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Die Lucifer Direktive

Titel: Die Lucifer Direktive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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den ersten fünfzig ausgestiegenen Passagieren, was bedeutete, daß der Gesuchte unter den ersten neunundvierzig gewesen sein mußte, denn er war nirgends zu entdecken.
    Indessen rüttelte eine Stewardeß einen schlafenden Mann an der Schulter, der drei Reihen hinter Dans Sitz döste. Seine Augen blieben geschlossen, also rüttelte sie ihn stärker. Der Mann klappte vornüber, wurde nur von seinem Gurt gehalten. Die Stewardeß schrie.
    Der Mann war tot.
    Über das Service-Telefon in der Lobby des Washingtoner Flughafens bekam Dan ein Zimmer im Hilton. Als er in der Hotel-Limousine in die Stadt fuhr, machte ihm ein Widerspruch zu schaffen: Wenn sie so dicht an ihn herankommen konnten, ihm den Umschlag zu stehlen, warum hatten sie ihn nicht gleich getötet? Dieser Schachzug ergab keinen Sinn.
    Es sei denn, Lucifer steckte gar nicht dahinter.
    Aber wer dann? Gab es einen Faktor, den er bislang nicht beachtet hatte?
    Er würde dem FBI überlassen, die Antwort darauf zu finden. Als er endlich auf seinem Zimmer war, rief er als erstes das Bureau an. Er war überrascht, jemanden um 19 Uhr 30 an einem Freitag an den Apparat zu bekommen.
    »Federal Bureau of Investigation.« Eine weibliche Stimme.
    »Ich hätte gern mit einem Ihrer Agenten gesprochen«, stammelte Dan. Man kann so ein Sprüchlein noch so lange üben, es kommt doch immer falsch heraus. Ich verpfusche alles, dachte Dan.
    »Bedaure, die Dienststellen sind jetzt geschlossen. Wenn Sie zu den normalen Dienststunden am Montag wieder anrufen würden, in der Zeit von …«
    »Es geht um einen Notfall.«
    »Welcher Art?« fragte die Stimme unumwunden.
    Dan begann seine wohlvorbereitete Geschichte abzuspulen. »Ich komme von der Brown University, wo ich zum Student Affairs Committee gehöre. Eine radikale Gruppe hat ein großes Ding vor, deshalb muß ich mit einem größeren Tier sprechen.«
    »Meinen Sie nicht, das kann bis Montag warten?« fragte die Stimme routiniert.
    »Ich würde nicht jetzt anrufen, wenn es so lange Zeit hätte.«
    »Welcher Art ist Ihr Verdacht?«
    »Militante Schwarze haben Gewehre auf den Campus geschmuggelt.«
    »Haben Sie mit den städtischen Stellen oder der Universität gesprochen?«
    »Sie glauben mir nicht. Denken, ich übertreibe oder hätte das alles einfach erfunden. Das stimmt aber nicht. Deshalb bin ich auf eigene Kosten hergekommen, um mit jemandem zu sprechen, der zuhört.«
    »Trotzdem, ein Termin für den Samstag ist ziemlich außergewöhnlich.«
    »Die Umstände auch.«
    Eine Pause entstand. Dan hörte am anderen Ende der Leitung das kurze Rattern einer Schreibmaschine.
    »Morgen früh, neun Uhr. Ein Agent wird Sie in der Lobby erwarten. Ihren Namen, bitte.«
    Beinahe hätte Dan ihr den falschen genannt, unter dem er sich im Hotel eingetragen hatte. »Dan Lennagin.« Er zögerte. »Und sein Name? Der des Agenten, meine ich.«
    »Sorry, Sir. Ich fürchte, das kann ich Ihnen noch nicht sagen. Derjenige, der erreichbar ist … Sind Sie ganz sicher, daß es sich um einen Notfall handelt?«
    »Absolut.«
    Am nächsten Morgen stieg Dan um genau acht Uhr fünfundfünfzig die Stufen zum J. Edgar Hoover Building empor, das direkt gegenüber dem Justizministerium und der Bundesstaatlichen Energiebehörde lag. Ein kräftiger Mann mit großen, glanzlosen Augen und Tränensäcken hielt ihm die Tür auf und schloß sie dann wieder hinter ihm.
    »Sind Sie Lennagin?« fragte er barsch.
    Dan nickte.
    »Mein Name ist Quinn, Kid, Paul Quinn. Ich habe heute Bereitschaft, deshalb haben Sie mich erwischt. So ähnlich, als ob Sie in die Notaufnahme kommen und einen Arzt kriegen, der gerade seinen Golfschläger mit dem Skalpell vertauscht hat. Und von dem hängt dann Ihr Leben ab.«
    »Der Vergleich trifft zu«, sagte Dan und ergriff Quinns ausgestreckte Hand. Sein Händedruck war fest.
    »Gehen wir rauf in mein Büro. Ich spiele nicht Golf, daher bin ich nicht ganz so sauer, daß Sie mir meinen Samstag ruiniert haben.«
    Quinn hatte eine täuschend rauhbeinige Art an sich, kühl, aber doch teilnahmsvoll – sein Gesichtsausdruck unbeweglich wie der eines Krokodils, das bereit war, zuzuschnappen. Einst mußte sein schütteres Haar lockig gewesen sein. Jetzt wellten sich einige unregelmäßige Strähnen über seinen Schädel und ließen etliche kahle Stellen Haut frei. Sein Mund war ein bißchen verzogen, ein ehemaliges Grinsen, das jetzt nur noch zynisch wirkte. Ansonsten wirkte sein Gesicht wach und feinfühlig.
    In seinem kleinen aber

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