Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Ludwig-Verschwörung

Die Ludwig-Verschwörung

Titel: Die Ludwig-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Pötzsch
Vom Netzwerk:
dass es sich um ferne Blitze handelte, die ein kommendes Gewitter ankündigten. Ebenso gut konnten es aber auch ihre eigenen Taschenlampen sein, die in den unzähligen Scheiben und Spiegeln des Schlosses reflektierten.
    Oder die Taschenlampe von jemand anders, dachte Steven. Dieses Schloss ist verdammt groß.
    »Mal schauen«, brummte Onkel Lu und tippte auf einige der Räume, deren Grundrisse auf der Karte eingezeichnet waren. »Wir waren in der Großen Spiegelgalerie, im Friedenssaal, im Kriegssaal …«
    »Nicht zu vergessen in diesem Schlafzimmer mit der blauen Kugel und dem sagenhaft großen Himmelbett«, warf der Antiquar müde ein. »Außerdem im Arbeitszimmer und im Blauen Salon.«
    »Wir waren in jedem gottverdammten Saal hier im ersten Stock!«, raunzte Sara. »Sogar in den zwei Dutzend, die niemals fertiggestellt wurden. Mir tun die Füße weh vom ewigen Herumlaufen, und gefunden haben wir nichts. Niente! Nada!«
    »Irgendetwas müssen wir übersehen haben«, murmelte Steven. »Ich bin sicher, dass das Lösungswort hier irgendwo ist. Es ist offensichtlich, dass alle Räume des Schlosses um Ludwig XIV. kreisen. Das ging so aus dem Tagebuch hervor, und auch das Hinweiswort lautet ja KOENIG. Wir müssen also …«
    Plötzlich zuckte er zusammen.
    »Was ist?«, fragte Sara besorgt. »Ist dir was eingefallen?«
    Steven schüttelte den Kopf. »Ich habe ein Geräusch gehört, Schritte von irgendwoher. Kann uns jemand gefolgt sein?«
    »Das ist nur der Nachtwächter«, erwiderte Zöller ruhig. »Der Franz ist ein guter Bekannter von mir. Er weiß, dass wir hier rumstromern, aber wir sollten seine Geduld nicht über Gebühr strapazieren. Also fahren Sie besser fort, Herr Lukas.«
    Steven nickte zögerlich. Noch immer gingen ihm die zwei Männer durch den Kopf, die er auf dem Schlossplatz gesehen hatte. Waren sie nur einfache Touristen gewesen, oder befanden sie sich nun ebenfalls im Schloss? Waren sie etwa die Guglmänner, von denen Sara heute Mittag erzählt hatte? Erschöpft rieb sich Steven die Schläfen und versuchte sich ganz auf ihr Rätsel zu konzentrieren. Vermutlich hatte Onkel Lu recht, und er war mittlerweile einfach nur zu dünnhäutig für derlei Abenteuer.
    »Theodor Marot erwähnt die vielen Gemälde, Statuen und Büsten des Sonnenkönigs«, fuhr er schließlich nach einigem Zögern fort. »Das ganze Schloss ist eine einzige Hommage an ihn, einschließlich des Mobiliars. Das Codewort muss etwas mit dem Sonnenkönig zu tun haben.«
    »Aber Sie haben doch mit Ihrem Laptop schon alles durchprobiert«, sagte Zöller ratlos. »›König‹, ›Ludwig‹, ›Sonne‹…«
    »›Versailles‹?«, warf Sara ein. »Ist vielleicht ein wenig lang, aber lasst mich mal probieren.«
    Sie holte ihr Notebook aus der Tasche und gab das Wort auf der Tastatur ein. Schon nach wenigen Sekunden ertönte ein leises Piepen.
    »Fuck!«, zischte sie. »Wenn NZC ein Gedichttitel ist, dann ein ziemlich moderner und sicher keiner aus der Romantik.« Sie tippte noch ein paar weitere Begriffe ein, gab aber bald fluchend auf.
    »Fällt Ihnen nichts ein?«, fragte sie sichtlich genervt Albert Zöller. »Sie sind doch hier der Experte!«
    Onkel Lu rollte mit den Augen. »Ich bin Experte für Ludwig II., nicht für irgendwelche Buchstabenspielchen.«
    »So kommen wir nicht weiter«, beschwichtigte Steven und starrte auf das beinahe lebensgroße Porträt des Sonnenkönigs hinter dem Schreibtisch. Ludwig XIV. trug darauf einen blauen Krönungsmantel mit goldenen kreuzförmigen Verzierungen, außerdem eine Allongeperücke und in der Hand einen Gehstock, den er gravitätisch von sich gestreckt hielt. Beinahe spöttisch schien er auf die drei Rätselsucher hinabzublicken.
    »Ich bin sicher: Irgendetwas will uns dieser Kerl dort oben sagen«, murmelte Steven. »Aber ich komm einfach nicht drauf, was. Das Lösungswort muss etwas gleichzeitig Verstecktes und Offensichtliches sein, wie das Wort ›Maria‹, das in die Linde eingeritzt war.«
    »Was gibt’s denn im Erdgeschoss noch für Räume?«, wandte sich Sara an Onkel Lu. »Vielleicht finden wir da ja was.«
    Zöller runzelte die Stirn. »Soviel ich weiß, sind dort nur das Ankleide- und das Badezimmer halbwegs fertig gebaut worden. Außerdem die Küche mit der Apparatur des Tischleindeckdich. Technisch durchaus interessant, aber eigentlich kein Raum für einen Hinweis.«
    »Trotzdem. Ich meine, wir sollten einen Blick darauf werfen.« Sara eilte bereits zur Tür, während Onkel Lu

Weitere Kostenlose Bücher