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Die Ludwig-Verschwörung

Die Ludwig-Verschwörung

Titel: Die Ludwig-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Pötzsch
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spürte, als die Scherben bereits um ihn herum auf dem Boden lagen. Der König hatte mit einem halbvollen Champagnerglas nach ihm geworfen, jetzt sah er seinen Vasallen mit funkelnden kleinen Augen an. Mit übereinandergeschlagenen Beinen und in einem weißen Pelzmantel saß Seine Majestät auf dem drehbaren Steuersessel in der offenen Kabine. Wie von einem Thron aus blickte er abfällig auf den Riesen im Deckchair herunter.
    »Mein bester Ritter!«, zischte der König. »Verliert ein Auge und lässt sich auch noch das Buch vor der Nase wegschnappen. Von einer Frau !«
    »Sie hatte das Buch nicht«, murmelte Lancelot und leckte sich den warmen Champagner und ein paar Blutstropfen von den Lippen. »Dieser Antiquar war damit unterwegs. Sie hat’s selbst zugegeben.«
    »Und das hat Er ihr geglaubt?« Der König lachte höhnisch. »Frauen sind schlau und gerissen. Wenn ich mir Sein Gesicht so ansehe, dann möchte ich meinen, dass diese Frau der eigentliche Drahtzieher ist. Wer ist sie überhaupt?«
    »Das … das wissen wir noch nicht.«
    Der König zog die Augenbrauen nach oben. »Und dieser Lukas? Was habt ihr über den herausfinden können?«
    Lancelot fühlte sich sichtlich unwohl. In Gedanken sah er seine eigene Luxusyacht soeben irgendwo im Atlantik absaufen. »Nicht viel, außer dass er ein etwas verschrobener Antiquar ist«, brummte er leise. »Dieser Professor Liebermann hat ihn offenbar zufällig aufgesucht und dann beschlossen, das Buch dort zu verstecken.« Lancelot kratzte sich unter dem Wundverband, die frisch desinfizierte Augenhöhle juckte höllisch. »Weiß der Teufel, warum dieser Irre jetzt damit durch die Gegend rennt. Offensichtlich ahnt er, dass dieser Marot irgendetwas versteckt hat. Aber er hat keine Ahnung, wo.«
    Noch immer durchströmte Lancelot ein leises Gefühl der Befriedigung, dass er mit seiner Vermutung recht behalten hatte. Die Prospekte auf dem Boden des Hotelzimmers hatten ihm den weiteren Weg des Antiquars und seiner unbekannten Freundin verraten. Zwei Ziele hatten zur Auswahl gestanden, an beiden hatte er seine Leute postiert. Als sie ihm heute Mittag die Ankunft der beiden Gesuchten in Prien gemeldet hatten, hatte er sofort den Chef benachrichtigt.
    »Sieht so aus, als ob er schon was herausgefunden hat, und nun ist er neugierig«, sagte der König nachdenklich. »Er denkt in die gleiche Richtung wie wir. Seltsam …« Seine Majestät sah auf seine frisch manikürten Finger. »Er kommt aus Amerika, ja?«
    Lancelot nickte. »Wir haben seine Personalien checken lassen. Er hat einen amerikanischen Pass, obwohl er offenbar seit seinem sechsten Lebensjahr in Deutschland lebt.« Der Blick des Riesen ging in die Ferne, wo sich knapp über der Wasseroberfläche ein paar Möwen um einen Fisch balgten. »Leider hat er kaum Spuren im Internet hinterlassen. Kein Facebook-Account, keine E-Mail-Kontakte, keine Homepage. Ein ziemlicher Kauz, wenn Ihr mich fragt.«
    Das Kreischen der Möwen raubte Lancelot den letzten Nerv. Müde wischte er sich das Blut von der Stirn, wo ihn das Sektglas des Königs getroffen hatte. Er wollte nur noch diesen einen Auftrag ausführen, das Geld nehmen und dann für immer weg von diesem ganzen Wahnsinn. Mittlerweile glaubte er zuweilen, selbst verrückt zu werden.
    »Amerika«, murmelte der König plötzlich, seine Augen wirkten merkwürdig leer. »Sicher nur ein dummer Zufall, aber ich muss sichergehen. Findet alles über den Mann heraus. Über seine Eltern, seine möglichen Geschwister. Ich will wissen, wo er zur Schule ging, was er am liebsten isst, was seine Lieblingsbücher sind. Einfach alles.«
    »Wie sollen wir das machen? Der Typ ist ein Nerd, da gibt’s keine Freunde, die wir ausquetschen könnten, keine …«Im gleichen Augenblick wusste Lancelot, dass die Bemerkung ein Fehler gewesen war. Nur mit Mühe gelang es ihm, der Champagnerflasche auszuweichen, die im weiten Bogen auf ihn zusegelte und schließlich an der Reling zerschellte.
    »Für was bezahl ich Ihn?«, kreischte der König. »Für das Stellen von dummen Fragen? Er ist mein bester Ritter, also lass Er sich gefälligst etwas einfallen!«
    Lancelot erhob sich schwerfällig und verbeugte sich.
    Noch dieser Auftrag, dann verschwinde ich Richtung Karibik. Aber vorher dreh ich dieser verrückten Kanaille eigenhändig den Hals um …
    »Wie Seine Majestät befiehlt«, sagte er und bewegte sich, dem höfischen Zeremoniell entsprechend, langsam rückwärts Richtung Heck. »Ich werde unsere Leute

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