwarze Schnurrbart und das graue Haar paßten nicht recht zusammen.
    Ehe er weiterging, murmelte der Mann abermals eine Entschuldigung. Er lächelte, und die verlegene Geste lenkte Dans Aufmerksamkeit davon ab, daß der Fremde etwas in seine rechte Jackettasche gleiten ließ. Er schlenderte davon.
    Der Mann mit dem Schnäuzer hatte die Szene, die sich bei Dan abspielte, mit leichtem Amüsement beobachtet. In ihrer Langwierigkeit erschien sie ihm ein wenig ungeschickt. Sein jüngstes Eingreifen hätte geschicktere Aktionen provozieren sollen, aber seine unfähigen Gegner schienen entschlossen, es ihm leicht zu machen. Eigentlich waren sie gar nicht so unfähig, sie entsprachen eben nur nicht seinem Niveau. Aber er war nicht der Typ zu prahlen, nicht mal sich selbst gegenüber. Ein kurzer Körperkontakt mit dem Jungen war unbedingt notwendig gewesen, um an sich zu bringen, was jetzt in seiner Tasche steckte. Das Vorgehen seiner Gegner hatte ihn gezwungen, früher zu handeln, als er vorgehabt hatte. Jetzt hatte der Junge sein Gesicht gesehen, was später zu Schwierigkeiten führen konnte. Der Mann kehrte an seinen Platz zurück und merkte sich unterwegs die Sitznummer des Fluggastes mit der Tablette. Später würde noch Zeit sein, mit ihm abzurechnen.
    Rasch leerte Dan sein neu eingeschenktes Glas und fiel in einen unerquicklichen Schlummer. Erschrocken wachte er eine gute halbe Stunde später wieder auf. Der Mann mit den grauen Haaren und dem Schnurrbart! Er war ebenfalls mit dem Logan Express von Providence abgefahren! Dan entsann sich, ihn einsteigen gesehen zu haben. Er erinnerte sich an das Gefühl, wie er vorhin mit der Hand die feuchte Stelle auf seiner Windjacke abgetastet hatte. Eine kräftige Hand an einem Arm wie Eisen, das zu Sanftheit gezwungen war.
    Dan wurde flau. Ihm stockte der Atem. Hastig fuhr seine Rechte zur Innentasche der Windjacke.
    Leer.
    Der Umschlag war weg!
    Am liebsten hätte er geschrien, daß man ihn bestohlen hatte, aber wem sollte er das zurufen? Und was für eine Erklärung sollte er vorbringen? Jeder Ausbruch würde zu unangenehmen Fragen führen, die er nicht beantworten konnte. Es würde nur Schwierigkeiten geben, vielleicht zu Verzögerungen kommen. Er würde auffallen. Ein quälendes Gefühl aus Frustration und Hilflosigkeit nagte an ihm. Er war alleine, und seine Lebensversicherung dahin. Ihm blieb keine andere Wahl, als sich an den Mann mit dem schwarzen Schnäuzer zu wenden. Er verließ seinen Platz und ging langsam den Gang entlang.
    Beim Jet handelte es sich um eine DC-10. Reichlich Platz, sich zu verstecken, zu tricksen. Daher war sein Unterfangen von vornherein aussichtslos, schon ehe der Captain den Landeanflug nach Washington ankündigte und das Anschnall-Zeichen wieder aufleuchtete. Zögernd kehrte Dan auf seinen Platz zurück. Sonst wäre er zu sehr aufgefallen, etwas, was seiner Strategie zuwiderlief.
    Aber welche Strategie hatte er jetzt überhaupt? Alles war auf dem Umschlag aufgebaut gewesen, sein einziger Beweis, daß sich die Ereignisse letzte Woche wirklich zugetragen hatten. Das meiste, was in den Unterlagen stand, kannte er auswendig.
    Code Oscar ist am 22. April der Auslöser für das Isosceles Project …
    Aber würde das FBI ihm ohne Beweise glauben? Jetzt blieb ihm nur seine Geschichte, und die klang auch noch verrückt.
    Das Flugzeug landete und rollte zum Flughafengebäude hinüber. Die Passagiere erhoben sich von ihren Plätzen, griffen nach ihren Mänteln, Aktenkoffern oder Reisetaschen. Dan suchte nach einem Gesicht mit einem schwarzen Schnäuzer und grauem Haar. Es gab keins. Er war verwirrt. War es besser, in der Maschine zu bleiben, bis der letzte gegangen war, um nach dem Mann zu suchen, oder war es günstiger, als erster auszusteigen und ihn am Ausgang zu erwarten?
    Dan entschied sich für letzteres. Er drängte sich an so vielen Menschen vorbei wie möglich und war unter

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