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Die Ludwig-Verschwörung

Die Ludwig-Verschwörung

Titel: Die Ludwig-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Pötzsch
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Stimmen zu hören, sie kommen aus dem Garten, eine Feuerwehrsirene schwillt an. Steven hört die Stimmen seiner Eltern: Steven! Steven! Doch er wagt nicht zurückzurufen.
    Plötzlich schreien sie so laut, dass Steven sich die Ohren zuhalten muss. Sie schreien nicht, sie kreischen. Steven schreit zurück, er brüllt: Hört auf! Er ist doch ein Stein, ein stummer Stein in der Erde. Doch Steven ist nicht mehr stumm, er schreit laut, bis endlich Stille herrscht und die Tür aufgeht, und da steht dieser große Feuerwehrmann vor ihm, in Helm und Rüstung wie ein echter Ritter. Er trägt Steven zu seinem Wagen mit einem blauen zuckenden Licht drauf. Jemand nimmt ihm das Schatzkästchen weg und gibt es einem der Polizisten. Wie ein Irrlicht schwankt das Kästchen in seinen Händen auf und ab, wird zu einem winzigen Punkt und ist plötzlich hinter zwei parkenden Autos verschwunden.
    Das Kästchen … das Kästchen … mein Kästchen!
    Ein lauter Knall riss Steven zurück in die Gegenwart. Er sah, wie Albert Zöller plötzlich zur Seite kippte und Blut durch den Raum spritzte, viel Blut. Mit Entsetzen wurde Steven klar, dass irgendetwas Zöllers linke Gesichtshälfte weggerissen hatte. Der alte Mann war tot, bevor er den Boden erreichte.
    Oben auf der Balustrade stand Luise Manstein mit dem rauchenden Derringer. Sie lehnte an einer mannshohen Öffnung, die hinter einem der Heldenbilder im ersten Stock verborgen gewesen war.
    »Hallo, Steven!«, zischte sie vom Balkon aus und deutete auf den toten Albert Zöller. »Hat der Alte am Ende doch noch geplaudert?« Sie sah auf ihre silberne Armbanduhr. »Eigentlich bin ich ja nur gekommen, um euch mitzuteilen, dass die Zeit abgelaufen ist. Aber was soll’s, nun weißt du eben die Wahrheit.«
    Die Konzernchefin breitete die Arme aus, mit dem Königsmantel sah sie aus wie ein großer weißer Engel.
    So wie damals in ihrem weißen Kleid, dachte Steven. Nur trägt sie heute keine blonden Zöpfe mehr.
    Luise setzte ein fast kindliches Lächeln auf und deutete mit einer kreisförmigen Bewegung auf den Thronsaal, in dessen Mitte der tote Albert Zöller in seinem Blut lag.
    »Sei willkommen, liebster Vetter. Fühl dich wie zu Hause, hier auf der Burg unseres Ururgroßvaters!«

38
    W ährend Luise noch auf sie herunterblickte, öffneten sich die Türflügel, und Lancelot und drei weitere Schläger betraten den Thronsaal. Jeder hielt eine automatische Maschinenpistole in den Händen.
    »Du bist das Mädchen von damals«, flüsterte Steven. »Das Mädchen mit dem brennenden Kleid! Das Mädchen mit den blonden Zöpfen, das mir in der Bibliothek die Augen auskratzen wollte!«
    »In der Tat. Und es ist jammerschade, dass es mir nicht gelungen ist. Hätte uns allen viel erspart.« Luise deutete auf Saras Laptop am Boden des Thronsaals. »Aber jetzt wird ja doch noch alles gut. So wie es aussieht, habt ihr das Rätsel am Ende gelöst.«
    Lancelot war in der Zwischenzeit in die Mitte des Thronsaals geschritten. Er warf einen Blick auf Saras Laptop und runzelte die Stirn.
    »Hier steht was von einem vierten Schloss, Euer Exzellenz«, brummte er. »Und dass dort ein Spross vom liebsten Schatz des Königs zeugt. Könnt Ihr mit diesem Blödsinn was anfangen?«
    Luise stutzte, dann fing sie an zu kichern. Kurz glaubte Steven, sie würde nun gänzlich in den Wahnsinn hinüberdriften.
    Oder ich selbst, ging es ihm durch den Kopf.
    »Ob ich damit etwas anfangen kann?«, fragte die Konzernchefin schließlich. »Das ist gut, zu gut. Dieser Theodor Marot hatte wirklich Humor. Mehr, als er selber ahnte.«
    »Was immer auch so lustig ist, ich hoffe, Sie ersticken daran. Sie und Ihr ganzer durchgeknallter Schlägertrupp.« Saras Stimme zitterte, Tränen der Wut glitzerten in ihren Augenwinkeln. »Ihr alle zusammen seid nichts weiter als eine Bande verrückter Mörder!« Sie deutete auf die Leiche Zöllers. »Dieser alte Mann war keine Gefahr mehr für euch, und trotzdem …«
    Lancelot winkte ab. »Hab dich nicht so. Er hätte ohnehin nicht mehr lange gelebt, im Grunde war das nur ein Gnadenschuss.« Er grinste anzüglich. »Du solltest dir lieber Gedanken um deine eigene Zukunft machen, meine Kleine.«
    »Schwafel nicht, Paladin, sondern schnapp dir das Tagebuch!«, zischte Luise.
    Lancelot schritt schweigend auf Steven zu, verbeugte sich leicht und hob das hölzerne Kästchen vom Boden auf. Noch immer war der Antiquar wie gelähmt. Vor ihm lag Onkel Lu, kaltblütig erschossen, kurz nachdem er Steven von

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