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Die Lüge im Bett

Die Lüge im Bett

Titel: Die Lüge im Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Hauptmann
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erwartungsvoll an.
    »Was?« Ihre Mutter setzt sich neben ihren Mann.
    »Daß er noch heiß ist und ziehen muß!«
    Nina überlegt, wie sie anfangen soll. München ist weit weg, da kann sie nicht mehr mal eben auf einen Tee hereinschauen, wenn ihr danach ist, oder sich bei ihrer Mutter Rat holen, wenn sie nicht mehr weiterweiß, sich pflegen lassen, wenn sie sich krank fühlt, und sie wird sich auch nicht mehr in ihr altes Bett verkriechen können, um heimlich ihre Wunden zu lecken.
    Was will sie eigentlich in München?
    »So, Kind, dann erzähl mal! Du siehst nach Neuigkeiten aus!« Ihre Mutter reicht ihr den Kandiszucker.
    »O Mutti, ich weiß gar nicht, wie ich anfangen soll!«
    »Sie ist schwanger!«
    »Rudi!« mahnt Ilse.
    »Wolltest du nicht das Auto waschen?« fragt Nina.
    Ihr Vater brummelt etwas und hört dann zu, wie Nina erst zögernd, dann aber immer selbstbewußter ihre Geschichte erzählt. »Ausgerechnet zu den Bayern!« sagt er schließlich.
    »Weißt du überhaupt, was du dir damit antust? Die sind stockkonservativ. Brauchst nur mal die Nachrichten zu hören. Und dann haben sie diese seltsame Schickeria, die so unglaublich cool ist. Und damit die anderen auch sehen, daß man wer ist, least man sich einen Supersportwagen, den man immer, erstes Gebot, direkt vor das Lokal stellt, in das man rein will, auch wenn man dann den Strafzettel nicht bezahlen kann. Und dann Volksmusik und Dirndl! Und die Sprache, von der man kein Wort versteht. Und alles klatscht sich beim Tanzen auf die Lederhosen und schnürt sich den Busen ab. Das ist ein völlig eigenes Land, da kannst du gleich ins Ausland ziehen!«
    Nina muß lachen. »Wo hast du denn diese Weisheiten her?«
    »Das weiß man eben!«
    »So, so!«
    Aber irgendwann fügen sich die Eltern. Nina wird die Chance in München wahrnehmen, wird sich an Rosa Herzschneider wenden, und wenn alles schiefgeht, kann sie jederzeit wieder in ihr Jugendzimmer ziehen.
    »Mit dreißig!« spottet Nina.
    »Du kannst auch noch mit vierzig kommen«, meint ihr Vater.
    »Ich bin so froh, daß ich euch habe«, sagt Nina und fällt beiden um den Hals.
    Am Abend ruft sie bei Nic an. Gabriel ist dran.
    »Ich hab's schon vernommen und freue mich! Wann kommst du?«
    »Wann paßt es euch?«
    Seine Stimme klingt jung und lausbubenhaft, als er sagt:
    »Heute, morgen, wann immer du willst!«
    »Morgen!« sagt Nina glücklich.
    »Gut, dann also bis morgen!«
    Nina übernachtet bei ihren Eltern, hinterläßt ihre neue Telefonnummer und erklärt, falls ein Gabriel abnehmen sollte, daß er ein entfernter Verwandter von Nic sei, der übergangsweise bei Nic wohne, regelt dann ihre Abreise bei Irene Roller, verabschiedet sich von Bob, den Pferden und den Mädchen und wirft ganz zum Schluß auch ihrem kleinen Zimmer eine Kußhand zu. Es war eine neue Erfahrung, und es hat sie weitergebracht.
    Vollgepackt fährt sie am frühen Nachmittag nach München, singt bei jedem Lied im Radio lauthals mit, ist glänzender Laune, freut sich über das schöne Wetter und die wechselnde Landschaft, macht sich bewußt, daß dies ein völlig neuer Lebensabschnitt ist.
    Am Abend kommt sie an. Diesmal findet sie die Straße ohne polizeiliche Hilfe und sogar in der Nähe der Haustür einen Parkplatz.
    Zu dritt tragen sie ihr Gepäck fünf Stockwerke hinauf, die Männer helfen ihr beim Einräumen.
    »So, okay, zur Feier des Tages lade ich euch jetzt zum Italiener ein«, befindet Nic, nachdem er das letzte Paar Schuhe von Nina fein säuberlich neben die anderen in Reih und Glied an die Wand gestellt hat.
    Bei der Vorspeise besprechen sie die zukünftige Haushaltsführung und das Haushaltsgeld, von Miete oder Putzbeitrag will Nic nichts wissen. »Das macht keinen Unterschied«, sagt er, »die Putzfrau kommt sowieso, und was die Miete angeht, bist du mein Gast!«
    Nina bedankt sich und stößt mit den beiden Männern auf die Zukunft an. »Jetzt brauche ich nur noch einen Job!«
    »Den kriegst du auch noch.« Gabriel prostet ihr zu.
    Am nächsten Tag geht Nina als erstes los und kauft in der nächsten Apotheke ein Schlafmittel. Was sie da letzte Nacht durch die Zimmerwand gehört hat, hat ihr gereicht. So nett und unschuldig Gabriel auch ist, aber von ihrem Nic soll er die Finger lassen! In einem Lebensmittelgeschäft um die Ecke schaut sie sich um. Da Nic Campari in seiner Bar stehen hat, nimmt sie an, daß Campari-Orange von den beiden gern getrunken wird. Also nimmt sie eine Flasche Campari und zwei Flaschen Orangensaft

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