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Die Ludwig-Verschwörung

Die Ludwig-Verschwörung

Titel: Die Ludwig-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Pötzsch
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Capri nachempfunden. Ludwig nahm hier Zuflucht vor der Moderne, die er als bedrohlich empfand.« Neugierig musterte sie Steven, der so tat, als würde er eifrig mitschreiben. »Wie geht es Ihnen, Mister Landsdale? Empfinden Sie unsere heutige Zeit nicht auch manchmal als bedrohlich?«
    Mehr, als du dir vorstellen kannst, dachte Steven, während er tapfer lächelte.
    »Nicht wirklich«, erwiderte er. »Und auch Ludwig war sich offensichtlich uneins, wenn er gleichzeitig in einem altmodischen Märchen leben wollte, aber hier die Siemens-Dynamos knattern ließ.«
    »Wie gesagt, es geht darum, das Neue und Alte miteinander zu verbinden.« Luise Manstein wandte sich abrupt zum Ausgang. »Aber jetzt müssen wir wirklich gehen. Ich habe bis heute Abend noch einiges zu erledigen.«
    Steven eilte ihr hinterher. »Aber ich habe noch so viele Fragen!«, rief er.
    Und vor allem keine Ahnung, wo und was ich suchen soll, verdammt noch mal!
    Vor dem Eingang der Grotte blieb die Konzernchefin stehen und sperrte die Felsentür hinter ihnen mit einem großen rostigen Schlüssel ab. Dann sah sie Steven lange prüfend an.
    »Wissen Sie, dass Ludwig nur einmal in seinem Leben einer Zeitung ein Interview gegeben hat?«, fragte sie unvermittelt. »Es war ein amerikanischer Journalist, und sie haben sich über Edgar Allan Poe unterhalten. Unterschätzen Sie also diesen König nicht. In gewissen Dingen war er seiner Zeit weit voraus.« Kurz schien sie zu zögern, dann entspannte sich ihr hartes Gesicht, und sie lächelte beinahe mädchenhaft. »Ich sage Ihnen was, Mister Landsdale, Sie gefallen mir. Kommen Sie doch heute Abend auf meine kleine Party. Vielleicht haben wir dann noch die eine oder andere Möglichkeit, miteinander zu plaudern.« Sie reichte ihm zwei golden glänzende Plastikkarten. »Das hier ist Ihr Securitypass. Und ein zweiter, falls Sie eine Begleitung mitbringen wollen. Hat mich gefreut.«
    Ohne ein weiteres Wort des Abschieds ging sie den Pfad entlang und war schon bald hinter den Bäumen verschwunden.
    Sara Lengfeld tauchte gegen Mittag wieder auf.
    Ihr zitronengelber Mini-Cooper hielt mit quietschenden Reifen auf dem Vorplatz des Hotels, als Steven im Restaurant zum wiederholten Mal die Notizen Marots durchblätterte. Noch immer hatte er keinen Hinweis gefunden, wie die Codewörter zu entschlüsseln waren. Als er nun durch das Restaurantfenster Sara ankommen sah, eilte er zornig nach draußen.
    »Wo, um Himmels willen, waren Sie?«, rief er ihr entgegen. »Ich habe mir schon Sorgen gemacht!«
    Sara hielt einen dünnen weißen Kasten von der Größe einer Damenhandtasche in die Höhe und grinste breit.
    »Ich war shoppen in Garmisch. Ein Macbook Pro mit einer superschnellen 500-Gigabite-Festplatte und einem dieser Intel-Core-i7-Prozessoren. Den wollte ich schon immer haben.«
    »Aha, und das musste gerade jetzt sein?«
    Sara zog genervt die Augenbrauen hoch. »Herr Lukas, nur weil Sie noch mit dem Gänsekiel schreiben, muss ich das nicht auch tun. Mein Smartphone hat irgendein Unbekannter in Ihrem Keller geschrottet, erinnern Sie sich? Und dieses Ding hier wird unsere Suche erheblich erleichtern! Ich hab uns gleich ein paar Dechiffrierungsprogramme draufgeladen, und zum Surfen müssen wir auch nicht mehr in die Hotellobby. Wie wär’s mit ein wenig Dank zur Abwechslung?«
    »Danke, Frau Lengfeld.«
    »Geht’s vielleicht noch ein bisschen distanzierter, Herr Eiswürfel?«
    Steven nahm Sara zur Seite und packte sie hart an der Schulter. »Hören Sie«, flüsterte er. »Ich habe für diesen Blödsinn jetzt wirklich keine Zeit. Marots weitere Aufzeichnungen deuten darauf hin, dass ein möglicher Hinweis in der Venusgrotte sein könnte. Ich war heute früh drin, allerdings …«
    Sara blickte ihn erstaunt an. »Sie waren drin? Ich dachte, sie ist geschlossen.«
    »Frau Lengfeld, ob Sie’s glauben oder nicht, aber ich komme mit meinem Gänsekiel erstaunlich weit.«
    In kurzen Worten erzählte ihr Steven von seiner Begegnung mit Luise Manstein in der Venusgrotte. Schließlich berichtete er Sara auch von der Einladung.
    »Ich soll also auf so einen Scheiß-Wichtigtuer-Ball von Manstein Systems?«, fragte sie angewidert. »Warmer Prosecco, Small Talk, grenzenlose Langeweile … Mann, das hab ich das ganze Jahr über schon auf den Vernissagen.«
    »Dann werden Sie es dieses weitere Mal auch verkraften.« Steven blickte sie durchdringend an. »Verstehen Sie nicht? Das ist für uns vielleicht die letzte Möglichkeit, noch einmal

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