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Die Ludwig-Verschwörung

Die Ludwig-Verschwörung

Titel: Die Ludwig-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Pötzsch
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sein, meine Herren: Wenn Ludwig fällt, ist das das Ende der bayerischen Monarchie. Dann werden wir nur noch von gefühllosen Bürokraten regiert. Wir stehen an einem Wendepunkt der Geschichte.«
    Mit diesen Worten öffnete er die Tür, und wir fünf gingen unserer Wege. Hätte ich geahnt, unter was für grauenhaften Umständen ich meine Mitverschwörer wiedersehen würde, ich hätte wohl schreiend das Weite gesucht oder wäre gleich nach Amerika ausgewandert. So aber spazierte ich mit einem mulmigen Gefühl hinunter zum See, in der Hoffnung, dort Maria zu treffen.
    Gerne hätte ich mit ihr über den König und die schrecklichen Pläne der Minister geredet, doch ich wollte sie nicht in so große Gefahr bringen. Jeder, der von dem Komplott gegen Ludwig und von unseren Plänen wusste, war ein lästiger Störenfried, den es zu beseitigen galt.
    Und da der Schwur mir den Mund versiegelte, beschloss ich zu schweigen.

19
    W ie in Trance hatte Steven über zwei Stunden lang in Marots Tagebuch gelesen, als er plötzlich hinter sich ein Geräusch hörte. Er richtete sich auf. Auf dem einsamen, schattigen Waldweg knacksten Zweige. Sollten sich Touristen bis in diesen abgelegenen Zipfel der Insel verirrt haben? Oder waren erneut die Guglmänner hinter ihm her? Vielleicht hatte ihn mittlerweile aber auch die Polizei aufgespürt? Mit Schaudern musste Steven an den grünen Bentley denken, der ihnen bis Prien am Chiemsee gefolgt war.
    Wer in Gottes Namen ist alles an diesem Buch interessiert?
    Vorsichtig legte der Antiquar das Buch zur Seite und spähte von seinem Platz auf der Bank aus hinter dem mächtigen Buchenstamm hervor. Fast rechnete er damit, in diesem dunklen Märchenwald auf ihre bisherigen Widersacher, den Zauberer oder den einäugigen Ritter, zu treffen. Doch es war nur Sara, die ihm winkend entgegenkam.
    »Hier sind Sie also!«, rief sie fröhlich. »Da haben Sie sich aber ein idyllisches Plätzchen zum Übersetzen ausgesucht.«
    »Vor allem ein zeitloses.« Steven klappte sein Notizbuch zu. »Hier sieht es vermutlich noch genauso aus wie vor über hundert Jahren. Nur die Buchen sind ein wenig gewachsen.«
    »Und? Haben Sie schon was rausgefunden?« Saras Stimme wurde ernst. »Irgendeinen Hinweis, der darauf schließen lässt, was Marot mit dem Wort ›KOENIG‹ gemeint haben könnte?«
    Steven schüttelte den Kopf. »Nicht das Geringste. Momentan ist Marot noch in Berg und trifft sich mit den letzten Getreuen des Königs. Ein spannender Politkrimi ist das, aber es gibt keinen Hinweis auf das nächste Schlüsselwort.« In kurzen Worten erzählte er ihr von den gerade gelesenen Seiten des Tagebuchs. Sara hörte schweigend zu, dann lehnte sie sich seufzend zurück und ließ sich einen verirrten Sonnenstrahl aufs Gesicht scheinen.
    »Bei uns gibt es ebenfalls nichts zu melden«, murmelte sie. »Weder im Kloster noch in den Wirtschaftsgebäuden haben wir irgendetwas gefunden, das uns weiterhelfen könnte.« Sie lachte leise. »Ein einziges Wort auf einer ganzen gottverdammten Insel! Genauso gut könnte man eine Nadel im Heuhaufen suchen. Aber dafür bin ich auf etwas anderes gestoßen.«
    Sara machte eine kleine Pause, bevor sie leise weitersprach: »Sie erinnern sich an den grünen Bentley drüben im Hafen? Ich bin vorhin drei Männern begegnet, denen dieser Wagen gehören könnte. Als ich mir mit Onkel Lu die alten Klosterräume angesehen habe, waren sie immer ein paar Zimmer hinter uns. Ich kann mich täuschen, aber ich glaube, die schnüffeln uns nach. Und jetzt raten Sie mal, was die Herren anhatten.«
    »Was?«
    »Trachtenanzüge. So wie der nette Mann, der Ihnen in Ihrem Antiquariat einen Besuch abgestattet hat.«
    »Die Guglmänner!«, entfuhr es Steven. »Die haben mir gerade noch gefehlt!«
    Sara hob beschwichtigend die Hand. »Nur die Ruhe. Solange wir unter Menschen bleiben, sollte uns nichts geschehen. Und hierher zu Ihnen ist mir keiner gefolgt, da bin ich mir sicher.«
    »Wo ist Onkel Lu?«, wollte Steven wissen.
    »Schlägt sich im Restaurant den Bauch voll und schwatzt mit den Bediensteten. Auf die Dauer kann er einem mit seiner Besserwisserei ziemlich auf die Nerven gehen.« Sara zog eine Grimasse. »Deshalb bin ich auch ein bisschen allein herumspaziert, wahrscheinlich in der Hoffnung, dass das Lösungswort einfach so vor mir auf dem Boden liegt.«
    »Ich glaube ohnehin, dass wir, wenn überhaupt, im Schloss fündig werden«, sagte Steven. »Bis heute Abend habe ich hoffentlich die nächste Passage

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