Die Lüge im Bett
Gründen muß ich dabeisein. Hättest du nicht Lust mitzukommen? Dein Cocktailkleid würde sich gut neben mir machen!«
Nina bleibt der Mund offenstehen. Mit oder ohne Gabriel, fragt sie sich, traut sich aber nicht, es laut zu wiederholen.
Nic scheint vergessen zu haben, in welcher Aufmachung er vor ihr steht. Er drückt sich an ihr vorbei, öffnet eine Schranktür. »Hier sind übrigens die Filtertüten, falls du die suchst. Gabriel macht aber einen phantastischen Milchkaffee mit geschäumter Milch. Ich würde noch eine Minute warten!«
Nina müßte nur die Hand ausstrecken, dann hätte sie seinen strammen Hintern in der Hand, erotisch durch den feinen Stoff hervorgehoben. Sie hätte seinen Slip auch gern von vorn betrachtet, aber sie kann ihm nur in die Augen schauen, er steht zu nah, da wäre eine solche Musterung zu auffällig.
»Überleg's dir, ich würde mich freuen.«
Nic zwängt sich wieder dicht an ihr vorbei, Nina kann ihn riechen. Er duftet wie ein Kind, das morgens aus dem warmen Bett kommt. Ein bißchen nach Veilchen, ein bißchen nach geheimer Welt.
»Gabriel feiert heute abend bei seinen Eltern«, im Hinausgehen lächelt er ihr zu.
Nina muß sich an der Spülkante festhalten. Gabriel ist nicht da? Die ganze Nacht nicht? Ist das vielleicht ihre große Chance? So ganz ohne Kampf und ohne Probleme?
Nic verschwindet wieder in seinem Zimmer, Ninas Finger zittern, als sie die Filtertüte aus dem Schrank herausnimmt. Dann dämmert es ihr plötzlich: Nic braucht sie als Alibifrau!
Ein offizieller Anlaß. Sie mit ihm, das gefällt ihr. Sollten Journalisten da sind, könnte sie sogar an seiner Seite fotografiert werden. Und wer weiß, wenn sie erst einmal zusammen auf Farbfotos in verschiedenen Gazetten zu sehen sind, wird er sich vielleicht an den Anblick gewöhnen und schließlich glauben, in ihr seine ideale, die einzig wahre Lebenspartnerin gefunden zu haben.
Als Nina anfängt, die Wohnung aufzuräumen, kommt Gabriel gut gelaunt herein und drückt ihr links und rechts einen Kuß auf. »Guten Morgen! Ich höre, du vertrittst mich heute abend beim Produzentenball, das finde ich lieb von dir!«
Wenn du wüßtest, denkt Nina und nickt ihm zu: »Du hast ja keine Zeit, hat mir Nic gesagt!« Besser, ich tu so, als würde ich es nicht kapieren, sagt sie sich und balanciert einen Stapel Teller in die Küche. Gabriel trägt eine enge Jeans und darüber lose ein Jeanshemd. Er ist barfuß, seine Haare glänzen noch naß. Ganz der Junge, der keine Sorgen hat. Er würde auch gut nach Saint-Tropez auf eine Jacht passen. Nina war zwar noch nie in Saint- Tropez, aber genau so stellt sie es sich vor.
»Du kannst das eigentlich stehen lassen«, unterbricht Gabriel ihre Gedanken. »Unsere Putzfrau hat heute eine Sonderschicht versprochen.«
»Wieso kein Putzmann?« rutscht es ihr heraus.
»Wie?« Er lacht. »Ein Putzmann? Warum denn das?«
»Ich fände es konsequenter«, sagt sie langsam und denkt dabei, hättest du doch die Klappe gehalten!
Seinen Blick kann sie nicht deuten, als er sagt: »Wir wollen ja keine Männerwelt aufbauen - wir lieben nur Männer. Das ist alles!«
Wie beruhigend, daß Frauen zumindest noch putzen dürfen, denkt sie, beschließt aber, das Thema hiermit abzuhaken.
»Du machst einen phantastischen Milchkaffee, hat Nic gesagt.«
»Das darfst du gleich selbst beurteilen!« Gabriel geht an den Herd.
Es gibt einen richtigen Gammelnachmittag. Das Wetter lockt nicht nach draußen, sie liegen auf der Couch vor dem großen Fernsehgerät im Wohnzimmer und schauen sich alte Filme auf Video an. Dabei unterbricht Nic immer wieder, indem er zurückspult und sich Schnitte zwei-, manchmal sogar dreimal anschaut.
Nina mixt sich zwischendurch einen Campari-Orange und ruft ihre Mutter an. Sie schwärmt und erzählt von dem bevorstehenden Abend, und diesmal fällt ihr die Begeisterung leicht. Gegen sieben Uhr verabschiedet sich Gabriel. Er hat sich einen dunklen Anzug angezogen und sieht aus wie frisch der Männer-Vogue entsprungen. Nic wirft ihm einen bewundernden Blick zu. Mal gespannt, ob er sie nachher auch so anschaut, überlegt Nina eifersüchtig und beschließt, rechtzeitig ins Bad zu gehen, um genügend Zeit für ihre Verschönerung zu haben.
Sie treffen kurz vor neun auf der Veranstaltung ein. Nic hat einen schwarzen, gerade geschnittenen Anzug an und trägt dazu ein weißes Hemd mit schwarzweiß gepunkteter Krawatte.
Trotz seines eleganten Aufzugs wirkt er jedoch so lässig, als trüge
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