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Die Lüge

Die Lüge

Titel: Die Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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stundenlang gewartet, wollte sie zur Rede stellen, deshalb bin ich so spät nach Hause gekommen und Samstag früh noch einmal hingefahren, wieder vergebens. Am Sonntag wollte ich es erneut probieren, das hast du verhindert. Nun ist die Frau tot und Philipp offenbar untergetaucht. Halt mich fest.»
    Das tat er, die halbe Nacht, auf feuchten Laken. Nur einmal verließ er das Bett, um seinen Wecker ins Bad zu stellen. Dann zog er sie wieder an sich und murmelte seine Ängste und Gefühle in ihren Nacken. Dass er nicht wusste, ob er ihr glauben durfte. Dass er befürchtete, an ihrer Seite nie ein normales Leben führen zu können, weil sie nicht begriff, was im Leben wirklich zählte. Aber er wusste, was er ihr schuldete. Und er war doch der Einzige, auf den sie noch zählen konnte, wenn sie wieder einmal Mist gebaut haben sollte. Er murmelte sie in den Schlaf. Es ging fast nahtlos über in seingehauchtes «Schlaf weiter». Sie spürte seine Lippen über ihre Schläfe gleiten, dann war er fort. Ein unberechenbarer Faktor. Ein unkalkulierbares Risiko. Nadias Mann.
    Der Schmerz, den seine Unfähigkeit, Nadia aufzugeben, in ihr ausgelöst hatte, blieb ihr den halben Vormittag erhalten. Erst kurz vor Mittag lenkte das Telefon sie davon ab. Dieter rief an. Andrea putzte gerade die großen Fensterscheiben beim Pool. Das Wasser hatten sie nicht abgelassen. Andrea wusste nicht, wie man das bewerkstelligte, sie auch nicht.
    Dieter hatte das Essen mit seinem Verleger auf den Abend verschoben. Dass sie sich nicht bei ihm gemeldet hatte, verstand er, war nun in Hardenbergs Büro. Dass er dort in den nächsten Stunden überrascht werden könnte, hielt er für ausgeschlossen. «Der Mercedes ist weg, Hardenberg garantiert auch», vermutete er. «So wie ich das hier überschaue, gibt es keine Hinweise auf die anderen acht Männer, die angeschrieben wurden. Aber ich habe noch längst nicht alles kontrolliert.»
    Er wollte wissen, wie es um die freie Kapazität der Festplatte im Arbeitszimmer bestellt sei. Seinen Anweisungen folgend, brauchte sie nur drei Sekunden, ehe sie die gewünschte Auskunft geben konnte. Wie Dieter sich gedacht hatte, reichte der freie Speicherplatz bei weitem nicht.
    Sie schickte Andrea heim. Nur eine knappe halbe Stunde später war Dieter da. Sie dirigierte ihn in die Garage. Gegen einen Rundgang hatte er nichts einzuwenden, verlor aber weder ein Wort der Anerkennung noch eine spöttische Bemerkung, dass sie in dieses Haus passe wie ein Huhn in die gute Stube. Der Hinweis auf den Pool veranlasste ihn zu dem Hinweis: «Ich habe im Frühjahr auch ein kleines Becken in den Garten setzen lassen.» Beim Anblick des grünen Geflimmers wurde er dann doch von Ehrfurcht gepackt. «Großer Gott, das ist ja ein Hallenbad.»
    «Kannst du das Wasser ablassen?», fragte sie hoffnungsvoll.
    «Warum? Es ist doch in Ordnung. Hast du eine Ahnung, was es kostet, so ein Becken wieder zu füllen?»
    «Ich will es nicht wieder füllen», erklärte sie. «Ich bin gestern reingefallen.»
    «Bleib einfach hier weg», riet er.
    In der Diele zeigte er ihr rasch, wie der Briefkasten zu öffnen war. Man brauchte keinen Schlüssel, griff nur mit einem Finger in die Öffnung, die sie für ein Schlüsselloch gehalten hatte, drückte einen winzigen Riegel beiseite und zog die Klappe auf. Es lagen zwei Kuverts darin. Eines enthielt die Telefonrechnung. Das andere kam von einer Musikagentur und enthielt zwei weitere Karten für das Niedenhoff-Konzert in der Beethovenhalle.
    Als sie das Arbeitszimmer betraten, klingelte das Telefon. Der Anrufbeantworter schaltete sich ein und zeichnete auf. Phil teilte in rasend schnellem Englisch mit, dass ein kleines Gästezimmer zur Verfügung stand, dass Pamela sich aber auch, falls gewünscht, um ein Hotelzimmer bemühen könne. Dieter übersetzte und riet ironisch: «Du bekommst am besten eine Halsentzündung.» Dann erinnerte er sich: «Ich muss noch irgendwo Sprachkurse haben. Englisch auf jeden Fall. Ich hatte auch einen Französisch-Kurs, aber es kann sein, dass Ramie den nach Rumänien   …»
    Er brach ab und erklärte: «Wenn ich die Sachen finde, schicke ich sie dir. Dann kannst du ein paar Sätze zur Unterhaltung beitragen, ohne aufzufallen. Du musst es ja nicht übertreiben. Bei einer Frau, die von ihrem Mann verdächtigt wird, wieder mal Scheiße gebaut zu haben, dürfte Schweigsamkeit nicht weiter auffallen.»
    Dann setzte er sich an den Computer, fummelte eine Weile herum, um sich einen

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