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Die Lüge

Die Lüge

Titel: Die Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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zurückfiel, wobei er eines übersah. Wenn Michael bereits daheim war und Susanne Laskos geschiedener Mann auftauchte, forcierte das den Erkennungsprozess immens.
    Draußen war es dunkel, als sie hintereinander die Tiefgarage verließen. Sie fuhr wieder voraus durch den dichten Abendverkehr, Dieter folgte. In der Stadt hatte sie keine nennenswerte Chance für Überholmanöver. Auf der Autobahn sah die Sache anders aus. Der Alfa war erheblich wendiger als die dunkelgrüne Familienkutsche. Viel Platz war zwar nicht, aber es reichte für ein bisschen Slalom. Zwei Sekunden lang sah sie noch das Geflimmer der Lichthupe im Rückspiegel. Dann gingen die Scheinwerfer des Kombis im Lichtermeer unter.
    Zwanzig Minuten später hielt sie in der Einfahrt. Der Jaguar stand bereits in der Garage. Sie wappnete sich gegen einen Wutausbruch oder einen Alkoholtest und betrat die Diele in Erwartung eines Griffs nach ihrem Handgelenk. Aber Michael war nicht zu sehen. In der Küche stand Geschirr. Es schien, dass er sich eine Mahlzeit zubereitet, jedoch kaum etwas davon gegessen hatte. Sie ging nach oben, hängte die Nerzjacke zurück ins Ankleidezimmer, kontrollierte sämtliche Räume, keine Spur von ihm. Als sie zurück ins Erdgeschoss kam, hörte sie ihn aus dem Keller rufen.
    Er saß nackt und nass auf dem Rand des Pools, seine Augen waren gerötet, vielleicht vom Chlor. Seine Stimme war völlig ohne Klang: «Ich dachte, du wärst weg.»
    «Ich musste noch ein paar Sachen zurück ins Büro bringen. Bist du schon lange hier?»
    «Seit halb vier. Wer war Susanne Lasko, und was hattest du mit ihr zu tun?»
    «Ich gar nichts», behauptete sie. «Philipp hatte mit ihr zu tun. Da bin ich sicher. Der Mann, der mich bedroht hat, muss mich mit ihr verwechselt haben. Eine andere Erklärung fällt mir nicht ein.»
    Er nickte gedankenversunken. Ob er ihr glaubte, ließ er nicht erkennen, lächelte zu ihr auf. Es war ein sonderbares Lächeln, müde und geistesabwesend. «Willst du mich trocken küssen?»
    «Heute nicht», sagte sie.
    «Hast du getrunken?»
    Sie schüttelte den Kopf. Er streckte eine Hand nach ihr aus. Und sie dachte, er wolle nur wieder seinen Alkoholtest machen, ging die paar Schritte zum Rand des Pools. Danach ging alles rasend schnell. Er griff nach ihrer Hand, zog sie mit einem Ruck hinunter. Dass sie vollständig bekleidet war, kümmerte ihn nicht. Für eine Sekunde spürte sie seine Schenkelunter dem Rücken, seine Hand im Nacken und seinen Mund auf den Lippen. Dann gab er ihr einen Stoß. Sie rutschte von seinen Beinen. Und das Wasser schlug ihr über dem Kopf zusammen.
    Er blieb auf dem Rand sitzen und schaute sich ihren verzweifelten Kampf an. Vorsichtig ins Becken gestiegen, hatte sie den Kopf wohl über Wasser halten können. Hineingeworfen sah das anders aus. Sie verlor die Slipper, bekam keinen Boden unter den Füßen, fand keinen Halt für die Hände. Wild um sich schlagend und strampelnd, brachte sie sich immer weiter vom Überlauf weg. Nur zu atmen versuchte sie nicht, hielt die Luft an, bis sie meinte, dass ihr die Lungen und das Hirn platzten.
    Zweimal sah sie ihn – gebrochen durch das Wasser – reglos sitzen und war überzeugt, dass er sie – vielmehr Nadia – umbringen wollte, weil er nichts unternahm. Dann endlich stieß er sich ab, war im nächsten Moment neben ihr, riss sie an sich und brachte ihren Kopf über Wasser. Nur um sie zu küssen. Es blieb ihr nicht einmal die Zeit für einen tiefen Atemzug.
    «Warum begreifst du nicht, was ich wirklich will?», murmelte er, tauchte zusammen mit ihr wieder unter. Dass sie sich in Panik an ihn klammerte, schien er für Leidenschaft zu halten. Auch unter Wasser küsste er weiter, nestelte dabei am Reißverschluss ihrer Hose. Und wieder nach oben. Kurz Luft schnappen, ehe er ihr erneut den Mund blockierte.
    Ihr Herzschlag dröhnte in ihren Ohren. Das Collier riss unter seinen Fingern. Einige Perlen verteilten sich im Wasser, der Rest sank als trudelnde Schnur zum Beckenboden. Es war grün dort und blau mit den ersten dunklen Flecken der beginnenden Ohnmacht. Das Letzte, was sie fühlte, waren seine Hände unter dem Pullover um die Taille, seinen Mund auf der Brust und das Wasser in der Nase. Sie kam nicht einmal mehr dazu, sich für ihre Fahrkünste zu verfluchen. Und auch indem Punkt hatte Nadia gelogen. Beim Liebesspiel zu ersaufen war kein schöner Tod. Aber Nadia hatte einen noch weniger schönen gehabt, einen verflucht heißen.
    Sie fühlte eine entsetzliche

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